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Biotech-Industrie: Gentechnik gegen Welthunger  
  Vor kurzem brachten Biobauern eine Sammelklage gegen zwei Gentech-Unternehmen ein. Die Industrie argumentiert jetzt dagegen - die Gentechnik könne 20 Prozent der Welternährung sicherstellen.  
Mit fünf Pflanzen kann die Welternährung fast sichergestellt werden: Mais, Weizen, Raps, Soja und Reis. Bisher zielte die Gentechnik darauf ab, Pflanzen zu entwickeln, die gegen Schädlinge resistent sind oder denen Unkraut nichts anhaben kann.

Mittlerweile arbeitet die Forschung aber daran, die Pflanzen qualitativ zu verändern: Der Eiweiß- oder Zuckergehalt zum Beispiel wird gesteigert.
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Sammelklage gegen Gentech-Multis Monsanto und Aventis
Kanadische Biobauern haben im Jänner 2002 eine Sammelklage gegen die Gentech-Multis Monsanto und Aventis eingebracht: Gentechnik gefährde die Bio-Landwirtschaft, warnten die kanadische Landwirte vor kurzem bei einer Pressekonferenz in Wien. Denn in Kanada ist bereits die Hälfte des Raps genmanipuliert, Bio-Raps anzubauen sei mittlerweile unmöglich, so die Landwirte.Ein Szenario, das auch Österreich drohen könnte. Umweltschützer sehen allerdings auch rechtliche Möglichkeiten, dies zu verhindern.
->   Mehr dazu in science.ORF.at
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Tomanten mit Salzwasser gießen
Pflanzen, die gegen Dürre oder Hitze beständig sind, könnten wesentlich zur Welternährung beitragen, ist Manfred Kern von BayerCropScience in Frankfurt überzeugt.

"Wir brauchen zehn bis 15 Jahre Vorlaufzeit, um solche Pflanzen zu entwickeln. Wir wissen, dass große Teile der Erde durch Missmanagement mittlerweile versalzen sind, und wenn es uns gelingt - das ist in China gelungen - Pflanzen zu entwickeln, die hochgradig salztolerant sind, dann können wir dazu beitragen, den Hunger zu bekämpfen. Tomaten, die mit Salzwasser bewässert werden, stehen in China mittlerweile auf dem Feld."
Bald 600 Gentech-Pflanzen?
Derzeit sind schon über 90 gentechnisch veränderte Pflanzen in verschiedenen Ländern der Erde zugelassen - das ist erst der Anfang, meint der Biologe Kern.

"Ich schätze in den nächsten fünf bis zehn Jahren werden wir 500 bis 600 Pflanzen haben, die gentechnisch modifiziert sein werden - zu den unterschiedlichsten Zwecken."
Kritiker warnen vor Auskreuzungs-Gefahr
Das wichtigste Argument der Gegner ist die Gefahr der Auskreuzung - dass sich die gentechnisch veränderten Pflanzen mit Wildpflanzen vermischen. Der Industrie-Forscher meint, man müsse deshalb die Ursprungszentren der Pflanzen betrachten.

Denn zu 90 Prozent gehören die Getreidesorten, die wir in Europa anbauen, gar nicht in unsere Region. Dasselbe gilt für andere Sorten.

"Das heißt, wir müssen schauen, wo Mais herkommt - dass man dann mit gentechnisch verändertem Material nicht gerade dort anbaut, sondern diese Ursprungszonen der Erde, wo unsere Kulturpflanzen herkommen, so isoliert und unbelastet lässt, wie es überhaupt möglich ist, um späteren Generationen den Zugang zu diesem genetischen Material offenzuhalten", so Kern.
Nahrungsmittelproduktion verdoppeln
Bis 2025 muss sich allerdings die Nahrungsmittelproduktion verdoppeln, wenn acht Milliarden Menschen ernährt werden sollen, meint der Biologe. Der Trend zu mehr Fleisch schraubt den Bedarf an Nahrungsmitteln noch zusätzlich in die Höhe.

"Das bedeutet, dass wir in den nächsten 30 Jahren mehr Grundnahrungsmittel produzieren müssen als in den letzten 10.000 Jahren zusammen", so der Experte.
Gentechnik als Mittel gegen Hunger
Wenn die Klimaveränderungen die landwirtschaftlichen Nutzflächen weiter verknappen, dann sei die Gentechnik trotz aller Nachteile jedenfalls ein Mittel, Menschen vor dem Hungertod zu bewahren, meint Kern.

Ulrike Schmitzer, Ö1-Wissenschaft
->   www.genfood.at
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   EU-Parlament: Grenzwert für Gentech-Lebensmittel (3.7.2002)
->   Gentech-Pflanzen: Risiken und Nebenwirkungen (4.6.2002)
->   Ist die grüne Gentechnik wirklich grün? (24.5.2002)
 
 
 
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01.01.2010