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Bytes statt Barbie - über Frauen in der virtuellen Lernwelt  
  Frauen in der virtuellen Welt - Chancen, Nischen oder Ausgrenzung? Anlässlich des Internationalen Frauentages ein Gastbeitrag von Dorothea Lüdke über interdisziplinäre Versuche zur Bestimmung des Verhältnisses von Geschlechterforschung und Virtualität.  
Über Frauen in der virtuellen Lernwelt
Von Dorothea Lüdke

Virtuelle Lern- und Lehrformen fördern Eigenverantwortlichkeit und kooperativen Lernstil und seien infolgedessen besonders für Frauen geeignet, die diese Eigenschaften ja angeblich in höherem Maße besitzen als Männer.
Frauen sind technikfeindlich
"Frauen sind technikfeindlich" und deshalb nicht in der Lage, mit den besonderen Voraussetzungen des E-Learnings umzugehen. So umriss Klann-Delius, Vizepräsidentin der Freien Universität (FU), das Spektrum der existierenden Vorurteile gegenüber E-Learning im Kontext der Geschlechterthematik und leitete damit am 1. März 2002 das Colloquium 2Geschlechterforschung und Virtualität" Chance, Nische oder Ausgrenzung¿ ein.
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Colloquium: Geschlechterforschung Virtualität
Es war das sechste. Colloquium aus der Reihe "Lust an Differenzen" und hatte sich zum Ziel gesetzt, das Verhältnis von Geschlechterforschung und Virtualität zu bestimmen. Eingeladen hatten neben der Vizepräsidentin die Frauenbeauftragte Mechthild Koreuber und die Zentraleinrichtung zur Förderung von Frauen- und Geschlechterforschung an der FU Berlin. Kurze Vorträge führten in die Thematik aus verschieden disziplinären Perspektiven ein .
->   FU Berlin: Frauen- und Geschlechterforschung
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Mythen, Realität und Möglichkeiten
In ihrem Vortrag "Mythen, Realität und Möglichkeiten" identifizierte Sigrid Peuker (Berlin) Mythen über E-Learning wie zum Beispiel: "Alles, was sie brauchen, ist eine Telefonleitung und ein internetfähiger Computer" und konfrontierte diese mit der Realität.

Peuker klassifizierte die virtuellen Angebote nach ihrer Interaktionsfähigkeit und eröffnete damit ein Spektrum, das von der linearen Präsentation von Inhalten bis zu hochkomplexen Formen des gemeinsamen Lernens reicht.
Lernziel, Infrastruktur und Kompetenzen entscheidend
Entscheidend seien Lernziel, technische Infrastruktur und vielfältige Kompetenzen der ProduzentInnen sowie der NutzerInnen. Aus der Erfahrung, die sie in eigenen Lehrveranstaltungen aus der Verbindung von Präsenzlehre und virtuellem Seminarraum gewinnen konnte, zog sie vielfältige Schlüsse: einerseits bedeute dies einen größeren Einsatz und Arbeitsaufwand für Lehrende und Studierende, andererseits zeigten sich besondere Lernerfolge sowie eine "neue Qualität der Beziehungen in den Gruppen und zwischen den Studierenden und den DozentInnen".
Virtuelle Lehre und Geschlecht
"Expect The Best - Prepare For The Worst: Virtuelle Lehre und Geschlecht", der Beitrag von Iris Bockermann und Heike Wiesner (Bremen) ist Teil des Projekts "Gender und Informationstechnologien im Kontext der virtuellen internationalen Frauenuniversität (vifu)", das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde.
Internetkompetenz als Motivation
Es galt, den Zusammenhang von Geschlecht, Kultur und virtuellem Lernen zu erforschen. In den ExpertInnenbefragungen zeigte sich unter anderem, dass Internetkompetenz für die Studierenden eher eine Motivation für die Teilnahme an einer virtuellen Ausbildung, denn eine Voraussetzung war.

Auch garantiere der Besitz eines Computers im Haushalt nicht den Zugang für Frauen. Virtuelle Seminare seien auch zukünftig ein Ergänzungsangebot und kein Ersatz für konventionelle Kurse.
->   Expect the Best - Prepare for the Worst
Eine Frage des Zugangs
Die Frage nach den Zugangs- und Studienbedingungen für Frauen stand im Mittelpunkt des Beitrags "Virtuelle oder reale Chancengleichheit?" von Dr. Christine von Prümmer (Hagen).
Sie lotete aus, in wie weit die Geschlechterverhältnisse die virtuelle Universität prägen. Obwohl dem Ziel der Chancengleichheit verpflichtet, seien bei der Fernuniversität Hagen nach wie vor die Gestaltung der Lernumgebung und damit die Möglichkeiten des Zugriffs auf Computer und Internet in die Hände der Studierenden gelegt.
Chancen der virtuellen Universität
Damit kämen die Auswirkungen der Geschlechterdifferenz in den Zugangs- und Studienmöglichkeiten zum Tragen. "Die virtuelle Universität biete mehr virtuelle denn reale Chancengleichheit", so lautete ihr erstes Fazit. Ein detaillierter Blick machte aber deutlich: "Die Zukunft - auch der virtuellen Universität - ist weiblich!, denn Frauen würden zunehmend die virtuelle Universität aktiv gestalten und nutzen.
Medienkompetenz im Geschlechtervergleich
Inspiriert von einem Zeitungsartikel mit dem Titel "Frauen besitzen weniger Computer" erforschte die Gastprofessorin Dr. Monika Sieverding (Berlin) im Rahmen von psychologischen Projektseminaren zur Geschlechterforschung Hintergründe und damit auch Fragen der Medienkompetenz im Geschlechtervergleich.

Verpassen Frauen den Anschluss an die Informationsgesellschaft?, so betitelte sie ihren Beitrag. Befragt wurden Schüler zum Informatikunterricht und Studierende zur Nutzung neuer Medien. Ergänzend fand ein Experiment zur Selbst- und Fremdeinschätzung der Medienkompetenz statt.
Kompetenz, eine Frage der Quantität
Deutlich wurde, dass Frauen hinsichtlich technischer und selbstbezogener Medienkompetenz Nachholbedarf haben und dass Medienkompetenz abhängig ist von der Quantität der Mediennutzung. Eine Studentin brachte es auf den Punkt: Bytes statt Barbie!
Zum Verhältnis der Geschlechterforschung und Virtualität
Chance, Nische oder Ausgrenzung? Wie ist das Verhältnis von Geschlechterforschung und Virtualität zu bestimmen? Das Colloquium machte die Notwendigkeit deutlich, über Mythen und Vorurteile hinauszugehen und auf der Basis von Erfahrungen und Erkenntnissen konzeptionell weiter zu arbeiten, damit die Bedürfnisse und Stärken von Frauen die virtuellen "Welten" zukünftig stärker mitgestalten können.
Aufbaustudiengang "Gender-Kompetenz"
Der an der FU Berlin geplante Aufbaustudiengang "Gender-Kompetenz" soll durch die Integration spezifischer multimedialer Lern- und Lehreinheiten daran mitwirken, die technische Gestaltung von Lehreinheiten mit der Reflexion von Inhalten und angemessener Vermittlung im Bereich der Frauen- und Geschlechterforschung zu verknüpfen.
->   Dorothea Lüdke
 
 
 
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01.01.2010