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Globalisierungs-Ranking von Städten  
  Kaum ein anderes Wort hat die Debatten um die ökonomischen und gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahrzehnte so geprägt wie "Globalisierung". Wie dieses Phänomen jedoch wissenschaftlich zu messen und somit zu vergleichen ist, blieb bislang weitgehend unbeantwortet. Nun untersuchten Urbanologen erstmals den Grad der Globalisierung von Städten anhand ihrer Vernetzung im Finanz- und Geschäftsbereich.  
Während Metropolen wie New York und London erwartungsgemäß Spitzenplätze in einem "Globalisierungs-Ranking" belegen, gab es auch einige Überraschungen. So manche US-Städte sind weit weniger vernetzt als angenommen, dafür befinden sich einige Städte aus weniger entwickelten Ländern unter den Top 100.

Die von Peter Taylor von der Loughborough University in England vorgelegte Studie untersuchte die Vernetzung von 316 Städten und leitete daraus die "relative Vernetzung" der einzelnen Stadt ab.
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Die Untersuchung wurde im Rahmen eines Forschungsprogramms vom Economic and Social Research Councils (ESRC) durchgeführt.
->   Cities in Globalization - Which are the most "connected"?
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Finanz- und Geschäftstransaktionen untersucht
Taylor stützte sich dabei auf Daten von 100 weltweit operierenden Unternehmen. Verglichen wurden die Transaktionen und Verbindungen in Bezug auf Finanz- und Geschäftswesen, konkret Werbung, Bank- und Finanzgeschäfte, Versicherung, Rechtswesen und Unternehmensberatung.

Bemerkenswert an Taylors Studie ist, dass es sich dabei um die erste global-urbane Analyse handelt. Damit verlässt er den klassischen Zugang, die Globalisierungstendenzen anhand von international agierenden Unternehmen zu untersuchen.

Im Vordergrund steht daher die vernetzte Geschäftswelt, die vielmehr von Städten mit ihren hierarchischen, regionalen und branchenspezifischen Unterschieden geprägt wird als von nationalen Grenzen.
London Spitzenreiter, weltweite Vernetzung beachtlich
Während erwartungsgemäß die Städte London und New York Spitzenplätze belegen, nimmt Tokio nach Hongkong und Paris erst den fünften Platz ein.

Dennoch ist der weltweite Vernetzungsgrad zwischen den Städten ein beachtlicher: 123 von 316 Städten erreichen zumindest ein Fünftel des Wertes, den die Metropole London aufweist.
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Liste der führenden Weltmetropolen:
1. London
2. New York
3. Hongkong
4. Paris
5. Tokio
6. Singapur
7. Chicago
8. Mailand
9. Los Angeles
10 Toronto
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Konzentration im "Westen"
Diese "gut vernetzten" Städte befinden sich vor allem in Nordamerika, Europa und im pazifischen Asien. Doch auch Lagos und Nairobi in Afrika, Lima und Bogota in Lateinamerika sowie Karachi und Kalkutta in Südasien finden sich auf der Landkarte der gut vernetzten Städte.
Ironie der Globalisierung?
Überraschenderweise sind mit einigen Ausnahmen amerikanische Städte weit weniger vernetzt als europäische oder ostasiatische. Der Grund für ihr schlechtes Abschneiden liegt in der starken US-Orientierung als Kompensationsstrategie, welche die lokalen Märkte vor den Auswirkungen der weltweiten Globalisierung schützen soll.
Globalisierung variiert
Für Taylor ist Globalisierung kein monolithisches System: In seiner Studie geht er davon aus, dass die Struktur der Finanz- und Geschäftsunternehmungen je nach Bereich variiert, wodurch sich globale Verflechtungen unterscheiden lassen.

So unterscheidet Taylor beispielsweise den gesamteuropäischen Prozess des Rechts- und Bankwesens, der in den Städten Frankfurt und München seine Entsprechung findet, vom vornehmlich die US-Wirtschaft prägenden Bereich der Unternehmensberatung, der durch die Stadt Chicago repräsentiert wird.
Städte als "Gateways" für regionale Märkte
Darüber hinaus haben Städte unterschiedliche Bedeutung hinsichtlich ihrer Funktion als "Gateway" für die regionalen und nationalen Märkte, die außerhalb der spezifischen Finanz- und Geschäftsbereiche angesiedelt sind: Hongkong für China, Miami für Lateinamerika und Mumbai für Indien.

So sind auch neue "Gateways" entsprechend der Erschließung neuer Märkte im Entstehen. Taylor verweist in diesem Zusammenhang auf Moskau als Zentrum für Russland und Beijing für China.
->   The Economic and Social Research Council (ESRC)
->   Mehr zu Städten in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010