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Afghanistan: Der Widerstand der Frauen  
  Selbst in Zeiten, wo man in Afghanistan von Wiederaufbau spricht, ist die Situation für die Frau schwierig. Ein neues Buch dokumentiert jetzt die belastenden Umstände und den Widerstand afghanischer Frauen in mehreren Facetten.  
Die Sozialwissenschafterinnen Cheryl Benard und Edit Schlaffer sind bekannt für ihre Forschungsarbeiten zum Thema Frauen und Menschenrechtsverletzungen. Sie haben für ihr neuestes Buch "Die Politik ist ein wildes Tier - Afghanische Frauen kämpfen um ihre Zukunft" (Droemer Verlag) die Schwierigkeiten und die Unterdrückung der Frauen in Afghanistan dokumentiert.
Ein aufregendes Projekt
Die Sozialwissenschafterin Edit Schlaffer spricht vom aufregendsten Projekt in ihrer Forscherkarriere. Sie hat für ihr Buch die Frauen im Widerstand im afghanischen Untergrund kontaktiert.

"Wir haben - und das ist einmalig in der Forschungsgeschichte - die Daten mit diesen Frauen gemeinsam erhoben", schildert die Buchautorin Edit Schlaffer.

"Wir haben die Fragebögen in die Landessprachen übersetzt und die Frauen haben sie dann quasi unter der Burqua aus ihrem Land geschmuggelt."
Netzwerk der Bildung
Die Forscherin hat dokumentiert, mit welcher Courage Frauen zivilen Widerstand unter dem Taliban Regime geleistet haben. "Sie haben ein Netz von geheimen Schulen etabliert. Mobile Ambulanzen wurden gegründet, damit die Frauen nicht wegen komplizierter Geburten sterben müssen. Und sie haben ein Informationsnetzwerk aufgebaut".

Damit gelang es den Frauen ihre Unterdrückung in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit zu rücken. Erstmals bildete sich eine weltweite Allianz der Frauen, die jetzt in einer Initiative gipfelt: Frauen ohne Grenzen. Initiatorin Schlaffer sagt, dass sich ihre Forschung immer als Aktionsforschung begriffen habe - eine Forschung, die konkrete Schlussfolgerungen haben sollte.
Frauen ohne Grenzen
Und so soll diesmal mit der Unterstützung von "Frauen ohne Grenzen- Internationale Initiative für Frauen in Politik und Zivilgesellschaft" Politik von unten gemacht werden.

"Mädchen haben bisher kaum Zugang zu Bildung. Größere Mädchen mit 12 oder 13 Jahren werden verheiratet, weil sie eine ökonomische Bürde sind. Da ist es wichtig, Berufsschulen anzubieten, in denen die Mädchen versorgt werden. Ich glaube auf der Ebene des Wissenstransfers kann Österreich sehr viel tun", ist Schlaffer überzeugt.

Die Forscherinnen setzen vor allem auf Bildung, denn das sei die Basis für eine stabile und demokratische Gesellschaft.
->   Frauen ohne Grenzen
Aufbauarbeit beginnt
Die Arbeit über die Frauen unter dem Taliban-Regime ist trotz der politischen Veränderungen noch lange nicht überholt. Denn die Aufbauarbeit beginnt in Afghanistan gerade erst.

"Das Volk ist traumatisiert. In dieser patriarchalischen Gesellschaft ist die familiäre Gewalt immens gestiegen. Wir in Österreich können den afghanischen Frauen mit unserer Erfahrung zum Beispiel mit Frauenhäusern weiterhelfen", ist Schlaffer überzeugt.

Ulrike Schmitzer, Ö1-Wissenschaft
->   Afghanistan: Krieg verhindert seit 30 Jahren Bildung
 
 
 
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01.01.2010