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Warnung vor Drogenhandel im Internet  
  Ob Kokain, Heroin oder Ecstasy - jede Art Droge kann im Internet bestellt werden. Das gleiche gilt für rezeptpflichtige Medikamente. Von einem "Drogenmarkt Internet" spricht deshalb der internationale Suchtstoffkontrollrat INCB, der auch vor der Legalisierung von Cannabis und vor verstärktem Opium-Anbau in Afghanistan warnt.  
Spielende Verführung
Nicht nur, dass Drogenhandel und Drogenmissbrauch weltweite Probleme sind, durch das Internet wird der Handel leichter und Ermittlungen schwerer.

Der internationale Suchtstoffkontrollrat INCB warnt in seinem heute (27.2.) veröffentlichten Jahresbericht, dass vor allem Jugendliche durch Drogenangebote im Internet gefährdet sind. Jugendliche könnten im Internet an Informationen gelangen, die zu Drogenmissbrauch verleiten, so der Suchtstoffkontrollrat.
Cybercrime leicht gemacht
Das Internet, das jedem zu jeder Zeit und an jedem beliebigen Ort Informationen zugänglich macht, lüftet Hobby-Chemikern Rezepturen von Rauschmitteln oder synthetischen Drogen, sagt Hamid Ghodse, Präsident des INCB und Psychiater an der Londoner Universität.

"Es gibt auch Tipps, wie man nicht von der Polizei erwischt wird oder wie man dem Arm des Gesetzes entgeht, es gibt Anleitungen von den Betreibern der jeweiligen Homepage, wie man mit Drogen handelt."
Virtualität senkt Hemmschwelle
Der Suchtstoffkontrollrat warnt in seinem aktuellen Bericht davor, dass durch den virtuellen Kontakt mit Drogenhändlern im Internet die Hemmschwelle sinke.

Außerdem so der Bericht, eigne sich das Internet zur Geldwäsche aus Drogengeschäften: Durch Internetbanking und elektronische Überweisungen werden Spuren verwischt.

Um Cybercrime mit Drogen aufzudecken und zu verfolgen, rät der INCB zur besseren internationalen Zusammenarbeit.
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Stichwort: INCB
Der Internationale Suchtstoffkontrollrat (International Narcotics Control Board) der UNO hat seinen Sitz in Wien. Der INCB kontrolliert, ob die Suchtgiftkonvention der UNO eingehalten wird und berät die Vereinten Nationen in wissenschaftlichen und medizinischen Fragen. Dem Gremium gehören 13 Wissenschaftler aus aller Welt an, darunter ein Österreicher.

Der INCB sorgt dafür, dass ausreichende Mengen kontrollierter Betäubungsmittel für medizinische und wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung stehen, dass solche Substanzen nicht aus legalen Vertriebswegen in den illegalen Handel abgezweigt werden und dass die Regierungen Maßnahmen gegen den illegalen Drogenhandel und -missbrauch ergreifen.
->   INCB
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->   Österreicher in INCB-Gremium
INCB kritisiert Legalisierung von Cannabis
"Wie können wir Marokko den Anbau und Handel von Cannabis verbieten, wenn einige Industriestaaten den Konsum tolerieren?" fragt anlässlich der Präsentation des aktuellen Berichts Herbert Schaepe, INCB-Sekretär.

Der INCB kritisiert die Freigabe von Cannabis in einigen westlichen Ländern. "Cannabis wie Alkohol und Tabak zu behandeln, wäre ein historischer Fehler", so INCB-Präsident Ghodse. Der Gebrauch, Besitz und Handel von Cannabis sei laut internationalem Recht illegal, so Ghodse weiter. Es sei paradox, dass Staaten das unterschiedlich handhaben. Dabei werde das 1961 unterzeichnete internationale Abkommen über Suchtstoffe ignoriert.
Freigabe verringert Nachfrage nicht
Italien, Luxemburg, Portugal und Spanien "bestrafen weder den Besitz für den persönlichen Gebrauch noch sehen sie darin eine kriminelle Handlung", heißt es im Bericht. Auch die niederländischen "Koffie Shops, die Cannabis-Produkte für nicht medizinischen Gebrauch verkaufen, verstoßen gegen das Abkommen von 1961".

Keine der Regierungen habe dem Rat nachweisen können, dass durch die eingeschränkte Freigabe von Haschisch "die Nachfrage nach illegalen Suchtstoffen verringert" werde.
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Trends in Europa: Synthetische Drogen, Probleme in Ostländern
Europa ist weiterhin der Hauptlieferant für illegal erzeugte synthetische Drogen wie Ecstasy, heißt es in dem Report. In Mittel- und Osteuropa sei eine Zunahme des Drogenmissbrauchs und -handels zu beobachten.

Zunehmend gelange afghanisches Heroin nach Russland. Die meisten Länder Mittel- und Osteuropas waren bisher Transitländer für Drogenhändler, nun hätten sie selbst Probleme mit Heroinmissbrauch.

In Albanien wurden 2001 erstmals illegal angebaute Schlafmohnfelder entdeckt.
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Opium-Anbau-Verbot für Afghanistan gefordert
Ende Jänner 2002 hat der INCB die afghanische Regierung aufgefordert, das Verbot des Opium-Anbaus auf dem gesamten Staatsgebiet umzusetzen. Der Opiumanbau sei in einigen Provinzen Afghanistans im Oktober 2001 wieder aufgenommen worden, hieß es in einer Aussendung der UNO.

Im Jahresbericht 2001 fordert der INCB die internationale Gemeinschaft zur Hilfe für Afghanistan auf. Das Land galt als weltgrößter Produzent von Opium, bevor das Taliban-Regime auf Drängen der UNO den Anbau von Schlafmohn im Juli 2000 in den von ihm kontrollierten Gebieten untersagte.
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4.600 Tonnen Opium jährlich
Afghanistan stellte laut Austria Presseagentur einst 4.600 Tonnen Opium jährlich her - 80 Prozent der weltweiten Produktion. Der "Opium-Bann" durch die Taliban hat zu keiner Verknappung des Angebots geführt. Händler können auf Lagerbestände zurückgreifen, die laut Schätzungen den Bedarf von zwei bis drei Jahren decken. Die Depots dürften sich in Afghanistan, entlang der Schmuggelrouten und in westeuropäischen Abnehmerländern befinden.
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Jahresbericht 2000: Warnung vor Medikamenten
Im Vorjahr warnte der INCB in seinem Jahresbericht vor dem übermäßigen Gebrauch legaler Medikamente, vor allem in Industriestaaten. Es sei äußerst bedenklich, dass viele Patienten, die unter sozialem Druck leiden, mit psychotropen Substanzen behandelt werden, ohne dass psychische oder körperliche Störungen diagnostiziert wurden, hieß es im Report 2000.

Übermäßige Einnahme der Medikamente führe zu körperlicher Abhängigkeit der Patienten. Abgesehen davon lande ein Teil der Medikamente auf dem Schwarzmarkt.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
->   ODCCP (UNO-Behörde zur Bekämpfung von Verbrechen und Drogenhandel)
->   Mehr zum Thema Drogen in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010