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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Entwarnung für Kastanienbäume in Österreich  
  Ein neuer Impfstoff soll die Edelkastanie in Zukunft vor dem Tod durch Pilzbefall bewahren. Das Schicksal der amerikanischen Edelkastanie wird ihr somit erspart bleiben. Der Kastanienrindenkrebs führte zwischen 1900 und 1950 zur vollständigen Ausrottung der Edelkastanie in den USA. In den 60er Jahren erreichte diese Epidemie Österreich.  
Abgestorbene Blätter, aufgesprungene Rinden
Die charakteristischen Zeichen sind abgestorbene Blätter und aufgesprungene Rinden. Der "Kastanienrindenkrebs" ist nicht zu verwechseln mit der Miniermotte, die den Rosskastanienbäumen im Wiener Prater zu schaffen macht.
->   Mehr zu Miniermotte auf science.ORF.at
Der für den "Baumkrebs" verantwortliche Pilz gelangt über Verletzungen der Rinde in den Baum, zerstört das umliegende Gewebe, lässt die Blätter welken und führt schließlich zum Absterben des Baumes. Bedroht waren vor allem die Kastanienbäume im Burgenland und der Steiermark.
Erfolgreiches Forschungsprogramm
Österreich initiierte ein europaweites Forschungsprogramm, in dem eine biologische Bekämpfungsmethode entwickelt werden sollte. Das Programm mit Beteiligung von ARC Seibersdorf research startete 1996 und wurde soeben erfolgreich abgeschlossen.
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Europäisches Forschungsprogramm
Der Impfstoff wurde im Rahmen des europäischen Forschungsprogramms zur Rettung der europäischen Edelkastanie entwickelt - mit Beteiligung von ARC Seiberdorf research und Unterstützung vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft sowie dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur.
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Pilzstämme gegen Pilzbefall
In Zukunft sollen so genannte hypovirulente Pilzstämme als Impfstoff - kurz Hypovirulenz - gegen die Krebserkrankung eingesetzt werden und damit den bereits bedrohten österreichischen Edelkastanienbestand retten.

Hypovirulenz bezeichnet "schwach krankheitserregend", d.h. die Krankheit bricht zwar aus, der Baum ist aber in der Lage, diese Form des Pilzbefalls mit eigenen Kräften auszuheilen. Außerdem wurde entdeckt, dass dieses Phänomen der Hypovirulenz auf die schädliche Form des Pilzes übertragbar ist. Der Baum kann vor der Krankheit bewahrt werden, indem hypovirulente Pilzformen ausgebracht werden.
Über Tausend Pilzproben katalogisiert
Um diesen "Impfstoff" entwickeln zu können, musste zuerst festgestellt werden, welche Pilze welche Edelkastaniensorte bedrohen: Die Seibersdorfer ForscherInnen sammelten insgesamt 1500 Proben des Pilzes Cryphonectria parasitica Murr. und katalogisierten sie.
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Cryphonectria parasitica
ist der weltweit bedeutendste und gefährlichste Krankheitserreger der Edelkastanie. Er tritt in Europa nahezu überall auf, lediglich stark isolierte kleine Kastanienbestände sind noch befallsfrei. Die Krankheit wird durch die Sporen des Pilzes verbreitet, die durch Regen, Wind und Insekten auf andere Bäume gelangen.
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Fünfzehn Pilzgruppen identifiziert
Auf diese Weise konnten insgesamt 15 Pilzgruppen, vegetative Kompatibilitätsgruppen genannt, identifiziert werden. Dabei stellte sich heraus, dass zwei von ihnen für 80% der erkrankten Kastanien verantwortlich sind.

In Zukunft soll in Zusammenarbeit mit einer steirischen Firma der Impfstoff produziert und vertrieben werden, damit bereits erkrankte Kastanien behandelt werden können.
Wirksamkeit vom Abwehrsystem des Baums abhängig
Die Wirksamkeit des Impfstoffs hängt daneben auch von den kastanienspezifischen Verteidigungsmaßnahmen, die der bestimmte Baum bei einer Infektion trifft, ab: Dieses Abwehrsystem konnte im Zuge des Projektes analysiert werden.
Edelkastanie im Glas

Quasi als Nebenprodukt ist aus diesem Forschungsprogramm auch ein bei ARC Seibersdorf research angesiedeltes Genarchiv entstanden. Diese In-vitro-Sammlung beherbergt Edelkastanien, welche in Brutschränken wachsen. Damit soll eine "genetische Erosion" verhindert werden.
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Genetische Erosion
meint dabei den Verlust der genetischen Diversität dieser Baumart. Bei Verringerung der genetischen Vielfalt, kann die Edelkastanie nicht mehr angemessen auf veränderte Umweltbedingungen, wie zum Beispiel Klimaänderungen, reagieren.
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Durch die Forschungsarbeiten konnte ein Genarchiv der Kastanie eingerichtet werden, wodurch die lokalen österreichischen Kastaniensorten in ihrer Vielfalt für die Zukunft erhalten bleiben.
->   ARC Seibersdorf
 
 
 
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01.01.2010