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Tauchen als Therapie für Unfallopfer  
  Ein Steirischer Tauchklub geht neue Wege in der Rehabiltitation von Unfallopfern: Speziell geschulte Tauchlehrer gehen mit den Patienten "unter Wasser", um deren Beweglichkeit zu trainieren.  
Die Therapiestunde beginnt wie jede andere: Therapeuten und ihre Schützlinge sitzen im Halbkreis und besprechen die kommende Rehabilitationseinheit. Das Ungewöhnliche dabei: stählerne Pressluftflaschen und Tauchjacketts.
Tauchtherapie für die Beweglichkeit
Vorbereitet wird von den drei Tauchlehrern des Grazer Vereins "Octopus" eine Tauchtherapie im Schwimmbad des Reha-Zentrums, die Unfallopfern dabei helfen soll, ihre Beweglichkeit wieder zu erlangen.

Teilnehmer an dem "Unterwasser"-Reha-Programm sind im Augenblick z.B. mehrere junge Patienten im Alter zwischen 19 bis 24 Jahren. Alle haben bei Unfällen schwere Brüche
davon getragen, alle haben noch Metallschienen und -platten im Körper.
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"Octopus" als Vorreiter in Österreich
Der Grazer Verein "Octopus", ein "Arm" der Tauchschule Pazifik, ist die einzige Organisation Österreichs, die das Tauchen mit Behinderten forciert, um den Betroffenen "ein Stück der verloren gegangenen Freiheit wieder zu geben", wie es Tauchlehrer Manfred Kaiser formuliert.

Auf der "Tauchbasis" am Grazer Schotterteich "Copacabana" ist alles behindertengerecht für Taucher mit Handicap adaptiert. Nun wagt man den Sprung in die Rehabilitation: Seit etwa einem Monat wird für Bewohner des Reha-Zentrums Tobelbad Tauchen angeboten: Nach einer theoretischen Einweisung geht es mit unter der Aufsicht von drei speziell geprüften Tauchlehrern im hauseigenen Schwimmbecken unter Wasser - vorerst aber nur 1,60 Meter tief.
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Spezialschulung für die Lehrer
Bild: APA
Ein Patient während der Tauch-Therapie
Bei der 1981 in den USA gegründeten und mittlerweile weltweit präsenten Handicapped Scuba Association (HSA) haben die Tauchlehrer von "Octopus" zuvor eine Spezialschulung absolviert.

Die beiden "Protagonisten" der Tauchtherapie sind Mediziner: Manfred Kaiser ist Psychologe, sein Hauptgebiet ist die Neuropsychologie. Andrä Wasler ist Facharzt für Chirurgie, Tauchlehrer, Tauchmediziner und Sachverständiger der Versicherungsanstalt AUVA.

Beide halten die Therapie als besonders geeignet, sowohl nach Unfällen als auch bei Kinderlähmung, multipler Sklerose oder cerebralen Lähmungen. "Tauchen ist auch für Menschen möglich, die vom Hals abwärts gelähmt sind", so Kaiser. Sie würden dafür nur einen speziell zum "Buddy" geschulten Tauchkollegen benötigen.
Bessere Koordination
"Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass durch regelmäßiges Gerätetauchen das Atemvolumen entscheidend vergrößert wird", so Kaiser.

Zusätzlich verbessere das dreidimensionale Bewegen "unter praktisch schwerelosen Bedingungen, nur gegen den Widerstand des Wassers" die Koordination von Bewegungen von Menschen mit den verschiedensten Behinderungen.
Finazierung durch Kassen noch offen
Beim Verein "Octopus" hofft man nun auf erfolgreiche Gespräche mit der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) - zwecks Finanzierung des in Österreich einzigartigen Therapieversuchs.

Die Reaktionen der Teilnehmer jedenfalls sind durchweg positiv. Einige haben bereits beschlossen, das Tauchen auch nach Ende ihrer Therapie weiter betreiben zu wollen.
Mehr Informationen im Web unter:
->   www.octopus.at
->   www.HSA-europe.org
 
 
 
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01.01.2010