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Wie das Gehirn beim Meditieren arbeitet  
  Menschen, die meditieren oder Rosenkranz beten, versinken in einen tranceähnlichen Zustand. Um den neurologischen Mechanismus dieses Zustandes zu erklären, haben Wissenschaftler nun die Gehirnaktivitäten buddhistischer Mönche untersucht. Das Ergebnis: Während zuvor aktive Gehirnregionen "einschlafen", erscheinen andere Regionen signifikant stimuliert.  
Radioaktive Indikatoren im Gehirn
Die meditierenden Mönche wurden von Forschern der University of Pennsylvania gebeten, an einer Schnur zu ziehen, sobald sie ihrem "transzendentalen Höhepunkt" erreichten.

Dadurch wurde ein Mechanismus in Gang gesetzt, der ihnen eine Injektion mit einem radioaktiven Indikator verabreichte. Sobald das derart markierte Blut das Gehirn erreichte, konnten Forscher die Aktivitätsniveaus der verschiedenen Regionen unterscheiden.

Dann wurden mittels Positronen-Emissions-Tomographie (PET) Bilder von diesen Zuständen gemacht und mit jenen des normalen Wachzustandes verglichen.
Mehr Aufmerksamkeit, weniger Orientierung
Festgestellt wurde ein eindeutiger Aktivitätsanstieg in jenen Teilen des Vorderhirns, in denen sich die Zentren für Aufmerksamkeit auf spezielle Aufgaben befinden.

Dafür waren die Parietallappen weniger aktiv, die unter anderem für den Orientierungssinn verantwortlich sind. Dies verstärkt die schon bekannte Ansicht, dass Meditation zu einer Reduktion der Raumwahrnehmung führt.
->   Aufbau und Funktion des menschlichen Gehirns
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Positronen-Emissions-Tomographie (PET)
PET ist ein bildgebendes Verfahren zur Untersuchung der Stoffwechselaktivität im Gehirn. Dazu werden Radionuklide in den Blutkreislauf gespritzt, die von Geweben mit gesteigertem Stoffwechsel in größerer Konzentration aufgenommen werden. Beim Zerfall senden diese Radionuklide positiv geladene Positronen aus.

Treffen diese im Gewebe auf Elektronen, entstehen energiereiche Gammastrahlen, die von Detektoren aufgefangen und von einem Computer zu einem 3D-Bild verarbeitet werden. Die Methode eignet sich besonders zum Aufspüren von Hirntumoren, aber auch um den Ausgangspunkt epileptischer Aktivitäten im Gehirn zu lokalisieren, zur Untersuchung von Durchblutungsstörungen im Gehirn sowie bei Alzheimer und anderen degenerativen Hirnerkrankungen.
->   Mehr über PET
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Verlust von Selbst, Raum und Zeit
"Die Meditierenden verlieren den Sinn für das Selbst und erfahren sehr oft ein Gefühl von Raum- und Zeitlosigkeit. Genau das haben wir mit den Untersuchungsmethoden feststellen können", so Andrew Newberg, Radiologe der University of Pennsylvania, gegenüber der BBC.

Newberg und sein Team hatten die Gruppe buddhistischer Mönche aus Tibet, die ungefähr eine Stunde lang meditierten, untersucht.
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Heilsames Beten
Dass Wissenschaftler Spiritualität untersuchen, ist keine Neuigkeit. Bereits 1998 untersuchten amerikanische Wissenschaftler die positiven Gesundheitsauswirkungen von Gebeten. Und im vergangenen Dezember zeigten italienische Forscher, dass Rosenkranzgebete die Atemfrequenz vermindern und auf längere Sicht somit Herz und Lunge stärken können.
->   science.ORF.at: Wohlbefinden durch Gebet und Meditation
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Schon an Nonnen untersucht
Die komplexen Interaktions- und Aktivitätsmuster zwischen verschiedenen Gehirnregionen standen auch schon im Mittelpunkt früherer Untersuchungen von spirituellen oder mysthischen Erfahrungen.

So erforschte Newberg die Gehirnaktivitäten von Nonnen des Franziskanerordens während einer bestimmten Art von Gebet.

Da Gebete Worte enthalten, waren dabei auch in anderen Teilen des Gehirns Aktivitäten feststellbar. Dennoch zeigte sich schon bei den Nonnen eine besondere Tätigkeit des Aufmerksamkeitszentrums und nur eine geringe Beanspruchung des Orientierungszentrums.
->   Verschiedene Methoden zur Gehirnerforschung
->   Andrew Newberg - Official Site
->   Mehr zur Gehirnforschung in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010