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Ameisen, die Könige des Regenwaldes  
  Ameisen sind wahre Überlebenskünstler. Davon zeugt auch die Tatsache, dass die kleinen Krabbler nach Schätzungen ganze 15 Prozent der gesamten Biomasse der Erde stellen - und noch immer sind nicht alle Arten entdeckt. Forscher machen sich vor allem in den Regenwäldern der Erde auf die Suche, denn dort sind die Insekten besonders erfolgreich.  
Emilio Bruna vom "Biological Dynamics of Forest Fragments Projekt" hat längst aufgehört, nach Namen zu suchen. Der Insektenforscher im brasilianischen Regenwald weiß zwar Bescheid über immerhin 9.500 Ameisenarten. Letzte Expeditionen im Dschungel lassen ihn aber darauf schließen, dass weitere 20.000 Arten die Erde bevölkern.
Erfolgreiche Bewohner des Regenwaldes
Im Regenwald sind die umtriebigen Tierchen am erfolgreichsten. Das Gewicht der dort lebenden Ameisen ist zumindest viermal so groß wie das aller anderen Tiere des Waldes zusammen. Ameisen stellen damit vierzig Prozent der gesamten lebenden Biomasse im brasilianischen Regenwald.
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Raffinierte Überlebenstricks
Die Überlebensstrategien der Ameisen sind auf die jeweiligen Verhältnisse abgestimmt. Eine einzige Kolonie von Blattschneiderameisen säbelt pro Jahr 280 Kilogramm Blätter von den Bäumen. Neue Forschungen zeigen, dass die Tiere ihre Energie präzise einteilen können. Die Kraft einer Ameise reicht genau für das Abtrennen eines Blattteiles, bei dickeren Blättern werden kleinere Stücke abgetrennt. Wodurch sich die Winzlinge ihre Kräfte so exakt einteilen können, ist noch nicht erforscht.
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Riesenkraft im Kleinen
Die Körperkräfte der kleinen Krabbler scheinen unverhältnismäßig groß. Lasten bis zum Fünfzigfachen des eigenen Körpergewichtes kann eine Ameise tragen. Eine menschengroße Ameise könnte trotzdem nicht Tonnen von Gewicht stemmen.

Denn mit der Größe würde das Eigengewicht überproportional ansteigen. Wäre die Ameise statt einem Zentimeter einen Meter lang, würde die Muskelkraft auf das 10.000-fache, das Gewicht aber auf das 1.000.000-fache ansteigen.
Vorbild für Logistiker
In anderen Bereichen kann der Mensch durchaus noch von diesen Insekten lernen, die seit circa 100 Millionen Jahren die Erde bevölkern.

Logistisch sind Ameisen kaum zu übertreffen. So markieren sie die Wege zu Futterquellen mit Duftstoffen. Die kürzesten Routen werden mit besonders viel "Parfum" gekennzeichnet.
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Ameisenrouten zwischen 15 amerikanischen Städten
Marc Dorigo, ein Wissenschaftler der Freien Universität Brüssel ließ in einer Computersimulation Ameisen die besten Routen zwischen 15 amerikanischen Städten erkunden. Es funktionierte: Die effizientesten Routen waren bald mit (computergeneriertem) Duft markiert. Der Rechner hat die "Logistik" der Ameisen effizient übernommen.
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Ameisen, nichts als Ameisen
Geschätzt wird, dass insgesamt 10.000.000.000.000.000 - also zehntausend Billionen - Ameisen auf der Erde leben. Sie wiegen mehr als die gesamte Weltbevölkerung und machen ungefähr 15 Prozent der gesamten tierischen Biomasse auf dem Planeten aus.

Alle leben in Kolonien, denn einzelne Ameisen können nicht überleben: Sie sind auf Teamwork angewiesen. Die größte bekannte Kolonie lebt in Japan auf Hokkaido mit 306 Millionen Exemplaren, die sich 45.000 Nester teilen, und das auf einer Fläche von 2,7 Millionen Quadratkilometer.

Günther Mayr, Modern Times
->   Modern Times
->   Biological Dynamics of Forest Fragments Projekt
->   Ameisenbilder des Museu de Zoologia in Sao Paulo
 
 
 
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01.01.2010