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Lorenz-Preis für Goodall  
  Gestern Abend erhielt die Verhaltensforscherin Jane Goodall in Wien den Konrad-Lorenz-Preis für "ihren Einsatz für das Unwiederbringliche in der Natur". Dieser Staatspreis für Natur- und Umweltschutz wurde von Umweltminister Wilhelm Molterer übergeben. Zweiter Preisträger ist Bischof Erwin Kräutler, der Vorarlberger arbeitet seit 22 Jahren in Brasilien.  
Leise Frau mit lautem Schrei
Jane Goodall begrüßt bei Vorträgen ihre Zuhörer meist mit einem gellenden Schrei - mit dem Schrei der Schimpansen.

Die Bilder gingen um die Welt, als die zierliche Frau von den Schimpansen als Gruppenmitglied akzeptiert wurde. Goodall hat mit ihren Methoden die Verhaltensforschung revolutioniert.
Von der Sekretärin zur Expertin
Goodall war gelernte Sekretärin, als sie nach Tansania in Ostafrika kam. Ohne Studium und ohne naturwissenschaftliches Fachwissen engagierte sie sich 1960 in einer Studie über Schimpansen in freier Wildbahn.

Goodall unterbrach 1965 ihre Studien in Afrika, um ihn Cambridge zu promovieren. Durch ihre jahrzehntelange Feldforschung ist die Engländerin weltweit angesehen.
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Demut lernen
Was wir von den Schimpansen lernen können, sei Demut, meint Goodall: "Wir Menschen sind nicht so anders, wie wir glauben. Wir sind nicht die einzigen Lebewesen mit Persönlichkeit, rationalen Gedanken und Gefühlen wie Freude oder Trauer. Und wir sind auch nicht die einzigen Kreaturen, die sich selbst erkennen oder die Humor haben."
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Revolutionäre Ergebnisse
Goodall beschrieb als erste, wie Schimpansen Steine oder Holzstücke als Werkzeug benützen. Für die Schimpansen in Ostafrika ist typisch, dass sie sich mit Holzstöckchen kratzen. Außerdem angeln sie mit Halmen oder Stöcken nach Termiten.
Schutz der Schimpansen
Goodall begann ihre Arbeit in der Forschungsstation in Tansania. Mittlerweile gibt es Hilfsprojekte für Schimpansen in Kenia, Uganda und Kongo.

Vor einigen Jahren zog sich Goodall aus der Forschung zurück, um sich dem Schutz der Schimpansen zu widmen. Dabei ist ihr wichtig, die Menschen einzubeziehen: "Die Schimpansen in ihrem Lebensraum zu schützen, bringt nichts, wenn man nicht auch die Bedürfnisse der Menschen dort berücksichtigt."

Ihr Umweltschutzprojekt "Roots and Shoots" (Wurzeln und Sprossen) wendet sich vor allem an Jugendliche.
->   Jane Goodall
Gegen "Buschfleisch"
Zuletzt in den Medien engagierte sich Goodall gegen den Handel mit "Buschfleisch". So wird das Fleisch von Urwaldtieren (wie eben Schimpansen) bezeichnet. Zurzeit gebe es noch 200.000 Schimpansen, vor allem im Kongo würden sie gejagt. Die Tiere landen nicht in den Kochtöpfen hungernder Menschen, sondern am Teller von selbsternannten Gourmets.
"Große Ehre"
Für ihre Tätigkeit in der Verhaltensforschung erhielt Jane Goodall gestern den Konrad-Lorenz-Preis. Demnächst wird sie 68 Jahre alt. Es sei eine große Ehre für sie, sagte Goodall, die Konrad Lorenz persönlich sehr gut kannte.
Zweiter Preisträger: Bischof Kräutler
Der zweite diesjährige Konrad-Lorenz-Preisträger ist Bischof Erwin Kräutler. Der Vorarlberger ist seit 22 Jahren Bischof in Brasilien und setzt sich für die Rechte der Indios ein.
Umstrittener Konrad Lorenz
Der Verhaltensforscher Konrad Lorenz ist aufgrund seines Verhaltens in der Zeit des Nationalsozialismus nicht unumstritten. Dazu in science.ORF.at:
->   Diskussion: Die Bedeutung von Konrad Lorenz heute
->   Konrad Lorenz: "Ein Mitläufer, kein Vordenker"
->   Konrad Lorenz: "Ich war immer Nationalsozialist"
->   Neue Diskussion um Konrad Lorenz
->   Konrad Lorenz: Ein Bild ohne Illusionen
 
 
 
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01.01.2010