News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Drogensubstitution bei Schwangeren  
  Drogensubstitution während der Schwangerschaft hat keine negativen Auswirkungen auf die Entwicklung des Ungeborenen. Laut einer Studie führen Drogenersatz-Präparate weder zu einer erhöhten Frühgeburtenrate noch zu Unter- oder Fehlentwicklungen bei den Kindern.  
Das ist das Ergebnis einer Wiener Untersuchung, die nunmehr abgeschlossen wurde und demnächst publiziert wird.
Fehlentwicklungsrisiko erstaunlich gering
Sechs Jahre lang hat man untersucht und evaluiert, ob Drogenentzug durch die Gabe der heute gängigen Ersatzpräparate wie Methadon Einfluss auf die Schwangerschaft selbst sowie auf die vor- und nachgeburtliche Entwicklung des Kindes hat.

Als man begann, Frauen die während eines Entzugsprogrammes schwanger wurden, weiter zu substituieren, hatte man keine Ahnung, was dies für die Ungeborenen bedeutet, sagt der Wiener Kinder- und Jugendpsychiater Ernst Berger. Heute weiß man durch die Studie: Wenn die Frauen gut betreut werden, ist das Fehlentwicklungsrisiko erstaunlich gering.
Geringeres Entzugssyndrom bei Neugeborenen
Durch die Erfahrung mit der Substitution hat man gelernt, diese so zu verbessern, dass das Entzugssyndrom bei den Neugeborenen von 17 auf 4 Tage gesenkt werden konnte.
Unauffällige psychische und kognitive Entwicklung
Insgesamt 160 Kinder - die ältesten sind heute bereits sechs Jahre alt - wurden im Rahmen dieser Studie erfasst und all die Jahre in ihrer Entwicklung beobachtet; knapp die Hälfte der Kinder konnte bis heute bei ihren Müttern bleiben, die anderen mussten in Pflege gegeben werden.

Wobei von allen diesen Kindern über die Jahre hinweg nicht nur die körperliche, sondern auch die psychische und die kognitive Entwicklung verfolgt wurde. Ernst Berger: "Das Einzige, das in der kognitiven Entwicklung herausfällt, sind jene in der lautsprachlichen Kommunikation." Dies habe wahrscheinlich mit einer reduzierten Entwicklungs-Anregung im sprachlichen Bereich in der frühen Mutter-Kind-Interaktion zu tun.
Geringer Sprechrückstand und Interaktionsstörungen
Dieser geringe Rückstand beim Sprechen zeigt sich vor allem bei jenen Kindern, die bei ihren Müttern geblieben sind. Bei ihnen zeigen sich auch geringe Interaktionsstörungen.

Ernst Berger: "Dort, wo Mütter ein hohes Maß an psychosozialen Belastungen in ihrem Umfeld haben, durch instabile Partnerschaften, durch Wohnungslosigkeit, durch soziale Not und Ähnliches, dort finden wir, dass ein relativ hohes Maß an Störungen in der Mutter-Kind-Interaktion zu beobachten ist, und dass das Risiko auf psychische Störungen der Kinder wächst."
Kinder helfen Frauen
Zusammenfassend kann gesagt werden, so Ernst Berger, dass die heute gängigen Drogenersatzpräparate die Ungeborenen nicht gefährden, die Kinder gut entwickelt zur Welt kommen und sich auch weiter gut entwickeln, vor allem dann, wenn den Müttern in ihren psychosozialen Belastungen geholfen wird.

Darüber hinaus zeigt sich, dass die Geburt eines Kindes Frauen oft hilft, von Drogen und selbst von den Ersatzmedikamenten wegzukommen.

Eveline Schütz, Ö1-Wissenschaft
->   Mehr über Drogen in science.ORF.at
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010