News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
"Quecksilber-Regen" auch in der Antarktis  
  In der Nordpol-Region wird jedes Jahr durch die Schneeschmelze akkumuliertes Quecksilber freigesetzt. Das Schwermetall stammt überwiegend aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe und gelangt aus der Atmosphäre ins Eis und von dort in die Nahrungskette. Dieses Phänomen konnte jetzt auch in der Antarktis festgestellt werden.  
In den fünf Monaten während des Frühlings weist die nördlichste Küste Alaskas - die u.a. das "Arctic National Wildlife"-Naturschutzgebiet mit einschließt - alljährlich mehr als doppelt so viel Quecksilber auf, als innerhalb eines Jahres auf den Nord-Osten der USA als Über Niederschläge eingebracht wird.

Neue Forschungen, die die ersten Ergebnisse über den Südpol der Öffentlichkeit erstmals zur Verfügung stellen, zeigen jetzt ein ähnliches Phänomen in der Antarktis.
Zwei Studien untermauern Bekanntes
Zwei Studien im "Environmental Science and Technology" von der American Chemical Society präsentieren neue Informationen über den so genannten "Mercury Sunrise" ("Quecksilber-Sonnenaufgang") - der erstmals 1998 in der Arktis erforscht wurde.
Wie die Arktis ...
In der einen Studie zeigt Steve Lindberg, Forscher des Oak Ridge National Laboratory in Tennesse, wie die Umweltbelastung zu erhöhter Quecksilber-Akkumulation in den polaren Eismassen führt. Seine Ergebnisse basieren auf Messungen des NOAA Climate Monitoring and Diagnostic Laboratory in Barrow, Alaska.
... so die Antarktis
Das Forscherteam um Ralf Ebinghaus, Umweltchemiker und Leiter des "Institute for Coastal Research" in Geesthacht, Deutschland, berichtet in der zweiten aktuellen Arbeit über den "Mercury Sunrise" in der Antarktis, dessen Daten über das gesamte Jahr 2000 erhoben wurden.
...
Die Artikel sind in der aktuellen Ausgabe (15. März 2002) des "Environmental Science and Technology" erschienen: "Antarctic Springtime Depletion of Atmospheric Mercury" von Ralf Ebinghaus et al; "Dynamic Oxidation of Gaseous Mercury in the Arctic Troposphere at Polar Sunrise" von Steve E. Lindberg und Kollegen.
->   Die Artikel im "Environmental Science and Technology" (kostenpflichtig)
...
Quecksilberregen
Durch Verbrennung fossile Brennstoffe gelangen jährlich rund 6.500 Tonnen des flüssigen Schwermetalles in die Atmosphäre. Dieses bleibt gasförmig in der Atmosphäre, von wo aus es global - die Polregionen eingeschlossen - verbreitet wird.

Laut den Daten des Barrow-Laboratoriums löst nun der polare "Sonnenaufgang" eine Reihe chemischer Reaktionen aus, die den ursprünglichen Quecksilberdampf in eine leichtlösliche Form von oxidiertem gasförmigen Quecksilber umwandelt, das rapide im polaren Schnee akkumuliert. Dieses wird durch die Schneeschmelze im Frühling freigesetzt und kann somit in die Nahrungskette gelangen.

Im Besonderen hänge der "Mercury Sunrise" vom UV-Licht, offenem Wasser und "aktivem Eis" ab, alles Faktoren, die in den letzten Jahren zugenommen haben, betonen die Forscher.
...
Quecksilber
chemisches Zeichen Hg, ein- und zweiwertiges, flüssiges Metall von silberartigem Aussehen, Atommasse 200,59, Ordnungszahl 80, Dichte 13,5939, Erstarrungspunkt -38,87°C, Vorkommen vorwiegend als Quecksilbersulfid HgS (Zinnober). Quecksilberdämpfe und Quecksilbersalze sind sehr giftig (Quecksilbervergiftung). Quecksilber reagiert erst oberhalb 300 Grad Celsius mit dem Sauerstoff der Luft zu Quecksilberoxid; mit den Halogenen und Schwefel reagiert es leicht. Viele Metalle werden von Quecksilber unter Bildung von Legierungen (Amalgam in der Zahnmedizin) gelöst.
->   Mehr informationen zu Quecksilber
...
Nahrungskette
Die kanadischen Forscher um Lindberg stellten zudem fest, dass ein Teil dieses im Schnee gebundenen Quecksilbers bioverfügbar ist, das bedeutet, dass es durch Bakterien transformiert wird und somit von Lebewesen aufgenommen und gespeichert werden kann.

"Die neuen Erkenntnisse könnten erklären, warum in Arktischen Seevögeln und Belugawalen über die letzten Jahrzehnte in zunehmendem Maße Quecksilber gefunden wird, obwohl die globale Emission von Quecksilber in die Atmosphäre in den letzten 20 Jahren abgenommen hat", erklärt Lindberg.
Übereinstimmung der beiden Forscher
Ebinghaus und Lindberg sind sich einig, dass sich der "Mercury Sunrise" über allen Küstenregionen der Pole ereignet. Sie schätzen, dass bis zu 300 Tonnen Quecksilber jährlich von der Atmosphäre kommend die polare Umwelt verschmutzen.
->   Quecksilber-Vergiftung
->   NOAA Climate Monitoring and Diagnostic Laboratory in Barrow, Alaska
->   Institute for Coastal Research in Geesthacht, Deutschland
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010