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Gehirnforschung: Der Struktur auf der Spur  
  Wie verarbeitet das menschliche Gehirn Informationen über Bewegung im Raum und über räumliche Zusammenhänge? Dazu haben deutsche Wissenschaftler jetzt das menschliche Gehirn mit dem von Rhesusaffen verglichen. Sie fanden deutliche Parallelen in der Informations-Verarbeitung zwischen Menschen und nicht-menschlichen Primaten.  
Die Ergebnisse dieser Studie von Neurobiologen an der Ruhr-Universität-Bochum und am Jülicher Kernforschungszentrum sind vergangene Woche in der Fachzeitschrift "Neuron" erschienen.
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Große Bedeutung des Cortex
Frühere Studien wiesen darauf hin, welche zentrale Bedeutung ein bestimmter Bereich des Großhirns (Cortex) hat - ein als Parietalcortex bezeichnetes Gebiet. So führen Schädigungen dieses Gehirn-Teils bei Menschen zu massiven Wahrnehmungs- Störungen. Nach einem rechtsseitigen Schlaganfall können die Patienten links von der Körpermitte wenig oder nichts wahrnehmen. Diese Schädigung wird als "Neglect" bezeichnet. Menschen können Hindernissen in diesem Raumbereich nicht ausweichen oder können nicht gezielt zu Objekten in diesem Bereich greifen. Genauere Untersuchungen zeigen, dass die Verarbeitung sensorischer Information verschiedener Sinneswahrnehmungen in Bezug auf ein so genanntes kopf- oder körperzentriertes internes Koordinatensystem gestört ist.
->   Infos zum Cortex
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Affen-Ergebnisse auf Menschen übertragbar?
Ziel des Bochum-Jülicher Projektes war, das Verständnis dafür zu verbessern, wie der Parietalcortex von Primaten funktioniert, und herauszufinden, inwiefern die neurowissenschaftlichen Untersuchungsergebnisse von Makaken auf den Menschen übertragbar sind.

Eine französisch-deutsche Gruppe konnte nachweisen, dass es im Gehirn von Rhesusaffen ein Gebiet gibt, dessen funktionelle Eigenschaften denen entsprechen, die im Verhaltensbild des Neglects gestört sind - nämlich das "ventrale intraparietale Areal" (VIP).
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Ähnlichkeit der Struktur
Mithilfe einer funktionellen Kernspinuntersuchung konnten die deutschen Neurobiologen eine deutliche Parallele des Parietalcortex bei Menschen und Makaken nachweisen. In ihrer Studie verwendeten sie polymodale (visuelle, taktile, auditorische) Bewegungsreize und testeten, welche Hirnareale bei den Versuchspersonen jeweils aktivierbar waren.
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Eine von drei Hirnregionen in selber Position
Dabei entdeckten sie drei Hirngebiete, die durch jeden Stimulus aktiviert wurden. Eines dieser Hirngebiete liegt anatomisch an genau der Position, an der es auch im Affencortex zu finden ist.

Die Informationsverarbeitung von Bewegungsreizen bei Menschen und nicht-menschlichen Primaten stimmt also zu einem gewissen Grad überein. Damit ist den Forschern ein weiterer Schritt gelungen, die Funktionsweise des Gehirns zu erfassen und zu verstehen.

Langfristig können die Ergebnisse der Studie dazu beitragen, Diagnosen des Neglect weiterzuentwickeln und Therapien von Parietalcortex-Patienten zu verbessern.
->   Allgemeine Zoologie und Neurobiologie der Ruhr-Universität Bochum
->   Detailinformationen zum Gehirnaufbau
->   Neuron
 
 
 
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01.01.2010