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Memnon-Kolosse erstrahlen wieder in Farbe  
  Mehr als 3.000 Jahre alt sind die ägyptischen Memnon-Kolosse. Bis vor kurzem waren die Farben der Statuen allerdings unter einer dicken Schmutzschicht verborgen. Deutsche Fassadenreiniger gaben ihnen jetzt ihren "ursprünglichen Glanz" zurück.  
Einst bewachten sie den riesigen Eingang eines Totentempels. Von diesem ist heute zwar nicht mehr viel zu sehen, doch die Memnonkolosse im ägyptischen Luxor lassen Besucher aus aller Welt noch bis heute über ihre Größe von knapp 18 Metern staunen.

Was die beiden Kolossalfiguren jetzt noch beeindruckender macht, sind die Farben, die wieder zum Vorschein gekommen sind, nachdem eine deutsche Reinigungsfirma die Riesen in den vergangenen acht Wochen vom Wüstenstaub der letzten 2000 Jahre befreit hatte.
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Die Memnon-Kolosse in Luxor
Über 800 Tonnen schwer, rund 18 Meter hoch und mehr als 3.000 Jahre sind sie alt: Die Memnonkolosse am Westufer des Nils beim
ägyptischen Luxor. Ursprünglich bewachten sie den Tempel des Pharaos Amenophis III (1402-1364 v.). Die Jahre hatten - bis jetzt - ihre Spuren hinterlassen: Ein gelbes Gemisch aus Flugsand, Nilschlamm, Dieselabgasen und Russ bedeckte die Statuen aus rötlichem Quarzit.

Die Stadt Luxor zählt im Übrigen zu den bedeutendsten archäologischen Stätten Ägyptens. Sie befindet sich in Ober-Ägypten, rund 500 Kilometer von Kairo entfernt, und ist vor allem wegen der Pharaonengräber und Tempel berühmt. Unter anderem wurde dort der Pharao Tutenchamon begraben.
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Farben unter dem Wüstenstaub
"Soviel Farbe hatten wir nicht erwartet", erklärt Thorsten Möwes von der Firma Kärcher und deutet auf die rot gezackten Kronen der Königinnen, die am Fuße des linken Kolosses stehen. "Davon war vor der Reinigung nichts zu sehen; auch die Inschriften sind deutlich besser lesbar".
Liebesgedichte und Hadrian-Inschrift freigelegt
Durch seine Arbeit legte er sogar griechische und lateinische Graffiti frei. Es seien meist Liebesgedichte, erklärt er, aber auch der römische Kaiser Hadrian habe sich an den Füßen des rechten Kolosses verewigt.

Um die riesigen Sitzstatuen vorsichtig zu reinigen, spritzten die Experten jeweils zwölf Stunden pro Tag mit einer Strahlpistole winzige Kalkpartikel, fein wie Puder, auf die Oberfläche, insgesamt fünf Millionen Tonnen. Dadurch löste sich ganz allmählich die Sandschicht.
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Unangetastete Stellen für die Archäologie
Bei rund einem Sechstel der Oberfläche haben die Restauratoren jedoch nur die oberste Schicht entfernt. "Der Rest ist für weitere wissenschaftliche Untersuchungen, also für die Archäologen", erklärt Firmensprecher Frank Schad. An diesen Stellen wartet man lieber noch mit der Strahlpistole, um die bestehenden Risse nicht zu vergrößern. Auch der Sockel blieb unangetastet, denn er zeigt noch heute, wie hoch der Nil zur Zeit der Pharaonen das Land überschwemmte.
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Letzte "Restaurierung" vor 1.800 Jahren
Bevor der Putztrupp in Theben Hand anlegten, waren die beiden Monumente, die zusammen 800 Tonnen wiegen, lange Zeit unberührt geblieben. Ihre letzte "Restaurierung" erlebten sie unter dem römischen Kaiser Septimus Serverus.

Durch ein Erdbeben 27 v. Chr. waren bei der nördlichen Statue Kopf und Schultern heruntergefallen. Der Kaiser ließ sie nach einem Besuch im Jahr 199 n. Chr notdürftig mit Sandsteinen ausbessern.

Der große Kontrast zwischen dem rötlichen Original-Quarzit und der beigefarbenen Füllung ist nach der Reinigung nun wieder deutlich sichtbar.
Gratis - um der Wissenschaft willen
Die Kosten des Memnon-Projektes von knapp 250.000 Euro trägt die Reinigungsfirma, die auch an der Freiheitsstatue in New York und am Brandenburger Tor schon Hand angelegt hat, nach eigenen Angaben allein.

"Es ist das bisher interessanteste wissenschaftliche Projekt", erklärt Frank Schad rückblickend. In Ägypten scheinen die Fassadenreiniger nun auf den Geschmack gekommen zu sein. Möglicherweise nehmen sie sich demnächst eine Moschee in Alt-Kairo vor.
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01.01.2010