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Widersprüchliche Zahlen zu Gesundheitsausgaben  
  Nach Angaben der Statistik Austria sind die Ausgaben im österreichischen Gesundheitswesen im Jahr 2000 leicht gesunken - und machen rund acht Prozent des Bruttoinlandproduktes aus. Dagegen steht jedoch nun die Zahlen des Industriewissenschaftlichen Instituts: Die Gesundheitsausgaben liegen demnach wesentlich höher, als bislang berechnet wurde.  
Im Jahr 1999 lagen - den Zahlen des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI) zufolge - die Ausgaben bereits um 76 Milliarden Schilling, also rund 5,5 Milliarden Euro über den bisherigen Berechnungen.
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Letzte Zahlen der Statistik Austria
Die Gesundheitsausgaben in Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) sind nach Angaben der Statistik Austria vom Mittwoch im Jahr 2000 leicht gesunken. Für 1999 wurde eine revidierte Rechnung vorgelegt, wonach die Gesundheitsausgaben auf Basis der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung nur mehr 8,1 Prozent (statt 8,2 Prozent) ausmacht. Und 2000 gab es demnach ein weiteres Absinken auf 8,0 Prozent.

1981 hatten die Gesundheitsausgaben noch 6,7 Prozent des BIP betragen. Den stärksten Sprung hatte es von 1994 auf 1995 (von 7,9 auf 8,6 Prozent) gegeben.
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Dschungel von Geldflüssen
Für den Laien sind die Gesundheitsausgaben ein Dschungel von Geldflüssen, in dem vieles in den Sümpfen der undurchsichtigen Datenlage verborgen bleibt.

Die Ökonomen vom IWI haben nun die Verflechtungen der Finanzierungsströme zwischen Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherungsträgern erstmals genau durchforstet.
Ergebnis: Differenz von 5,5 Milliarden Euro
Das Ergebnis: die Ausgaben betrugen im Jahr 1999 294 Milliarden Schilling, also 21,3 Milliarden Euro und nicht 218 Milliarden Schilling, also 15,8 Milliarden Euro.

Die Differenz von 5,5 Milliarden Euro begründet der Ökonom Werner Clement vom IWI damit, dass bisher von der Statistik Austria volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen aufgestellt wurden, während das Industriewissenschaftliche Institut geprüft hat, wie viel die Öffentlichen und Privaten finanzieren.

Dadurch seien bei Statistik Austria große Brocken - wie etwa die Defizitabdeckung der Spitäler -herausgefallen. Und diese macht fast die Hälfte der gesamten Spitalskosten aus, wie Clement angibt.
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Österreich im Ausgaben-Spitzenfeld
Die Gesundheitsausgaben pro Kopf liegen um 700 Euro pro Jahr höher als bisher angenommen, folgt man den Zahlen des IWI. Und zwar sind dies 2.600 statt 1.950 Euro.

Aufgeteilt auf Bereiche, liegen knapp 80 Prozent der Aufgaben im öffentlichen Bereich und 20 Prozent im privaten. Nach den Aufgaben aufgeteilt, geben die Krankenhäuser 46 Prozent aus, der niedergelassene Bereich 45 Prozent, Alten- und Pflegeheime knapp fünf Prozent, der Rest entfällt auf Krankentransporte und andere Leistungen.
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Vergleich mit dem Bruttosozialprodukt
Mit dem Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttosozialprodukt von knapp elf statt bisher berechneter acht Prozent, liegt Österreich EU-weit an der Spitze, wie die IWI-Experten festgestellt haben.

Allerdings sind Vergleiche zwischen den Staaten nicht völlig eindeutig möglich, sagen die Ökonomen, da es Unterschiede bei der Berechnung gebe.
Tipp der Ökonomen: Bei Spitälern sparen
Im stationären Bereich sehen die Ökonomen des IWI das größte Einsparungspotential. Etwa durch eine stärkere Spezialisierung der Krankenhäuser. Außerdem sollte nach Ansicht der Experten die Verantwortung für den Gesundheitsbereich und die Finanzierung in eine Hand gelegt werden.

Gesundheitsstaatssekretär Reinhart Waneck unterstreicht dies: Ein österreichweit möglichst einheitliches Gesundheitssystem könne bestehende Ungerechtigkeiten beseitigen.

Der Kompetenzdschungel von Bund, Ländern, Gemeinden und Krankenkassen und die große Zahl von Financiers mit unterschiedlichen Zuständigkeiten und Entscheidungsträgern führe zwangsläufig zu einer Vielzahl unterschiedlicher Interessenslagen, so Waneck.
Einsparungen bei Medikamenten
Der Grund, warum in den letzten Jahren in erster Linie bei den Medikamenten eingespart wurde, sei die Datenlage, erklärt die Ökonomin Eva Pichler die Situation. Denn diese sei bisher die einzig durchsichtige gewesen.

Edith Bachkönig, Ö1-Wissenschaft/ red
->   Industriewissenschaftliches Institut
->   Statistik Austria
 
 
 
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01.01.2010