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Neue Studie: BSE nicht vererbbar  
  Britische Forscher schließen die "Vererbung" des Rinderwahnsinns von einer Generation auf die nächste aus. Demnach erfolgt die Übertragung von BSE ausschließlich über kontaminiertes Tiermehl, das trotz Verbots laut einer EU-Studie weiterhin verfüttert wird.  
Ein Forscherteam um John Wilesmith vom tierärztlichen Forschungsinstitut der britischen Regierung, der "Veterinary Laboratories Agency", behauptet, dass die Rinderseuche BSE nicht direkt von infizierten Kühen auf ihre Kälber übertragen - d.h. genetisch weitergegeben - werden kann.

Der (wirtschaftspolitische) Hintergrund: Mussten bei der Entdeckung eines infizierten Rindes auch seine Nachkommen notgeschlachtet werden, so wird das nun durch dieses Forschungsergebnis in Frage gestellt.
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Details der Studie
In seinen Experimenten brachte Wilesmith sowohl Eizellen als auch Spermien von erkrankten Rindern zur Entwicklung. Die Embryonen wurden gesunden Leihmutter-Kühen in die Gebärmutter eingesetzt. Das Ergebnis: Keines der Kälber oder die "Leihmütter" entwickelten BSE.
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BSE-freie Sekrete
"Sollte BSE dennoch von der Kuh zum Kalb übertragen werden, dann ist es unerklärlich, auf welche Weise", so Wilesmith im Interview mit BBC online. Alle Sekrete - z.B. Milch oder Speichel - der erkrankten Kühe enthielten keine BSE-Erreger.
Unreine Behälter
Wilesmiths Hypothese ist, dass "normales" Futter mit kontaminierten Schiffsbehältern nach England importiert und so mit infizierten Tiermehlresten verunreinigt wird.

Denn nach wie vor gibt es jedes Jahr neue Fälle des Rinderwahns: Beispielsweise erkrankten 2001 rund 500 Rinder an BSE.
Tiermehl: Laut EU-Studie trotz Verbot verfüttert
Die Theorie wird von einer EU-Studie unterstützt, die Anfang Februar präsentiert wurde. Demnach wird in der Europäischen Union trotz des EU-weiten Verbotes von 1994 nach wie vor Knochen- und Fleischmehl verfüttert.

So ließen sich die sporadischen Neuinfektionen erklären, die trotz Tiermehlverbots immer wieder auftreten.
Tiermehlexporte nach Asien und Russland
Gefahr wegen BSE drohe derzeit vor allem in Südosteuropa, Russland und Südostasien, erklärte der Wiener Spezialist Herbert Budka am Montag bei der 35. Wissenschaftlichen Fortbildungswoche der Österreichischen Apothekerkammer.

Der Grund dafür seien Tiermehlexporte, die auch noch Jahre nach dem Bann in Europa aus Großbritannien in diese Regionen erfolgten, wie Budka mit offiziellen britischen Statistiken belegte.
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nvCJD - bislang 122 Erkrankte
Die "neue" Variante der so genannten Creutzfeldt-Jakob-Krankheit - nvCJD - wird wahrscheinlich beim Menschen durch den Verzehr von mit BSE verseuchtem Rindfleisch ausgelöst. Die Entwicklung von nvCJD ist noch unklar. Möglicherweise sind zunächst Menschen mit bestimmter genetischer Veranlagung betroffen. Bisher sind laut Herbert Budka nur Menschen an der neuen Prionen-Krankheit erkrankt, die einen bestimmten genetischen Marker (Codon 129) besitzen.

Die aktuellen Zahlen: In Großbritannien und Nordirland sind bisher 114 Menschen an nvCJD erkrankt, in Frankreich fünf, in Italien eine oder zwei Personen (zweiter Befund noch nicht endgültig bestätigt), in Irland eine Person und in Hongkong ebenfalls ein Patient. Bei den Fällen in Irland und Hongkong dürfte es sich um aus Großbritannien "exportierte" Erkrankungen handeln.
->   BSE: Ursachen, Nachweis, aktuelle Forschung
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Gute Überwachung in der EU
Doch die europäischen Überwachungsmechanismen seien bereits sehr gut, so Budka weiter: Im Jahr 2001 wurden demnach in der EU insgesamt 7,6 Millionen BSE-Tests an Schlachtvieh durchgeführt.

Argentinien als Rinderproduzent sei weiterhin als sicher anzusehen, meint der Experte. Doch die Situation in den USA ist seiner Ansicht nach unklar: "In den USA umfasst die Rinderherde 200 Millionen Stück, die USA haben aber bisher nur rund 10.000 Rinderhirne getestet."
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->   BSE-Experte: Alle Erkrankungen gleichen Ursprungs
 
 
 
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01.01.2010