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Neue Wege in der Tinnitus-Therapie  
  An der Universität Trier wurde eine neue Therapie entwickelt, die Patienten helfen soll, besser mit Tinnitus zu leben. Eine neue Computersoftware soll in Zukunft helfen, auch ohne stationären Aufenthalt das lästige Ohrgeräusch in den Griff zu bekommen.  
Erarbeitet wird in dem neuen Therapieprogramm die Fähigkeit, sich schnell und effektiv tief zu entspannen, um so dem unerträglichen Ohrgeräusch, aber auch anderen chronischen Schmerzen wirksam entgegen zu treten.
Entstehung von Tinnitus ungeklärt
Rund 20 Prozent der Menschen in den westlichen Industrieländern leiden an Ohrgeräuschen. Für die Wissenschaft ist die Entstehung des Tinnitus nach wie vor nicht erschöpfend geklärt.

Am meisten leiden die Patienten an den psychischen Folgen des Tinnitus. Zu den oft unerträglichen Kopfschmerzen und einem Ton im Ohr, der in der Lautstärke einem vorbeifahrenden Zug gleicht, treten Isolation und Depression. Für viele bedeutet Tinnitus Rückzug aus dem sozialen Leben, oft auch Arbeitsunfähigkeit.
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Tinnitus
Unter Tinnitus versteht man die subjektive Wahrnehmung eines Tones oder Geräusches ohne akustische Stimulation von außen, eine Art ständiges Ohrensausen. Dabei kann der Auslöser für die Ton- bzw. Geräuschempfindung im Ohr oder auch im Gehirn lokalisiert sein. Aus diesem Grund beschreibt der Begriff Tinnitus ein Symptom, stellt aber keine exakte Diagnose dar. Die subjektiv wahrgenommen Ton- bzw. Geräusche sind von Ohrgeräuschen zu unterscheiden. Ohrgeräusche sind objektive von einem Untersuchenden mitzuhörende Geräusche, die z.B. durch rhythmischen Anspannen der Gaumenmuskulatur entstehen können. Unter einem Ton ist ein akustischer Reiz bzw. eine akustische Wahrnehmung von nur einer Frequenz zu verstehen, ein Geräusch dagegen besteht aus mehreren Tönen.

Für eine sinnvolle Behandlungsstrategie des Tinnitus ist es notwendig den akuten Tinnitus (bis zu 3 Monaten) vom subakuten (bis 6 Monaten) und dem chronischen Tinnitus (älter als 6 Monate) zu unterscheiden. Dabei sind die Heilungschancen umso besser, je "frischer" der Tinnitus ist.
->   Mehr zu Tinnitus
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Von Berufs wegen hören müssen
Tinnitus gilt in Östereich zwar nicht per Gesetz als Berufskrankheit, dennoch zählen diese Art von Ohrgeräuschen auch zu berufsbedingten Krankheiten. Rund 10 Prozent der Orchestermusiker z.B. erleiden jährlich Hörstürze oder akuten Tinnitus.

Die oft jahrzehntelange täglich mehrstündige Beanspruchung des Gehörs kann zu chronisichem Tinnitus führen. Aber auch Psychotherapeuten beklagen das häufige Auftreten dieser Erkrankung des Innenohrbereichs.
Ambulante Hilfe mit Licht und Wärme
Das wirksame Rezept der Wissenschafter in Trier ist eine Kombination aus Entspannunsübungen in Verbindung mit einer Licht- und Wärmequelle.

In rund halbstündigen Sitzungen gemeinsam mit einem Therapeuten wird der Patient ambulant trainiert, sich gezielt unter Einwirkung von Licht- und Wärmequellen zu entspannen.

Ziel ist es diesen Vorgang so gut zu verinnerlichen, dass es im akuten Bedarfsfall gelingt, sich in die trainierte Situation hineinzubegeben, um an jedem Ort zu jeder Zeit Linderung herbeizuführen, auch wenn die technischen Geräte nicht zur Hand sind.
Hilfe zur Selbsthilfe
"Unser Therapieansatz ist ein Ansatz der Hilfe zur Selbsthilfe. Der Patient soll auf Dauer unabhängig werden von unserem Trainingskonzept. Er soll das was er bei uns gelernt hat und trainiert hat im Alltag einsetzen. Er soll lernen sich selbst zu helfen in kritischen Situationen. Und das gelingt. Das haben wir
in unseren Untersuchungen zeigen können. Insbesondere Menschen mit schwergradigem Tinnitus profitieren von diesem Training", erklärt Friedemann Gerhards vom Forschungszentrum für Psychologie und Psychosomatik an der Universität Trier.

In einem neuen Forschungsprojekt untersuchen die Wissenschafter, wie die Behandlungsergebnisse aussehen, wenn das Training zu Hause absolviert wird. Es gilt das Prinzip: Nicht der Patient geht zum Training sondern Training und Technik kommen zum Patienten.

Martina Schmidt, Modern Times
->   Forschungszentrum für Psychobiologie und Psychosomatik, Universität Trier
->   Modern Times
 
 
 
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01.01.2010