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Streit um Abstammung des Menschen beendet?  
  Die Abstammung des Menschen ist nach wie vor heftig umstritten. Stammt der moderne Homo sapiens von einem gemeinsamen afrikanischen Urahn ab oder kristallisierte er sich parallel in verschiedenen Regionen der Erde heraus? Mittels einer DNA-Auswertung scheint nun eine Antwort darauf gefunden.  
Der Genetiker Alan Templeton von der Washington University in St. Louis meint das Geheimnis um die Abstammung des Menschen auf statistischem Wege gelüftet zu haben.
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Alan Templeton: Out of Africa again and again, erschienen im aktuellen Nature Magazine 416, 45¿51 (7 March 2002)
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Folgen der ersten Auswanderung unklar
Vor ungefähr 1,5 Millionen Jahren verließ der "Homo ergaster" - oft auch als "Homo erectus" bezeichnet - zum ersten Mal Afrika.

Was danach geschah ist jedoch unklar. Bislang gibt es zwei konkurrierende Thesen um den weiteren Verlauf der Menschheitsgeschichte: Die "Out-of-Afrika Hypothese" und die "multiregionale Hypothese".
Die Wahrheit ...
Stammt der moderne Homo sapiens von einem gemeinsamen afrikanischen Urahn ab (Out-of-Afrika), der andere Populationen verdrängt hatte oder kristallisierte er sich parallel in verschiedenen Regionen der Erde heraus?

Templeton zufolge liege die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Er verglich DNA-Sequenzen der Population weltweit und kam zu einem verblüfenden Ergebnis.
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Verglichene DNA-Sequenzen
Templeton kombinierte Informationen über normale wie auch Geschlechtschromosomen und über Mitochondrien (der wichtigste Ort zur Bereitstellung von Energie in Zellen mit eigenes Genom) von zehn genetischen Regionen. Durch eine Analyse verschiedener Gene hoffte er die manchmal auftretenden Widersprüche bei individuellen Sequenzen zu klären. Genvariationen aus unterschiedlichen Gebieten ermöglichten die Rekonstruktion des menschlichen Stammbaums.
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... liegt irgendwo in der Mitte
"Die Afrikaner hatten zwar einen enormen genetischen Einfluss auf die Menschheit gehabt, aber die These von der Verdrängung anderer Populationen ist mit meiner Analyse nicht wirklich kompatibel", resümiert Templeton.

Die Datenauswertung bestätigt die Auswanderung des "Homo erectus "aus Afrika, auch die vermutete zweite Welle vor 400.000 bis 800.000 Jahren. Hinzu kommt jedoch eine neue, dritte Migrationbewegung vor ungefähr 100.000 Jahren.
Genetischer Austausch stattgefunden
Des Weiteren konnte der Genetiker eine spätere Rückwanderung von Asien nach Afrika und einen genetischen Austausch zwischen den Populationen feststellen.

Der genetische Austausch zwischen den Populationen lässt nun darauf schließen, dass die afrikanischen Auswanderer nicht als Eroberer kamen, sondern sich mit den vorgefundenen Populationen vermischten.
Signifikante Arbeit, aber Skepsis bleibt
Während der Anthropologe Jonatan Relethford von der State University of New York, Oneaonta, von einer signifikanten Arbeit spricht, bleiben Anhänger der "Out-of-Africa Hypothese" skeptisch.

Martin Richards, Genetiker an der University of Huddersfield, Großbritannien, bemängelt beispielsweise die Einbeziehung der normalen Chromosomen. Diese würden das Bild bloß verzerren, da sie nur dürftige Informationen liefern, die Y Chromosome anderseits wären hieb- und stichfest.

Richard Klein, Archäologe an der Stanford University, Kalifornien, bezweifelt wiederum die von Templeton gezogene Schlüsse. Laut Klein gäbe es keinerlei Hinweise für eine anhaltende menschliche Präsenz in Europa vor 500.000 Jahren. Damalige Auswanderer hätten demnach niemanden vorgefunden und sich daher auch nicht mit Ansässigen fortpflanzen können.
DNA-Datenanalyse ist erst der Beginn
Da es sich um ein großes Bild auf einer sehr grobschlächtigen Zeitskala handle, ist der Datenvergleich erst ein Beginn, meint hingegenTempleton.
->   Asiaten stammen aus Afrika
->   Stammbaum der Hominiden
->   Washington University in St. Louis
 
 
 
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01.01.2010