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Morbus Alzheimer: "Seuche" des 21. Jahrhunderts  
  Die neurologische Erkrankung gilt als eine der größten Herausforderungen an Gesellschaft und Medizin der Gegenwart: Morbus Alzheimer. Alleine in Österreich wird sich die Zahl der Erkrankten in den nächsten 20 Jahren verdoppeln, warnen Experten.  
"Mit der Zunahme des Alters der Bevölkerung wird auch die Zahl der Patienten zunehmen. Wir haben in Österreich derzeit zwischen 100.000 und 120.000 Alzheimerkranke. Diese Zahl wird sich bis zum Jahr 2025 wahrscheinlich verdoppeln", warnte am Mittwoch bei der 35. Fortbildungswoche der Österreichischen Apothekerkammer der Wiener Experte Kurt Jellinger.
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Morbus Alzheimer
Die Krankheit führt zu fortschreitendem Verfall der geistigen Fähigkeiten und gilt als unheilbar. Erstmals wurde die Krankheit 1906 dokumentiert: Der bayerische Nervenarzt Alois Alzheimer berichtete über die zunehmende Gedächtnisschwäche einer Patientin; nach ihrem Tod untersuchte Alzheimer deren Gehirn und fand darin steinharte Ablagerungen, die so genannten Plaques (kugelförmige Ablagerungen) und Fibrillen (mikroskopisch kleine Fasern). Diese Eiweißablagerungen führen offenbar zum Absterben von Nervenzellen und zwar besonders in den Regionen des Gehirns, die Gedächtnis, Sprache und Denkfähigkeit steuern. Die eigentliche Ursache des Leidens ist noch immer unbekannt, vieles deutet darauf hin, dass es mehrere verschiedene Auslöser gibt.
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Hohe Kosten einer weltweit zunehmenden Krankheit
Experte Jellinger weist auch auf die immensen Kosten hin, die Alzheimer im Gesundheitswesen verursacht: "Die Kosten der Alzheimerkrankheit betragen allein in Österreich pro Jahr rund 20 Milliarden Schilling."

Wie der Mediziner erklärt, sind 60 bis 70 Prozent aller Demenz-Erkrankungen Alzheimer-Leiden. Die Alzheimer-Krankheit sei die weltweit wichtigste neurologische Erkrankung des 21. Jahrhunderts.
Behandlung "in den Kinderschuhen"
Während die Mittel zur Diagnose der Erkrankung in den vergangenen Jahren genauer und präziser geworden sind und auch die Ursachen für den Morbus Alzheimer immer detaillierter aufgeklärt werden, stecken die Behandlungsstrategien trotz einiger Fortschritte noch immer in den Anfangsstadien.

So genannte Acetylcholinesterase-Hemmer, welche jenes Enzym im Spalt zwischen Nervenzellen im Gehirn hemmen, das den anregenden Neurotransmitter Acetylcholin abbaut, können die Symptome mildern bzw. das Fortschreiten der Erkrankung bremsen.

"Diese Acetylcholinesterase-Hemmer sind die Therapie der Wahl. Sie zögern den Krankheitsverlauf um zwölf bis 18 Monate hinaus. Die Medikamente haben einen moderaten Effekt, können aber die Zeit bis zur notwendigen Einweisung des Betroffenen in ein Pflegeheim hinausschieben", erklärt dazu Jellinger.
Impfung in Reichweite?
Doch von einer ursächlichen Therapie ist die Medizin damit noch weit entfernt. Zwar hat in den vergangenen Jahren eine "Impfung" gegen Morbus Alzheimer für Furore gesorgt, doch erst Ende Jänner musste eine klinische Studie an Patienten vorläufig gestoppt werden.
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Wirkweise der Impfung
Mit der Impfung eines irisch-amerikanischen Biotech-Unternehmens erreichte man bei Versuchstieren eine Beseitigung der krankhaft im Gehirn "deponierten" Beläge von nicht abbaubarem Beta-Amyloid-Protein.
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"Nebenwirkungen" der Therapie
"Weltweit haben die Impfung schon mehr als 300 Patienten erhalten. Wegen des Auftretens einer allgemeinen Enzephalitis (Gehirnentzündung, Anm.) musste die Studie aber abgebrochen werden", wie Jellinger erzählt.
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01.01.2010