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Impfung als Chance gegen Gebärmutterhalskrebs?  
  Erstmals gibt es vielleicht Chancen, den Gebärmutterhals-Krebs zu besiegen: durch eine prophylaktische Impfung, die Frauen vor einer Infektion mit dem Human Papilloma Virus (HPV) schützen soll. Der Erreger gilt als ein Hauptauslöser der Krebserkrankung.  
An der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe der Universitätsklinik für Frauenheilkunde am Wiener AKH sowie in mehr als 20 Ländern weltweit startet jetzt die erste Phase III-Studie mit dem Impfstoff.
500 Erkrankungen jährlich in Österreich
"Weltweit ist Gebärmutterhalskrebs die häufigste gynäkologische Krebsart. Jedes Jahr erkranken rund 500.000 Frauen daran. Die Zahl der Todesfälle beträgt etwa 250.000. In Österreich erkranken jährlich rund 500 Frauen an einem solchen Zervix-Karzinom. Die Zahl der Todesfälle beträgt rund 160", erklärte der Leiter der Abteilung am Wiener AKH, Sepp Leodolter, gegenüber der APA.
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Gebärmutterhalskrebs - Zervixkarzinom
In der Gebärmutter können zwei Arten von bösartigen Tumoren entstehen: der Gebärmutterkrebs (in der Gebärmutter selbst) und der Gebärmutterhalskrebs, das so genannte Zervixkarzinom. Als Gebärmutterhals wird die Verbindung vom oberen Scheidenende zur Gebärmutter bezeichnet - ein Zervixkarzinom ist am scheidennahen Ender der Gebärmutter lokalisiert und dadurch frühzeitig erkennbar.

Im Frühstadium entdeckt gilt diese Krebserkrankung als vollständig heilbar. Eine in den vergangenen zehn Jahren zurückgehende Erkrankungsrate in den Industrieländern wird durch die Verbesserung der Frühdiagnostik in den Vorstadien der Erkrankung erklärt.
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Zu 90 Prozent HPV-Viren verantwortlich
Hinter der Krebserkrankung stecken zu 90 Prozent persistierende, also "chronische", Infektionen mit Papillomaviren (HPV). Weitere Stämme der Viren sind für Genitalwarzen (Kondylome) - andere Typen wiederum für die normalen Hautwarzen - verantwortlich.

"Von HPV sind rund 100 Untertypen bekannt. Die Stämme 6 und 11 machen zum Beispiel vor allem ungefährliche Genitalwarzen. Doch HPV 16, 18 können die Zellen des Gebärmutterhalses langsam zu Krebszellen entarten lassen. 90 Prozent der invasiven Zervix-Karzinome stehen mit HPV-Infektionen in Verbindung", erläutert Leodolter.
Jahrelange Entwicklung
Die Krebserkrankung entwickelt sich über Jahre hinweg. Die bisher beste Möglichkeit zur Bekämpfung des Zervix-Karzinoms ist daher die jährliche Abstrichuntersuchung beim Gynäkologen.

Weil sich solche Karzinome als Folge von "chronischen" HPV-Infektionen über Vorstufen entwickeln, müsste man eigentlich fast alle derartigen Tumoren rechtzeitig erkennen und chirurgisch entfernen können. Doch das hängt vom regelmäßigen Gang der Frauen zum Gynäkologen ab.
Impfung als Chance
Jetzt gibt es eine zweite mögliche Strategie: Die prophylaktische Impfung gegen HPV. Wissenschaftler des US-Pharmakonzerns Merck, Sharp & Dohme (MSD) haben ein Vakzin entwickelt, in dem das synthetisch produzierte Hüll-Protein L1 der HPV-Stämme 6 und 11 (Genitalwarzen) sowie 16 und 18 (Gebärmutterhalskrebs) enthalten sind.

Nach offenbar guten Erfahrungen mit dem Vakzin in kleineren Studien beginnt jetzt die große und in Europa, den USA, Südamerika und Asien durchgeführte Phase III-Studie. Bis zur potenziellen Markteinführung werden allerdings sicherlich noch einige Jahre vergehen.
Drei Teilimpfungen und gynäkologische Untersuchungen
"Insgesamt werden weltweit einige Tausend Frauen im Alter von 16 bis 23 Jahren daran teilnehmen. Wir suchen bereits nach Probandinnen", erklärte Sepp Leodolter. Die Abteilung für Gynäkologie der Wiener Universitäts-Frauenklinik ist unter den ausgesuchten internationalen Zentren, an denen die Studie abläuft.

Wie der Mediziner Elmar Armin Joura zum Ablauf der wissenschaftlichen Untersuchung erläutert, bekommen die Probandinnen im ersten halben Jahr drei Teilimpfungen. "Alle sechs Monate erfolgt dann eine gynäkologische Untersuchung inklusive eines Abstriches und der Typisierung allfälliger HPV-Viren", so Joura.
Kontrollgruppe ohne Vakzin
Da ein Teil der Probandinnen ein unwirksames Vakzin erhält, sollte sich nach vier Jahren am Unterschied bei den HPV-Infektionen der beiden Gruppen eindeutig herausstellen, ob das Vakzin dazu in der Lage ist, eine Ansteckung - und somit das Krebsrisiko - zu verhindern.
->   Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe der Universitätsklinik für Frauenheilkunde
 
 
 
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01.01.2010