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"Tumorviren" als Auslöser von Krebserkrankungen  
  Experten gehen davon aus, dass mindestens 15 Prozent aller Tumorleiden durch eine Virusinfektion ausgelöst werden: Die Erreger fördern das ungebremste Wachstum von Zellen - und können Krebs verursachen.  
Epstein-Barr-Viren, Papillom-Viren und Hepatitis-C-Viren sind nur drei Vertreter von insgesamt 220 Virusarten, die Lymphome, Tumoren des Gebärmutterhalses oder Leberzellkrebs auslösen können, wie die Deutsche Krebshilfe berichtet.
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"Krebs und Viren"
Die Deutsche Krebshilfe fördert eine Vielzahl von Forschungs-Projekten, die sich mit der Rolle von Viren bei der Krebsentstehung beschäftigen. "Krebs und Viren" ist auch das Titelthema der aktuellen Zeitschrift "Deutsche Krebshilfe" (Ausgabe II/2002).

Die Zeitschrift kann kostenfrei angefordert oder im Internet unter www.krebshilfe.de abgerufen werden. Im Internet erhalten Sie außerdem weitere Informationen über die Arbeit und die Projekte der Deutschen Krebshilfe.
->   Deutsche Krebshilfe
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Veränderte Zellen: Ein häufiger Befund
Werden beispielsweise bei der Untersuchung des Abstrichs vom Gebärmutterhals veränderte Zellen gefunden, müssen sich betroffene Frauen zunächst keine Sorgen machen. Dieser Befund wird häufig gestellt.

Ein Frauenarzt rät dann meist, zur Vorsorge alle drei Monate zur Abstrichuntersuchung in die Praxis zu kommen. Denn: Die veränderten Zellen können eine Vorstufe von Gebärmutterhalskrebs sein.
Meist Krebsviren als Auslöser
Zu 95 Prozent sind bestimmte, durch Geschlechtsverkehr übertragene Krebsviren vom Typ Humane Papillomviren die Ursache solcher Veränderungen.

Im Alter um die 30 sind weltweit mehr als 20 Prozent der weiblichen Bevölkerung mit den krebsverursachenden Papillomviren infiziert. Aber nur bei sehr wenigen dieser Patientinnen entwickelt sich aus den so genannten dysplastischen Zellen ein bösartiger Tumor.
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Krebsviren: Unkontrollierte Zellteilung
Krebsviren infizieren gesunde Körperzellen und verbleiben meist ein Leben lang im Zellinneren - ohne sichtbare Auswirkungen. Beginnt jedoch das Virus, Eiweißstoffe zu produzieren, die das Wachstum der Körperzelle beeinflussen, kann ein Tumor entstehen.

Beispiel Gebärmutterhalskrebs: Der Einbau der Papillomviren-DNA in die Erbsubstanz der Gebärmutterhalszelle hat zur Folge, dass zwei bestimmte virale Eiweiße in großen Mengen produziert werden. Diese Stoffe setzen wichtige Wachstumsregulatoren der Körperzelle außer Kraft. Die Konsequenz: Die Zelle teilt sich ohne Kontrolle, Krebs kann entstehen.
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Experte: 15 Prozent aller Tumore durch Viren
Die Humanen Papillomviren sind die bedeutsamste Gruppe unter den Tumorviren. Bestimmte Typen gelten nicht nur als Auslöser von Gebärmutterhalskrebs, sondern scheinen auch bei der Entstehung von Tumoren des Penis, des Afters, der Mundhöhle und der Haut eine Rolle zu spielen.

Aber auch zahlreiche andere Viren können Krebs auslösen. "Wir gehen davon aus, dass weltweit derzeit mindestens 15 Prozent aller Tumorleiden mit einer vorangegangenen Virus-Infektion in Verbindung stehen, in den Entwicklungsländern sogar jedes vierte Tumorleiden", sagt Harald zur Hausen, wissenschaftlicher Stiftungsvorstand des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg.
Von Hepatitis bis Epstein-Barr
Mittlerweile sind rund 220 verschiedene Virusarten bekannt, die das Wachstum menschlicher Zellen fördern: Die Hepatitis-B- (HBV) und -C-Viren (HCV) werden mit der Entstehung von Leberzellkrebs in Verbindung gebracht, das Humane T-lymphotrope Virus mit einer Form von Blutkrebs.

Das Epstein-Barr-Virus, ein Vertreter der Herpes-Viren, gilt unter anderem als Auslöser eines bestimmten Nasentumors in Südostasien und des in Afrika häufigen Burkitt-Lymphoms. Bei dieser sehr bösartigen Krebserkrankung ist der Teilungszyklus bestimmter Immunzellen außer Kontrolle geraten.
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Übertragungswege und Schutzmaßnahmen
Vor den winzigen Übeltätern kann man sich schützen. Wie das Aids-Virus werden auch die Hepatitis-Viren durch Geschlechtsverkehr übertragen - Kondome verhindern eine Ansteckung wirkungsvoll.

Hepatitis-Viren können aber auch über das Blut weitergegeben werden. Jedes Blutprodukt wird daher auf Hepatitis-Viren geprüft. Drogenabhängige verhindern eine Ansteckung, in dem sie Spritzen und Kanülen nicht gemeinsam nutzen.
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Die Suche nach wirkungsvollen Impfstoffen
Wissenschaftler auf der ganzen Welt sind mittlerweile dabei wirkungsvolle Impfstoffe gegen die Tumorviren zu entwickeln. Im Falle von Hepatitis B hat es bereits geklappt:

1984 wurde in Taiwan mit der Impfung aller Neugeborenen gegen Hepatitis B begonnen. Bereits zehn Jahre danach hatte sich die Rate an Leberzellkrebs bei Kindern halbiert.

"Gegenwärtig befinden sich Impfstoffe gegen die Hochrisiko-Papillomvirus-Typen 16 und 18 in der Entwicklung. Die bisherigen klinischen Tests belegen, dass eine Schutzwirkung erwartet werden kann", so Viren-Experte zur Hausen. Auch an Impfstoffen gegen Epstein-Barr-Viren und Hepatitis-C-Viren werde derzeit intensiv gearbeitet.
->   Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg
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01.01.2010