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Österreich: Pestizide in Obst und Gemüse  
  Nach dem Aufruhr um pestizidbelastete spanische Paprika bestätigen neue Labor-Tests im Auftrag von Global 2000 den Pestizidskandal bei südländischem Obst und Gemüse: Mehr als 75 Prozent der getesteten Paradeiser, Salate, Trauben, Erdbeeren und Gurken sind demnach verseucht, heißt es in einer Aussendung der Umweltorganisation vom Montag.  
"Das Ergebnis ist erschreckend. Rund 15 Pestizide fanden sich in den 13 Proben. Es kam zu einer Überschreitung der geltenden Grenzen für Pestizidrückständen in Lebensmitteln, außerdem wurden Pestizide gefunden, die in Österreich nicht zugelassen sind", empörte sich Klaus Kastenhofer, Mediziner und Lebensmittelsprecher von Global 2000.
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Hintergrund: Aufruhr um spanische Paprika
Mitte Februar hat "Global 2000" spanische Paprika, die in den fünf größten Supermarktketten Österreichs angeboten wurden, auf Pestizide untersuchen lassen. Fazit: Die vermeintlich knackig-gesunden Paprikafrüchte enthielten einen Gift-Cocktail aus bis zu acht verschiedenen Pestiziden. Die Hersteller nützen offenbar eine Gesetzeslücke.
->   Mehr dazu in science.ORF.at
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Spitze des Eisbergs?
"Das ist erst die Spitze des Eisberges. Wenn sogar Stichproben solche Ergebnisse zeigen, dann muss man von systematischen Missbrauch ausgehen", zeigt sich Experte Kastenhofer überzeugt.

So fanden sich den Angaben zufolge in zehn Kilo Paradeiser aus fünf Supermärkten insgesamt neun Pestizide, darunter Cypermethrin, das von der WHO (World Health Organisation) als hochgefährlich eingestuft wird und in das menschliche Hormonsystem eingreift. Ebenfalls hormonell wirksam und in den Paradeiserproben zu finden seien Chlorpyriphos und Endosulfan.

Das Pestizid Iprodion belastet laut Global 2000 Trauben und Gurken, Procymidon wurde bei Erdbeeren, Salat, Gurken und Paradeiser, sowie Chlorthalonil bei Gurken gefunden. Alle drei Substanzen gelten als krebserregend.
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Pestizide
Unter dem Begriff Pestizide werden Mittel zur Bekämpfung von pflanzlichen und tierischen Schädlingen aller Art zusammengefasst. Eingesetzt werden die mehr oder minder giftigen Stoffe vornehmlich in der Landwirtschaft, aber auch in privaten Haushalten. Viele dieser Substanzen gelten als Krebs erzeugend sowie erbgut- und fötusschädigend. Beschwerden, die bei Kontakt auftreten können, sind beispielsweise Allergien und eine verminderte Leistung des Immunsystems. Häufig sind Pestizide auch Nervengifte, als Folge können Übelkeit, Schwindel sowie Schädigungen des Nervensystems mit motorischen Störungen auftreten. Grundsätzlich gilt: Je häufiger und intensiver der Kontakt mit Pestiziden, desto wahrscheinlicher sind solche Beschwerden.
->   Greenpeace Österreich: Allgemeine Informationen zu Pestiziden
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Jede Erdbeerprobe belastet
"Keine einzige Erdbeerprobe war pestizidfrei. Hier kam es zu einer Grenzwertüberschreitung mit Azoxistrobin, einem Fungizid (Pilzmittel)", erläutert Klaus Kastenhofer den Labor-Befund.

Der Experte zitiert eine Studie der Universität Oldenburg, der zufolge ein solcher Mix aus verschiedensten Wirkstoffen überaus bedenklich sei, da sich Wirkstoffe im gleichzeitigen Auftreten gegenseitig um das bis zu 10.000fache verstärken könnten.
Strengere Kontrollen und Grenzwerte gefordert
Minister Herbert Haupt (FPÖ) könne die Unbedenklichkeit von Obst und Gemüse in den heimischen Regalen nicht mehr garantieren, kritisierte Global 2000.

Die Organisation fordert sofort strengere Grenzwerte für das Auftreten von mehreren Pestiziden in einer Probe, wirksame Kontrollen und Konsequenzen bei Gesetzesverstößen sowie das Verbot von hormonell wirksamen Schädlingsbekämpfungsmitteln.
->   Global 2000
->   Bundesministerium für soziale Sicherheit und Generationen
Mehr zum Thema Pestizide in science.ORF.at:
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->   Viele Früchtetees enthalten Pestizide
 
 
 
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01.01.2010