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Stammzelltherapie am Herz: Erste Patientin wohlauf  
  Vor einigen Monaten wurde am Wiener AKH erstmals eine Herzpatientin mit Stammzellen behandelt. Der Frau geht es mittlerweile nach eigenen Angaben gut, ob die Therapie die gewünschte Wirkung zeigt, ist noch unklar.  
Können sich aus Stammzellen neue Blutgefäße und Herzmuskelzellen bilden? Können Stammzellen den durch einen Infarkt entstandenen Schaden am Herzen reparieren?

Das sind Fragen, an denen vor allem jene erste Patientin interessiert ist, der vor etwa sieben Monaten am Wiener AKH nach zwei Herzinfarkten Stammzellen ins Herz gespritzt wurden, damit sich daraus neue Gefäße bilden.
Durchblutung und Pumpleistung des Herzens verbessert
Seit Anfang dieser Woche ist die Patienten zu einer großen Nachuntersuchung in der 2. Chirurgischen Universitätsklinik. Heute gehe es ihr gut, erzählt die 65-jährige Niederösterreicherin, das sei nicht immer so gewesen nach zwei Herzinfarkten, Gefäßaufdehnungen, die trotz Stents schnell wieder verschlossen waren.

Dadurch war sie kaum Anstrengungen gewachsen, die Atemnot beklemmte und machte Angst. Es folgte eine Bypass-Operation und die Behandlung mit den körpereigenen Stammzellen aus dem Knochenmark. Heute könne sie sogar wieder Rad fahren, insgesamt sei sie "gut drauf".
Keine unerwünschten Nebenwirkungen
Sieben Monate nach der Stammzell-Behandlung ist eines gewiss, sagt der behandelnde Chirurg Alfred Kocher vom AKH: Durch diesen klinischen Versuch sei der Patientin nicht der geringste Schaden am Herzen entstanden.

"Ich kann das nicht oft genug betonen - bei einer so neuen Methode, bei der es doch zu einem relativ invasiven Eingriff kommt, wo man über einen Liter Knochenmark aus der Hüfte entnimmt und dann hochkonzentriert zwei bis drei Milliarden Zellen in das Herz injiziert", so der Mediziner.

Die Zellen wurden in das durch den Infarkt geschädigte Areal gespritzt und man erhoffte sich, dass sich aus diesen unausgereiften Stammzellen neue Gefäße oder neue Herzmuskel-zellen bilden.
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Stammzellen
Stammzellen sind Vorläuferzellen, die noch in die unterschiedlichsten Richtungen (Zelltypen) ausdifferenzieren können - aus denen sich (theoretisch) die unterschiedlichen Gewebe bis hin zu kompletten Organen entwickeln können.

In welche Art von Zelle oder Gewebe sich die Stammzellen entwickeln hängt nicht nur von den eigenen Fähigkeiten, sondern auch von den aus ihrer Umgebung ausgehenden Signalen ab.

Unabhängig von ihrem Potenzial können sich aus Stammzellen, die in das Herz eingebracht werden, entsprechend den vom umliegenden Gewebe ausgehenden Signalen nur entweder Herzmuskel-Zellen oder neue Gefäße entwickeln.
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Neue Gef'äße oder Muskelzellen?
Ob sich bei der Stammzell-Patientin aus den unzähligen Stammzellen tatsächlich neue Gefäße oder Herzmuskelzellen gebildet haben, ist noch nicht zu sagen.

Verbesserte Durchblutung und Pumpleistung könnten auch auf die Bypässe zurück zu führen sein - sagt der Herz-Thorax-Chirurg Ernst Wolner.

Gewissheit werde man haben, wenn mehr Patienten mit Stammzellen behandelt wurden - und die Ergebnisse mit einer konventionell behandelten Kontrollgruppe verglichen werden können.
Ethikkommission genehmigt weitere Versuche
Nachdem die Ethikkommission der Fortsetzung dieser Form der Stammzell-Therapie zugestimmt hat, werden bereits demnächst weitere Infarkt-Patienten mit körpereigenen Stammzellen aus dem Knochenmark behandelt werden. Voraussetzung dafür war, dass sich im ersten klinischen Versuch keinerlei Nebenwirkungen gezeigt haben.

Eveline Schütz, Ö1-Wissenschaft
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01.01.2010