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Studie: 78 Prozent der Schüler von Lehrern gekränkt  
  78 Prozent der österreichischen Schüler werden im Unterricht zumindest einmal massiv von Lehrern gekränkt. Das sagt eine aktuelle Studie, über die heute (15.3.) das Nachrichtenmagazin "Format" berichtet. Der Studienautor fordert eine bessere Kontrolle der Lehrer - im Bildungsministerium hält man allerdings eine Gegenuntersuchung bereit.  
Darf nicht geduldet werden
Mehr Kontrolle der Lehrer von außen, fordert der Salzburger Professor für Erziehungswissenschaft Volker Krumm, um im Fall des Falles etwaiges pädagogisches Fehlverhalten, Schülerbeschimpfungen oder Kränkungen sofort zu beenden, "indem man Eltern und Schüler motiviert, ja geradezu einlädt, so etwas sofort bekannt zu geben".

Auch die Kollegen und die Schulleitung dürften das nicht einfach akzeptieren, "und die Schulaufsicht muss endlich aufhören, im Blick auf diese Dinge von Einzelfällen zu sprechen, wie sie es seit Jahr und Tag tut", so Krumm.
Studie des Machtmissbrauchs von Lehrern
Grundlage von Krumms Forderung, der laut seiner Umfrage auch 60 Prozent der Lehrer zustimmen, ist jene repräsentative Studie, für die er über neunhundert Studenten und 340 Lehrer aller Schultypen nach dem "Machtmissbrauch von Lehrern in Österreich" befragt hat.

Von der Schultype unabhängig erklären dort 78 Prozent der Befragten, im Unterricht mindestens einmal massiv von Lehrern gekränkt worden zu sein.
->   Volker Krumm, Institut für Erziehungswissenschaft, Uni Salzburg
Kränkung wie Strafmandat der Polizei?
Dem hält der zuständige Sektionschef im Bildungsministerium Heinz Gruber einiges entgegen: Er kränke sich auch, wenn ihm die Polizei ein Strafmandat verpasse, aber letztlich richtig handle.

Volker Krumm präzisiert: "Wenn ein Schüler nicht mehr in die Schule gehen will oder, wie jüngst in Salzburg passiert, sich sogar ans Auto der Mutter klammert, wenn sie ihn in die Schule bringt - dann kann man schon von Kränkung sprechen."
Studie gegen Studie
Heinz Gruber indes misstraut diesem Ergebnis und zitiert eine Studie des Linzer Pädagogikprofessors und Schulforschers Ferdinand Eder aus dem Jahr 1995: darin steht, dass 87 Prozent der Schüler keine Ängste in der Schule verspürt hätten und nur 5,6 Prozent gaben an, große Angst ausgestanden zu haben.

Krumm gibt zu: Völlig grundlos rasten die Lehrer selten aus, das sagen auch die befragten Studenten.

Fazit : Mit sozialwissenschaftlichen Studien kann man vieles beweisen - vor allem immer auch das Gegenteil. Am Ende sind Lehrer, Schüler und Eltern so weit wie zuvor und legen ihre Streitigkeiten - hoffentlich - aus eigener Kraft bei.

Martin Haidinger, Ö1-Wissenschaft
->   Format
->   Bildungsministerium
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01.01.2010