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Bilanz des Wissenschaftsfonds: Herbe Enttäuschung  
  Der Präsident des Wissenschaftsfonds (FWF) Arnold Schmidt legte am Donnerstag, 7. März 2002 bei einer Pressekonferenz die finanzielle Situation des FWF dar: Erstmals seit 13 Jahren muss mit einem Rückgang des Budgets gerechnet werden. Schmidt sprach in diesem Zusammenhang von einer herben Enttäuschung und einem falschen Signal.  
Budget 2001 auf Rekordhöhe
Erfreulich stellte sich für den FWF die finanzielle Situation im vergangenen Jahr dar: Das gesamte Budget stieg um 10,8 Prozent auf 93,9 Mio. Euro.
Zusammensetzung des Budgets 2001

Das Budget setzte sich zusammen aus Mitteln des Bundes in der Höhe von 66 Mio. Euro (+ 28 Prozent gegenüber dem Vorjahr), sowie aus Zuwendungen der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) in der Höhe von 27,9 Mio. Euro. Dazu kamen noch weitere 6,5 Mio. Euro aus Bundesmitteln für Auftragsprogramme der zuständigen Ministerien (START- und Wittgenstein-Preis, Firnberg-Stellen und Impulsprojekte).

Trotz steigender Budgets ist die Bewilligungsrate für Forschungsprojekte seit einigen Jahren konstant und im internationalen Vergleich eher hoch: Etwa jeder zweite Projektantrag wird gefördert. Die Gesamtbewilligungssumme entspricht rund 40 Prozent des Antragsvolumens.
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Verteilung der Projektförderung
544 neue Forschungsvorhaben wurden bewilligt. Knapp die Hälfte der Förderungen fließt in die Naturwissenschaften (49,6 Prozent), gefolgt von Medizin (25,6 Prozent), Geisteswissenschaften (15,9 Prozent), Sozialwissenschaften (4,1 Prozent), Ingenieurwissenschaften (3,8 Prozent) sowie Land- und Forstwirtschaft und Veterinärmedizin (1,1 Prozent).
->   Projekt-Datenbank des FWF
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Da im Vorjahr weniger Spezialforschungsbereiche (SFBs) als üblich zur Verlängerung anstanden, ging die gesamte Bewilligungssumme gegenüber dem Vorjahr leicht um 4,4 Prozent auf insgesamt 85,9 Mio. Euro zurück.
Schlechte Aussichten für 2002
Für 2002 wird auf Grund des weiterhin steigenden Antragsvolumens (im Vorjahr: +10,6 Prozent) und der zahlreichen SFB-Verlängerungen, die zu Jahresbeginn anstanden, wieder mit einer starken Steigerung der Bewilligungen gerechnet.

Im Gegensatz dazu ist erstmals seit 13 Jahren mit einem sinkenden Budget zu rechnen: Aus dem ordentlichen Bundesbudget sind 45,1 Mio. Euro zu erwarten. Vermutlich kommen dazu weitere 25,4 Mio. Euro von der OeNB. Beim Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFT) wurden 26,9 Mio. Euro beantragt, doch konnte er sich nach neuesten Meldungen nur zu einer Empfehlung über 19,6 Mio. Euro entschließen.

Insgesamt ergibt das eine Summe von 90,1 Mio. Euro bzw. einen Rückgang von Vier Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Falsches Signal
"Obwohl die Arbeit des FWF dadurch nicht aktuell gefährdet ist, bedeutet dieses Budget ein falsches Signal in Hinblick auf den Stellenwert von Wissenschaft und Forschung. Auch in anderer Sicht sind die Auswirkungen negativ. Man hat den österreichischen Universitäten immer vorgehalten, sie würden im internationalen Vergleich einen zu kleinen Anteil ihrer Forschungsmittel einwerben. Gerade diese Mittel beschränkt man jetzt", kommentiert Schmidt die Entwicklung.
Trotz des starken Wachstums in den letzten Jahren besteht noch immer ein Aufholbedarf gegenüber unseren Nachbarn: Pro Kopf der Bevölkerung hat der FWF 11,4 Euro zur Verfügung, die Deutsche Forschungsgemeinschaft 14,7 Euro, der Schweizerische Nationalfonds sogar 35,8 Euro.
Internationale Mobilität, Nachwuchsförderung
Der FWF setzte im vergangenen Jahr besondere Impulse, um den Zuzug von Forscherinnen und Forschern aus dem Ausland zu verstärken.

Die Bedingungen für das Lise-Meitner-Programm für ausländische Wissenschafter und Wissenschafterinnen wurden deutlich verbessert. Die Zahl der Anträge stieg in der Folge um 53 Prozent auf 52 an. Insgesamt finanziert der Wissenschaftsfonds mehr als 1000 DoktorandInnen und 800 PostdoktorandInnen. "Junge Forscherinnen und Forscher sind die treibende Kraft der Wissenschaft. Daher wollen wir sie besonders fördern", so Schmidt.
Kritik am geplanten Fremdenpaket
Kritik übte der FWF-Präsident deshalb auch am geplanten Fremdenpaket. An den Unis müsste die "Manpower" verbessert werden, es sei notwendig, junge Leute aus dem Ausland als Postdocs nach Österreich zu holen.

"Wie groß ist die Leidenschaft eines jungen Postdocs aus Singapur, der in Österreich Molekularbiologie betreiben will und Englisch spricht, einen Deutschkurs zu besuchen?", zweifelt Schmidt an den geplanten Regelungen und fordert Ausnahmen für Wissenschafter und ihre Familien.
Evaluation des FWF wird begrüßt
Die Empfehlung des RFT, die beiden Forschungsfonds FWF und FFF evaluieren zu lassen, wird von Schmidt sehr positiv gesehen. Insbesondere hebt der FWF-Präsident den Konsens aller Beteiligten hervor, dass die Evaluation des FWF seine Stellung im gesamten Wissenschaftssystem berücksichtigen wird und auf internationale Vergleichbarkeit großer Wert gelegt wird.

"Als Organisation, deren Kernkompetenz die Qualitätssicherung der österreichischen Forschung durch internationale Begutachtung ist, sind wir selbstverständlich für eine derartige Evaluation", betont Schmidt."
->   FWF
 
 
 
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01.01.2010