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Haus der Zeitgeschichte: Streit um Projektgruppe  
  Das schon seit Jahren diskutierte "Haus der österreichischen Zeitgeschichte" wurde am Dienstag von Bildungsministerin Gehrer (ÖVP) dem Ministerrat als Antrag zum Beschluss vorgelegt. Die dafür vorgesehene Projektgruppe erregt allerdings das Missfallen eines großen Teils der heimischen Zeithistoriker. Und auch die Frage des genauen Ortes ist noch ungelöst.  
Projektgruppe: Rauchensteiner, Karner, Brauneder, Scholz
Die Projektgruppe wird sich laut dem Vorschlag des Bildungsministeriums aus dem Militärhistoriker Manfried Rauchensteiner (Leitung), dem Rechtshistoriker und ehemaligen FPÖ-Politiker Willi Brauneder, dem Historiker Stefan Karner (Universität Graz) und dem Wiener Restitutionsbeauftragten Kurt Scholz zusammensetzen.
Widerstand der Zeithistoriker
Gegen diese Vorgangsweise protestierten prominente Zeitgeschichtler wie Helmut Konrad, Karl Stuhlpfarrer, Erika Weinzierl, Friedrich Stadler oder Oliver Rathkolb in einem offenen Brief an Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP), aus dem "Der Standard" in seiner Dienstag-Ausgabe zitierte.

Sie sehen einen "Affront gegen die österreichische Zeitgeschichte" und fordern einen Wahlmodus wie bei der Historikerkommission, wo die Institute die Mitglieder des Gremiums nominierten.
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Auszug aus dem offenen Brief
"... Sollten weiterhin, in Fortführung der Kabinettspolitik um die heftig kritisierten Projekt ..., die keineswegs dem internationalen Museumsstandard entsprechen, die überwiegende Mehrheit der österreichischen Historiker und Historikerinnen, die zur österreichischen Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts arbeiten, bei diesem zentralen Projekt zum kollektiven Gedächtnis unserer Republik ausgegrenzt bleiben, sind wir willens, autonom eine internationale Diskussion zu initiieren.

Als erster Schritt ist bereits ein Weißbuch zur bisherigen politischen Vorgangsweise und zur öffentlichen Diskussion in Arbeit, das wir auch in den europäischen Museumsdiskurs einbringen werden. Sinnvoller wäre es aber, die vorhandene Expertise der durch die unterzeichnenden Institutsvorstände- und Abteilungsleiter vertretenen HistorikerInnen, die zu aktiver Mitarbeit bereit sind, zu nützen und zu integrieren."
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Gehrer versteht Aufregung nicht
Bildungsministerin Elisabeth Gehrer versteht die Aufregung der Zeithistoriker nicht. "Es ist Aufgabe der Regierung, ein Team einzusetzen", sagte Gehrer am Dienstag vor dem Ministerrat gegenüber der APA.

Selbstverständlich könnten die benannten Personen weitere Experten hinzuziehen. Primäre Aufgabe der Arbeitsgruppe sei die für 2005 geplante Schau zu konzipieren. Darauf aufbauend solle dann "das Haus der österreichischen Zeitgeschichte entstehen", so Gehrer.
Einbeziehung weiterer Zeithistoriker
Weiters hält das Bildungsministerium in einer der APA vorliegenden schriftlichen Stellungnahme fest: Im Ministerratsvortrag werde festgestellt, "dass die Entscheidungsfindung über Art, Funktion und Umfang eines Hauses der österreichischen Zeitgeschichte ein mittelfristiger Prozess sein sollte, in dem in- und ausländische Fachleute mitarbeiten sowie Vertreter der gesellschaftlich relevanten Kräfte Österreichs vertreten sein sollten".

"Professor Rauchensteiner", so heißt es in der Stellungnahme weiter, "wird selbstverständlich für die jeweils einschlägigen fachlichen Bereiche österreichische Zeithistoriker beiziehen".
Unklarheit auch über den Ort
Lange Zeit war das Palais Epstein an der Wiener Ringstraße für viele der Wunschstandort des geplanten Hauses der Zeitgeschichte. Der ehemalige Sitz des Wiener Stadtschulrates soll aber jetzt nach einem Beschluss aller Parteien zum Bürohaus für Parlamentsmitarbeiter werden.

Ehe sie über einen konkreten Standort Verbindliches sagen kann, betonte Bildungsministerin Elisabeth Gehrer noch die Wichtigkeit der virtuellen Elemente moderner Museums- und Ausstellungstechnik- ein zeitgemäßes Museum soll entstehen, doch bleibt noch immer die Grundfrage: Wo?
Neue Standorte überlegen
"Wir müssen uns neue Standorte überlegen, und da gibt¿s verschiedene Vorschläge: Gegenüber dem ORF in der Argentinierstraße, beim Arsenal , man darf aber auch völlig neu denken," so Gehrer gegenüber dem ORF-Radio.
 
 
 
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01.01.2010