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"Soziales Kompetenztraining" in Schulen  
  Die Gewalt in der Schule will das Institut für Psychologie der Universität Wien mit dem "Wiener Sozialen Kompetenztraining" bekämpfen. Hauptziel: Jugendliche sollen lernen, ihr Verhaltensrepertoire zu erweitern.  
Aggressiv verhalten sie sich nämlich dann, wenn sie über keine geeigneten Strategien verfügen, mit Konfliktsituationen umzugehen, betonte Moira Atria vom Arbeitsbereich Bildungspsychologie und Evaluation am Institut für Psychologie bei einer Podiumsdiskussion im ORF-RadioKulturhaus am Montag Abend.
Pilotstudie in Wiener Handlesschule
Im für "schwierige" Klassen konzipierten Training erlernen die Jugendlichen diverse Möglichkeiten, auf mehrdeutige bzw. schwierige Situationen zu reagieren.

Für eine Pilotstudie wurde eine Handelsschule in Wien ausgewählt, in der sieben Monate mit den Jugendlichen gearbeitet wurde - als Kontrollgruppe dienten Parallelklassen. Gleichzeitig wurde das Projekt begleitend evaluiert, indem die Schüler und Lehrer mehrmals befragt und Videoaufzeichnungen gemacht wurden.
Ergebnis: Weniger Gewalt
Erste Ergebnisse der noch nicht vollständig ausgewerteten Studie: Die Teilnehmer am "sozialen Kompetenztraining" berichteten über weniger Gewalthandlungen als die Jugendlichen der Kontrollklassen. Auch die Lehrer beurteilten das Sozialverhalten der "Trainierten" positiver als jenes der Parallelklassen.
Nicht nur physische Aggression
Die Gewaltprävention bezeichnete Atria als "Daueraufgabe", die auch ständig evaluiert werden müsse. Einmalige Aktionen wären dagegen nicht effektiv. Christiane Spiel, Leiterin des Arbeitskreises Bildungspsychologie und Evaluation, warnte davor, die Gewalt in der Schule auf physische Erscheinungsformen zu reduzieren.

Ebenso gefährlich wären psychische Gewalt wie die Ausgrenzung von Schülern und verbale Aggression. Während Burschen eher physische Gewalt anwendeten, stünde den Mädchen vor allem die psychische Aggression zur Verfügung.
Ursachen der Gewalt
Die Ursachen für die unterschiedlichen Formen von Gewalt sind laut Spiel vielschichtig: Neben biologischen Faktoren spielten etwa emotionale Faktoren wie etwa mangelnde Wärme des Elternhauses, schulische Bedingungen und situative Faktoren wie das Vorhandensein von Waffen oder Alkohol eine Rolle.
Klassifikation: Opfer und Täter
Spiel unterschied mehrere Typen im Zusammenhang mit aggressivem Verhalten zwischen Schülern ("Bullying"): Drei bis 16 Prozent der Schüler seien so genannte "Bullies", teilen also an andere aus. Der gleiche Prozentsatz wären "Opfer", die unter der Gewalt der Täter leiden. Acht bis 25 Prozent der Schüler seien sowohl Opfer als auch Täter.
Soziale Unterrichts-Inhalte
Die amtsführende Präsidentin des Wiener Stadtschulrats, Susanne Brandsteidl, berichtete, dass an fast allen Wiener Schulen Projekte zur Gewaltprävention liefen. Wenn die Schule aber als Miterzieher fungieren solle, müsse man dafür auch Zeitressourcen zur Verfügung stellen. Sie sei daher auch "Fan" einer Klassenvorstands-Stunde, in der statt kognitiver Inhalte soziale Elemente im Mittelpunkt stünden.

Für eine Demokratisierung der Schule plädierte der Vorsitzende des Österreichischen Dachverbands der Pflichtschul-Elternvereine, Kurt Kremzar: Die Kinder sollten stärker an der Entwicklung der Schule beteiligt werden.
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at
->   Gewalt in der Schule
 
 
 
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01.01.2010