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3D-Stadt Graz: Virtuelle Spaziergänge  
  Die Stadt Graz gibt es bald zweimal - einmal in der Realität und ein zweites Mal virtuell - nachgebaut im Computer. Seit fast zwei Jahren wird die gesamte Innenstadt mit allen Details digital erfasst und mit Hilfe von Computertechnik wirklichkeitsgetreu dargestellt.  
Möglich ist das durch ein Zusammenspiel modernster Computertechnik und bereits vorhandener Pläne der Stadt. Die virtuelle Stadt Graz ist ein attraktives Instrument für den Tourismus und kann außerdem die Stadtplanung wesentlich erleichtern. Realisiert wird das Projekt unter der Leitung des Zentrums für Virtual Reality und Visualisierung (VRVis) in Wien.
3D-Scanner rekonstruiert Fassaden

Das Spezialfahrzeug mit dem Laserscanner
Ein Spezialfahrzeug, das mit einem 3D-Laserscanner und GPS-Sensoren ausgestattet ist, tastet die Fassaden zentimetergenau ab, sodass einzelne Details sichtbar werden. Mit einer Geschwindigkeit von rund 5 km/h bewegt sich die so genannte mobile Plattform durch die Stadt.

Während der Laserscanner den Horizontalabstand zu den Fassaden erfasst, liefern die optischen Sensoren die zugehörige Bildinformation. Die Gebäude werden dabei vermessen und zugleich fotografiert. Aus all den Daten, die diese High-Tech-Geräte aufzeichnen, errechnet der Computer ein Modell der Gebäude mit einer Genauigkeit von 2- 5 Zentimetern.

Vervollständigt werden die Rekonstruktionen durch Informationen aus den Originalstadtplänen von Graz sowie eigens angefertigter Luftaufnahmen. Ein spezielles Computerprogramm verbindet all diese Informationen und erstellt daraus das virtuelle Stadtmodell.
Elektronischer Fremdenführer anstelle des Stadtplans

Die virtuelle Stadt
Das virtuelle Stadtmodell soll im kommenden Jahr der Öffentlichkeit präsentiert werden. Anwendungsgebiete des rund 2 Millionen Euro teuren Projekts gibt es mehrere. So soll die dreidimensionale Stadt im Internet abrufbar sein und als Stadtführer für Touristen eingesetzt werden.

Der Geschäftsführer der Firma VRVis, Georg Stonawski, geht davon aus, dass "speziell die Bevölkerung einen Nutzen aus der virtuellen Stadtdarstellung ziehen wird. Das Lesen von Stadtplänen ist ja etwas sehr Schwieriges und man findet sich oft nicht zurecht. Bei diesem Modell, wo man die Dinge sieht, wie sie in Wirklichkeit sind, kann sich dann jeder etwas darunter vorstellen."
Ein wertvolles Werzeug für die Stadtplanung
Auch die Stadtplanung soll von diesem Grazer 3D-Modell profitieren. Neue Gebäude könnten zuerst in der virtuellen Stadt am Computer errichtet werden, bevor sie real umgesetzt werden. Unwiderrufliche Bausünden wären somit vermeidbar.

Zusätzlich gibt es spezielle Tools, wie Handymasten, die in der virtuellen Stadt beliebig aufgestellt und verschoben werden können. "Anrainer können beispielsweise von ihrem Küchenfenster aus beobachten wie das Objekt aussieht, das ihnen gegenüber auf dem Dach aufgestellt werden soll. Damit könnten auch Konflikte unter Nachbarn vermieden werden", ist sich Stonawski sicher.
Museumsbesuch via Internet
Das Projekt der virtuellen Stadt soll in den nächsten Jahren ausgeweitet werden. So ist vorstellbar, dass man im virtuellen Stadtmodell nicht nur jedes Gebäude aus den unterschiedlichsten Blickwinkel betrachten, sondern sogar Museen besuchen kann. Mit einem Avatar, also einem künstlichen Menschen, wandert man durch die Ausstellungsräume.

Damit erhalten Interessenten einen Vorgeschmack auf das Museum. Auch historische Stadtführungen sollen im virtuellen Stadtmodell möglich sein. In einigen Jahren will die Stadt Graz in der Innenstadt Computerterminals aufstellen. In diesen Stationen können Touristen auf den virtuellen Fremdenführer zugreifen.

Bibiane Presenhuber, ZIB-Wissenschaft
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01.01.2010