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Zweisprachige entscheiden nach Klang der Worte  
  Zweisprachige Menschen schalten laut einer neuen Studie früh zum passenden Hirn-Lexikon um: Sie filtern bereits beim Hören die Worte in der gerade nicht benutzten Sprache - und zwar, bevor sie deren Bedeutung verstanden haben.  
"Auf diese Weise verhindert das Gehirn, dass es zu einem Konflikt der gespeicherten Wortschätze kommt", berichtet Thomas Münte von der Universität Magdeburg in der aktuellen Ausgabe der britischen Fachzeitschrift "Nature", die am Freitag erscheint.
"Spanische" und ...
In Hannover und Magdeburg untersuchten Münte und sein Team Menschen mit spanischer Muttersprache, und solche, die zweisprachig - mit Spanisch und Katalanisch - aufgewachsen waren.

Auf einem Bildschirm wurden den Testteilnehmern dabei in zufälliger Anordnung spanische, katalanische und erfundene (sinnlose) Wörter gezeigt. Dabei sollte bei jedem spanischen Wort ein Knopf gedrückt werden.

Beide Gruppen von Teilnehmern erwiesen sich in dieser Aufgabe zunächst als gleich effizient.
... "katalanische" Versuche
Ein zusätzlicher Test bestätigte aber die selektive Wahrnehmung:
Als die Versuchsteilnehmer diesmal die katalanischen Wörter markieren, und spanische oder künstliche Wörter aussortieren sollten, ergab sich - oberflächlich betrachtet - wieder kein signifikanter Unterschied beim Ablehnen von Wörtern.
Der Unterschied: Moderne Technik deckt auf
Eine gleichzeitige Darstellung der aktiven Gehirnteile mit Magnetresonanztechnik zeigte aber, dass bei den zweisprachigen Versuchspersonen - stärker als bei den einsprachigen - diejenigen Areale im Kopf beteiligt waren, die mit der klanglichen Verarbeitung in Verbindung gebracht werden.
Trick der zweisprachigen Menschen
Dies zeige, so die Magdeburger Forscher, dass die Worte, die nicht zur jeweils geforderten "Zielsprache" gehören, bereits abgelehnt wurden, bevor sie auf ihre Bedeutung hin überprüft wurden.

Die Zweisprachler bedienten sich eines Tricks, indem sie sich nicht vom Schriftbild zur Bedeutung des Wortes führen ließen, sondern ein "innersprachliches Lautbild" erzeugten, erklärt Münte das Ergebnis: "Sie können auf diese Weise eine Sprache an- und die andere Sprache abschalten."
"Innerer" Klang
Auch wenn frühere Forschungen gezeigt hatten, dass verschiedene Sprachen zum Teil in den gleichen Hirnregionen verarbeitet werden, zeigten diese Ergebnisse doch dass das jeweilige "falsche Lexikon" im Kopf bereits früh in der Reaktionskette abgeschaltet werde, meinen die Forscher.

Dies beruhe möglicherweise schon auf dem empfundenen "Klang" der gelesenen Worte, so das Fazit der Wissenschaftler. Je nach geforderter Zielsprache werden nur jeweils andere Zugriffswege auf den gespeicherten Wortschatz gewählt.
->   Nature (kostenpflichtig)
 
 
 
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01.01.2010