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"Kühlmethode" gegen Schäden nach Herzstillstand  
  In Folge eines Herzkreislaufstillstands Reanimierte tragen oft Folgeschäden am Zentralnervensystem davon. Eine neue Studie zeigt, dass die Senkung der Körpertemperatur (Hypotermie) davor bewahren kann.  
Es ist eine Untersuchung unter der Federführung von Experten des Wiener AKH, die diesen Ausweg gezeigt hat. Die Ergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe des "New England Journal of Medicine" veröffentlicht.
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Original-Abstract im New England Journal of Medicine:
->   Mild Therapeutic Hypothermia to Improve the Neurologic Outcome after Cardiac Arrest
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Tiefschlaf bei Körpertemperatur von 32 bis 34 Grad
Unter der Leitung der Universitätsklinik für Notfallmedizin des AKH wurde in zehn medizinischen Zentren in Europa eine Langzeitstudie durchgeführt, die den Effekt der Senkung der Körpertemperatur auf 32 bis 34 Grad Celsius über 24 Stunden nach der Reanimation untersucht hat.

Die Patienten waren in einem medikamentös herbeigeführten Tiefschlaf und wurden maschinell kontrolliert beatmet. Nach erfolgreicher Wiederbelebung konnte durch eine milde Herabsetzung der Körpertemperatur eine Schädigung des Zentralnervensystems in der Phase nach dem Herzstillstand verhindert werden, berichtete Fritz Sterz vom AKH der APA.
Keine Nebenwirkungen
Konkret wurden, unter der Koordination von Sterz und seinem Kollegen, Michael Holzer, insgesamt 175 Fälle in zwei Gruppen untersucht. Um die Ergebnisse vergleichbar zu machen, wurden nur Herzinfarktpatienten (die häufigste Ursache für einen Herzkreislaufstillstand) und eine gewisse Dauer des Stillstands (zehn bis 15 Minuten) in die Studie aufgenommen.

Die Herabsetzung der Körpertemperatur begann bei der Aufnahme des Patienten und wurde über 24 Stunden fortgesetzt. Dabei konnten Temperaturen um 34 Grad relativ rasch erreicht werden, Nebenwirkungen seien nicht aufgetreten.
Jeder Sechste profitiert von "Kühlmethode"
Es stellte sich heraus, dass jene Patienten, bei denen das "Kühlungsverfahren" angewendet worden ist, zu 55 Prozent gesund überlebten. In der zweiten Gruppe war das nur bei 39 Prozent der Fall.

Die Differenz zeige, dass von sechs Patienten, deren Körperwärme nach Herzstillstand und Reanimation gesenkt wird, "mindestens einer davon profitieren" könne, erläuterte Sterz. In Österreich erleiden jährlich 10.000 bis 14.000 Menschen einen Herzstillstand, europaweit sind es laut Sterz 375.000.
Bereits Routine am AKH Wien
An der Notfallaufnahme des Wiener AKH ist die Behandlungsmethode mittlerweile routinemäßig eingeführt worden. Die Maßnahmen seien "simpel", sagte Sterz: Die Patienten werden einem Strom kalter Luft ausgesetzt.

Die Folgeschäden, die für einen großen Teil der Betroffenen zu Lähmungen, Sprachstörungen etc. führen, entstehen durch Durchblutungsstörungen nach der Wiederbelebung, wenn das Blut im Gehirn wieder zu fließen beginnt, so Sterz. Bisher habe es "keine wirklichen Behandlungsmöglichkeiten für diese Patienten gegeben".
->   AKH Wien
->   New England Journal of Medicine
 
 
 
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01.01.2010