News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Körpereigene Substanz als Medikament  
  Ein neues Medikament könnte die Behandlung von Infektionskrankheiten revolutionieren. Die künstlich hergestellte, körpereigene Substanz, wirkt gegen bakterielle Infektionen, aber auch gegen Pilze und Viren und erwies sich als sehr gut verträglich.  
Bei der Entwicklung neuer, wirksamer und gut verträglicher Antibiotika und Antiinfektiva ist nun Waldemar Gottardi vom Institut für Hygiene und Sozialmedizin der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck mit der künstlichen Herstellung der körpereigenen Substanz N-Chlortaurin ein wissenschaftlicher Durchbruch gelungen.

Dieser Abkömmling der Aminosäure Taurin gehört zu den sogenannten "Chloraminen", welche von den weißen Blutkörperchen zum Abtöten von Krankheitserregern und auch zum Schutz bei Entzündungen gegen gefährliche Stoffe wie etwa freie Radikale gebildet werden.
Wirksam gegen Bakterien, Viren und Pilze
Das Bio-Molekül hat gegen verschiedenste Krankheitserreger, wie Bakterien, Pilze und Viren, eine ausgeprägte abtötende Wirkung zeigt. Sogar sehr aggressive Bakterien verlieren bereits nach nur einer Minute in N-Chlortaurin-Lösung ihre krankmachende Wirkung, noch bevor sie abgetötet werden.
Anwendung in der Augenheilkunde
In ersten Studien am Menschen erwies sich N-Chlortaurin als sehr gut verträglich. So konnten bakterielle Entzündungen bei infektiöser Bindehautentzündung mit N-Chlortaurin-Augentropfen innerhalb von drei Tagen geheilt werden.

Die genauen Ergebnisse klinischer Untersuchungen bei Patienten, welche an einer besonders schwierig zu behandelnden epidemischen viralen Form dieser Erkrankung leiden, liegen demnächst vor.
Anwendung in der Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde
Seit kurzem ist bekannt, dass bei chronischen Nasennebenhöhlenentzündungen häufig auf eingeatmete Pilze, die der Körper als fremd erkennt, eine überschießende immunologische Reaktion erfolgt.

Daher untersuchen Wissenschaftler an der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde zwei weitere erfolgversprechende Anwendungsgebiete von N-Chlortaurin.

Ein möglicher Therapieansatz besteht in einer Verabreichung von Medikamenten, welche gegen Pilze wirken. Wiederholte Spülungen der Nasenhöhle und der Nasennebenhöhlen mit N-Chlortaurin haben sich dabei als sehr gut verträglich erwiesen. Außerdem kam es beim Großteil der Patienten zu einer Besserung von Symptomen wie behinderter Nasenatmung, Kopfschmerzen und vermindertem Riechvermögen.
Auch bei Entzündungen des äußeren Gehörgangs wirksam
Weiters erwies sich N-Chlortaurin bei Entzündungen des äußeren Gehörganges, welche häufig durch Problemkeime (v.a. Pseudomonas aeruginosa) verursacht werden, als sehr wirksam, besonders bei schwerwiegenden, mit Antibiotika nicht zu beherrschenden Verläufen dieser Entzündung.
Keine Gewöhnungsreaktion
Nach den bisherigen Forschungen zeigt N-Chlortaurin eine sichere Wirkung gegen ein breites Spektrum von Krankheitserregern ohne dass es dabei zu einer Abnahme der Wirkung durch Gewöhnung (Resistenzentwicklung) kommt.

Als körpereigene Substanz ist sie sehr gut verträglich und kann ohne konservierende Zusatzstoffe angewandt werden, wodurch keine allergischen Nebenwirkungen auftreten können.
Weitere Studien in Planung
Weitere Studien zur klinischen Wirksamkeit bei Infektionen in der Augenheilkunde, HNO-Heilkunde und anderen klinischen Fachgebieten befinden sich in Durchführung bzw. Planung.
->   vom Institut für Hygiene und Sozialmedizin der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010