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Pädiatrische Ergotherapie für kleine Patienten  
  Ergotherapie in der Pädiatrie wendet sich an Kinder vom Säuglingsalter bis ins Jugendlichenalter, wenn deren Entwicklung verzögert ist, sie in ihrer Selbständigkeit und Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder von Behinderung bedroht, beziehungsweise betroffen sind. Dabei ist vor allem eines wichtig für die kleinen Patienten: der spielerische Umgang.  
"Aktivität hat heilende Wirkung" lautet einer der Leitsätze der Ergotherapie. Das übergeordnete Ziel ist, Einschränkungen zu minimieren, mehr Handlungsfreiraum zu schaffen und eine größtmögliche Selbständigkeit des Kindes im Alltag zu fördern.
Individuelle Abstimmung
Ergotherapie mit Kindern ist handlungsorientiert, spielerisch und immer auf den tatsächlichen Entwicklungsstand des einzelnen Kindes individuell abgestimmt.

Geboten wird: Training von alltagsrelevanten und entwicklungsfördernden Handlungen, handwerkliche und spielerische Tätigkeiten, sowie die Beratung der Angehörigen und die Zusammenarbeit mit Kindergarten oder Schule des Kindes.
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Benötigt Ihr Kind ergotherapeutische Unterstützung?
Wenn ein oder mehrere Merkmale der folgenden Auflistung auf ein Kind zutreffen, liegt vielleicht eine Störung der motorischen Koordination, der Körperwahrnehmung, im richtigen Erfassen und Einordnen von Reizen aus der Umwelt vor, oder das Kind ist durch eine Behinderung in seiner Handlungsfähigkeit eingeschränkt.

Das Kind: - hat Lernprobleme; - ist in allem langsamer als andere gleichaltrige Kinder; - kann sich nicht konzentrieren; - ist ungeschickt, stolpert oft, kann Gefahren nicht richtig abschätzen; - hat kein gutes Gleichgewichtsgefühl; - reagiert überempfindlich auf Schwerkraftveränderungen, z.B. beim Schaukeln; - reagiert überempfindlich auf verschiedene Berührungsreize; - vermeidet bestimmte Materialien, wie z.B. Sand, Knetmasse oder Schaum; - verliert leicht die Orientierung; - hält den Stift verkrampft, hat eine unleserliche Schrift, schreibt langsam; - findet schwer Kontakt zu anderen Kindern; - wirkt frustriert und unglücklich.

Steigt der Leidensdruck der Eltern bzw. des Kindes, oder bleibt die Entwicklung des Kindes zurück, so dass Probleme im Kindergarten oder in der Schule auftreten, sollte man in jedem Fall zu einer ergotherapeutischen Begutachtung.
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Die Behandlung - spielerisch und entwicklungsorientiert
Grundsätzlich sollten alle in der Behandlung angebotenen Aktivitäten für das Kind in einem sinnvollen Zusammenhang stehen. Nicht das Alter, sondern der tatsächliche Entwicklungsstand des Kindes oder des Jugendlichen gilt als Grundlage für die Behandlung.

Als Maßstab wird dennoch die normale Entwicklung herangezogen. Es wird vermieden, Einzelfunktionen "anzutrainieren", vielmehr ist es das Ziel der Ergotherapie, Voraussetzungen für eine bessere Entwicklung bzw. bessere Handlungsfähigkeit zu schaffen.

Die Therapie läuft spielerisch ab, d.h. wesentliche Merkmale sind Freude, Spaß und damit verbundene Aufmerksamkeit des Kindes.
Alltägliches und Spezielles
Die ergotherapeutische Behandlung von Kindern erfolgt einerseits mit ganz alltäglichen Utensilien wie etwa Stiften, Kinderspielen, Fingerfarben, Sand, Ton, Knetmassen, Teig, Bohnentopf, Rasierschaum oder Bastelmaterialien.

Andererseits finden auch ganz speziellen Therapiemitteln Anwendung wie diverse Schaukeln (SI-Plattformschaukel, Teller, Pferd, Brett, Trapez, Traube, u.a.), Hängematten, Klettergerüsten, Rutschen, Seilen, Knautschsäcken, Rollbrettern und Matratzen.
Anregung der Sinne
All diese Einrichtungen regen besonders die unterschiedlichen Sinne und deren Verarbeitung an. In vielen Fällen wird für die Kinder auch ein Spielzeug speziell angepasst oder sogar eigens angefertigt.
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Therapiemethoden und Maßnahmen
Der Therapieverlauf gestaltet sich individuell, je nach den bestehenden Problemen.
Bei der ergotherapeutischen Behandlung von Kindern kommen hauptsächlich folgende Methoden zum Einsatz:

Sensorische Integrationstherapie nach A. Jean Ayres
Basale Stimulation nach A. Fröhlich
Therapiekonzept nach K. Bobath
Therapiekonzept nach F. Affolter
Handwerklich- gestalterische Techniken (Arbeiten Ton, Holz, Stein, Textil, Metall, Papier und Pappe, bildnerisches Gestalten, ...)
Hilfsmittelversorgung/Schienenherstellung/Prothesentraining
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Wie kommt Ihr Kind zur Ergotherapie?
Für eine ergotherapeutische Behandlung ist in jedem Fall eine Verordnung des Kinderarztes oder des praktischen Arztes notwendig. Im Idealfall sollte der Kinderarzt selbst entscheiden können, ob eine etwaige Auffälligkeit des Kindes tatsächlich eine Indikation für die Ergotherapie ist.

Behandlungen für Kinder werden in Spitälern und Ambulatorien angeboten. Hier übernehmen zwar die Krankenkassen die anfallenden Behandlungskosten, man muss allerdings mit längeren Wartezeiten für einen Therapieplatz rechnen (manchmal bis zu einem Jahr).

Schneller geht es in einer freiberuflichen Praxis von diplomierten Ergotherapeutinnen und -therapeuten. Hier übernehmen die Krankenkassen allerdings nur einen Teil der Kosten.

Christoph Leprich, Ö1 Radiodoktor
->   Radio Österreich 1
->   www.ergotherapie.at
 
 
 
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01.01.2010