News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 
Zizek: Wahre Universalität statt falsche Toleranz  
  Der Philosoph Slavoj Zizek glaubt im Gegensatz zu Samuel Huntingtons These nicht, dass es die Kulturen sind, die einander gegenüber stehen, sondern dass der Terrorismus jeder Kultur immanent ist. Eine Gefahr sieht er in der multikulturellen Toleranz, die nichts anderes sei als falscher Respekt. In einem aktuellen "Eurozine"-Interview setzt er ihm die anzustrebende, "wahre Universalität" entgegen.  
09-11: Wahrnehmung hat sich verändert
Verändert hat sich seit dem Anschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001 für Slavoj Zizek hauptsächlich die Wahrnehmung der Welt, nicht die Welt an sich.

In dem Interview, das bei "Eurozine - the netmagazine" erschienen ist, erklärt er, dass der Terrorismus, auch innerhalb der USA, nichts Neues sei, allerdings würde die heutige Gesellschaft nur noch extreme Situationen als authentisch empfinden.
...
Das Interview führten Sabine Reul und Thomas Deichmann von der deutschen Zeitschrift "Novo". Das vollständige Gespräch finden Sie auf deutsch, englisch und schwedisch in "Eurozine".
->   Das komplette Interview in Eurozine
...
Falscher Respekt und Intoleranz
Dass Amerika von dem Anschlag so überrascht sei, führt er zurück auf die postmoderne, kulturelle Toleranz, die vielmehr einer Indifferenz anderen Kulturen gegenüber gleiche. Die Gefahr dabei ist, dass dieser falsche Respekt ebenso schnell in Intoleranz umschlagen könne.
"Post-Politik": Leere Inhalte, bloße Administration
Besorgt zeigt Zizek sich ebenfalls über den Zustand, den er als "post-politisch" bezeichnet: Die Politik sei entleert von Inhalten, sozialen Fragen würden nicht mehr als politische, sondern als administrative Entscheidungen oder gar Gesten behandelt.

"Ist es nicht traurig und tragisch zugleich, dass heute rechte Populisten die einzige relativ starke politische Bewegung sind, die noch direkt die Arbeiterklasse anspricht?"
Ausweg: "Wahre Universalität" der Solidarischen
Wie bereits in seinem Buch "Die Tücke des Subjekts", sieht Zizek den Ausweg in einer "wahren Universalität": "Der authentische Moment der Solidarität ist für mich der, in dem wir - beispielsweise als Feministen und Ökologen oder Feministen und Arbeiter - plötzlich entdecken: Mein Gott, wir kämpfen ja für die gleiche Sache. Diese politische Universalität wäre die einzige authentische. Aber sie fehlt heute natürlich, weil Politik heute zunehmend nichts Weiteres ist als das Aushandeln von Kompromissen zwischen verschiedenen Standpunkten."
->   Novo
->   Mehr über Eurozine in science.ORF.at
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010