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Riesige Inka-Stadt in Südperu entdeckt  
  Archäologen haben in den peruanischen Anden die Ruinen einer riesigen Inka-Stadt entdeckt. Die Siedlung besteht aus mehr als 100 Gebäuden, darunter eine Pyramide, mehrere Mausoleen sowie ein acht Kilometer langer Bewässerungskanal.  
Seit 1964 sei keine Inka-Stadt dieser Größe mehr entdeckt worden, sagte der britische Autor und Inka-Experte Peter Frost am Montag auf einer Pressekonferenz in Lima.
Größer als erwartet
Die Ausgrabungsstädte Corihuayrachina wurde zwar bereits 1999 erstmals gesichtet, erst jetzt wurde aber die tatsächliche Größe der Siedlung erkannt. "Diese Stätte ist weit größer, als wir erwartet haben", erklärte der peruanische Archäologe Alfredo Valencia, der an den Ausgrabungen beteiligt ist.
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Die Inka-Kultur
Die Inkas waren eine indianische Dynastie im mittleren Andenraum. Der Titel Inka kam ursprünglich nur dem Herrschergeschlecht zu, später wurde er auf das ganze Volk übertragen. Die Inka hatten in den letzten hundert Jahren vor der Ankunft der Spanier ein Großreich mit der Hauptstadt Cuzco geschaffen, das unter dem Inka den größten Teil Ecuadors, Perus und Boliviens sowie Teile von Argentinien und Chile umfasste.
->   Mehr Informationen zu den Inkas
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Keine Stadt der "Inka-Elite"
Die rund 470 Kilometer südöstlich von Lima gelegene Siedlung dehnt sich nach Angaben der Archäologen über eine Fläche von etwa sechs Quadratkilometern aus.

Corihuayrachina liegt damit rund 40 Kilometer südwestlich von Machu Picchu, der berühmtesten Inka-Stätte und Haupt-Touristenattraktion in Peru. Wie Frost auf der Pressekonferenz ausführte, handele es sich allerdings im Unterschied zu Machu Picchu nicht um die Heimstätte einer "Inka-Elite".

 
Bild: EPA

Dieses kürzlich von der National Geographic Society veröffentlichte Photo zeigt ein Archäologenteam, das einen in Corihuayrachina gefundenen menschlichen Schädel untersucht.
Fundstücke als archäologisches Puzzle
Frost vergleicht die Funde mit einem Puzzle, dessen einzelne Teile den Forschern dabei helfen könnten, mehr darüber zu erfahren, was damals in der abgelegenen Bergregion passierte.

Denn noch wissen die Archäologen nicht, wer Corihuayrachina bewohnte, wie die Menschen dort lebten und warum sie sich tatsächlich eine solche unwirtliche Gegend heraussuchten.

Frost selbst hatte aus der Ferne die ersten Ruinen gesichtet, als er 1999 eine Gruppe von Touristen durch die abgelegene Gegend führte. Im Juni 2001 konnte der Forscher schließlich - mit Unterstützung der amerikanischen National Geographic Society - die Fundstätte erstmals betreten.
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Die Spanier und der Untergang des Inka-Reiches
Die Anfänge der Inka liegen im Dunkeln. Genauere Daten liegen nur für die letzten fünf der insgesamt 13 Herrscher vor. Erst der 8. Inka ist historisch richtig fassbar; sein Sohn Pachacutec Yupanqui (1438-1471) rettete die Dynastie vor dem Angriff der Chancay, die Cuzco bedrohten, und begann die Reihe von Eroberungen, die den Inka-Staat zur Großmacht werden ließ.

Huayna Capac (1493-1527) schließlich teilte das Reich unter seinen Söhne Huascar und Atahualpa auf; deren Bruderkrieg erleichterte Pizarro 1532 die Eroberung des Inka-Reichs. Die Gefangennahme und Hinrichtung Atahualpas bedeutete das Ende der Inka-Herrschaft. Indianische Führer späterer Rebellionen (so Tupac Amaru im Jahre 1780) versuchten vergebens, an die alte inkaische Tradition anzuknüpfen.
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Möglicher Rückzug in die Berge
Die freigelegten Ruinen liegen auf einem schmalen Bergkamm, der sich in rund 3.300 Metern Höhe in den Anden befindet. Wie Frost weiter erklärte, sei es denkbar, dass die Siedlung von Inkas bewohnt wurde, nachdem diese sich - durch den Einmarsch der Spanier dazu gezwungen - in die Berge zurückziehen mussten.
Europäische Krankheiten als Ursache für Untergang?
Die Frage bleibt dennoch offen, ob Corihuayrachina tatsächlich nach dem Einmarsch der Spanier errichtet bzw. bewohnt wurde - und was letztlich das Ende der Siedlung auslöste. "Wenn wir menschliche Überreste finden, werden diese dann europäische Krankheiten zeigen?", fragt sich Frost.

Wie man weiß, haben etwa die Masern verherend unter den Inkas gewütet: In rund 25 Jahren hat die Krankheit einen Großteil der Bevölkerung getötet, schätzen Wissenschaftler. Die Population sank von 32 Millionen im Jahr 1520 auf etwa fünf Millionen 1548.
Mehr zu den Inkas in science.ORF.at:
->   Inkas waren vorzügliche Gehirnchirurgen
 
 
 
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01.01.2010