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Geschlechtskrankheiten wieder im Vormarsch  
  Geschlechtskrankheiten scheinen eine regelrechte Renaissance zu erleben. Die Syphilis galt in unseren Breiten als nahezu ausgestorben. Die Anzahl der Tripper-Erkrankungen ging in Zusammenhang mit der Angst vor AIDS und dem daraufhin praktizierten "Safer Sex" lange Zeit deutlich zurück. Jetzt sind Syphilis, Tripper & Co wieder auf dem Vormarsch.  
"Der wichtigste Grund dafür ist", so Silvia Mayerhofer, Leiterin des Ambulatorium der Gemeinde Wien zur Diagnose und Behandlung sexuell übertragbarer Krankheiten, "dass HIV - leider völlig unbegründet - für viele seinen Schrecken verloren, und daher der ungeschützte Geschlechtsverkehr wieder zugenommen hat."

Darüber hinaus ist das Wissen der Bevölkerung um die Gefahren der Geschlechtskrankheiten sehr gering. Dabei haben viele der sexuell übertragbaren Krankheiten - unbehandelt - gravierende Folgen.
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Geschlechtskrankheiten: Viren und Pilze
Genaugenommen sind sexuell übertragbare Krankheiten im biologischen Sinn einfach Infektionskrankheiten - dennoch haftet ihnen auch im 21. Jahrhundert noch immer der Geruch des Abstoßenden und Peinlichen an. In der Radiodoktor -Sendung vom 16.9.2002 wurden jene sexuell übertragbaren Krankheiten behandelt, die durch Viren oder Pilze ausgelöst werden. Neben dem HI-Virus stellen auch Hepatitis-, Herpes- und Papilloma-Viren eine durchaus ernstzunehmende, gesundheitliche Bedrohung dar. In der Sendung am 23.9.2002 beschäftigt sich der Radiodoktor mit sexuell übertragbaren Krankheiten, die durch Bakterien ausgelöst werden.
->   Österreich: Geschlechtskrankheiten im Steigen
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Tripper wird wieder zum Problem
"In den letzten Jahren steigen die Infektionsraten in Österreich erschreckend an", so Angelika Stary, Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten und Leiterin des Ambulatoriums für Pilzinfektionen und andere infektiöse venerodermatologische Erkrankungen.

"In meinem Labor haben wir im Jahre 2002 um 150 Prozent mehr Gonorrhoe-Fälle (Tripper) gefunden, als im Vorjahr. Noch bedenklicher ist, dass außerdem viele Gonokokkenstämme -so heißen die Erreger der Lues (Syphilis) - mittlerweile gegen viele der bisher verwendeten Antibiotika resistent sind!"
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Tripper - weltweit die häufigste Geschlechtserkrankung
Die Krankheit kommt besonders bei jungen, sexuell aktiven Menschen mit häufigem Partnerwechsel vor. Bei ungeschütztem Oralverkehr oder Analverkehr kann Tripper auch im Mund bzw. im Enddarm auftreten. Safer Sex mit Kondom ist die beste Prävention gegen Tripper.
->   Mehr Information über Tripper
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Typische Symptome
80 bis 90 Prozent der infizierten Männern verspüren nach etwa drei Tagen Beschwerden. Typische Symptome sind brennende Schmerzen beim Wasserlassen und gelblich-cremiger Ausfluss aus der Harnröhre. Unbehandelt kann die Infektion auf Prostata, Blase und Nebenhoden übergreifen - es droht die Unfruchtbarkeit.
Tripper bei Frauen verläuft anders
Ungefähr die Hälfte der infizierten Frauen haben zunächst keine oder nur milde Beschwerden. Unerkannt kann daher die Gonorrhoe die Schleimdrüsen im Bereich der äußeren weiblichen Geschlechtsteile oder - noch schlimmer - Gebärmutter und Eileiter befallen.
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Rasche Behandlung verhindert Spätfolgen
Bei Verdacht auf Gonorrhoe muss sofort der Arzt aufgesucht werden. Auch der Partner muss sich einer Untersuchung unterziehen. Nach einem Abstrich und dem Erreger-Nachweis erfolgt eine Behandlung mit Antibiotika. Wird eine Gonorrhoe rechtzeitig behandelt, muss mit keinerlei Spätfolgen gerechnet werden.
->   Arten und Entstehung der Gonorrhoe (Tripper)
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Auch die Syphilis kehrt zurück
Erreger der Syphilis ist ein Bakterium, das Treponema pallidum. Unbehandelt nimmt die Erkrankung einen stadienhaften Verlauf.

Durchschnittlich drei Wochen nach der Infektion erscheint auf der Haut oder Schleimhaut der Kontaktstelle ein schmerzloses hartes Geschwür - der so genannte harte Schanker - gefolgt von einer regionalen Lymphknotenschwellung.
Eine Krankheit mit mehreren Stadien
Im zweiten Stadium der Syphilis kommt es zu Lymphknotenschwellungen, Fieber, Kopfschmerzen, einer Vielzahl von Hautveränderungen - und außerdem können bereits innere Organe befallen werden.

Stadium 3 und 4 können erst nach Jahren oder Jahrzehnten auftreten und zum Tode führen.
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Nicht nur der Erkrankte ist gefährdet
Bei rechtzeitiger Behandlung mit Antibiotika heilt Syphilis folgenlos aus. Wichtig ist, dass sich auch alle Partner, mit denen der Patient in den letzten drei Monaten vor dem ersten Auftreten der Krankheit sexuellen Kontakt hatte, einer ärztlichen Untersuchung unterziehen. Den besten Schutz vor Syphilis bietet "Safer Sex" mittels Kondom.
->   Mehr zu Syphilis
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Syphilis bedroht auch das Ungeborene
"Seit 1997 beobachten wir erstmals seit langer Zeit in Österreich wieder das Unglück, dass Kinder mit angeborener Lues zur Welt kommen", so Silvia Mayerhofer, Leiterin des Ambulatorium der Gemeinde Wien zur Diagnose und Behandlung sexuell übertragbarer Krankheiten.

"Anscheinend gehen viele Mütter, seit es für die Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen kein Geld mehr gibt, nicht mehr zu den Untersuchungen. Erkranken die Kinder im Mutterleib an Lues, so versterben sie oft während der Schwangerschaft. Wenn sie zur Welt kommen, so müssen sie leider oft mit schwersten Behinderungen (Taubheit, schwere Knochendefekte, Schäden am Gebiss, Sattelnase, usw.) leben. Und das wäre wohl wirklich vermeidbar."
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Beratung in dieser und anderen Fragen bietet u.a. das Ambulatorium der Gemeinde Wien zur Diagnose und Behandlung sexuell übertragbarer Krankheiten (STD-Ambulatorium).
->   STD-Ambulatorium
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Chlamydien - die (fast) unbekannte Gefahr
Chlamydien-Infektionen sind sehr häufig, verlaufen bei Frauen oft symptomarm und werden daher nicht immer erkannt. Unbehandelt kann die Chlamydien-Infektion zu Entzündungen der Eileiter führen, womit diese sexuell übertragbare Krankheit die wahrscheinlich häufigste Ursache für ungewollte Kinderlosigkeit darstellt.

Eines der ersten Symptome ist eine Entzündung der Harnröhrenschleimhaut, die sich vor allem bei Männern mit brennenden Schmerzen beim Wasserlassen äußert.
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Chlamydien - gefährliche Zellparasiten
Chlamydien sind sehr kleine, eine gramnegative Zellwand aufweisende Zellparasiten. Sie unterscheiden sich von Bakterien durch einen speziellen Entwicklungszyklus, bei dem sie sowohl innerhalb als auch außerhalb von Wirtszellen vorkommen. Chlamydia trachomatis ist ein Schleimhautparasit, der ausschließlich den Menschen befällt. Das durch einen besonderen Typus von Chlamydien verursachte Lymphogranuloma venereum gehört zu den meldepflichtigen Geschlechtskrankheiten, ist in Europa allerdings sehr selten.
Die so genannten Serotypen D bis K von Chlamydia trachomatis haben ihr natürliches Reservoire in der Schleimhaut des menschlichen Genitaltraktes, bei Frauen vor allem im Gebärmutterhals und bei Männern in der Harnröhre.
->   Chlamydien-Ursachen und Beschwerden
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Diagnose und Therapie der Chlamydien-Infektion
"Nur die Diagnose mittels eines Abstriches aus der Schleimhaut von Scheide oder Harnröhre des Mannes oder die Untersuchung des Genitalsekretes geben sicheren Aufschluss über eine allfällig vorliegende Infektion", so die Chlamydien-Expertin Angelika Stary.

"Der Antikörpernachweis aus dem Blut ist keine sichere Nachweismethode. Zur Therapie eignen sich Antibiotika aus der Gruppe der Tetrazykline und bestimmte Makrolid-Antibiotika. Übrigens, eine Infektion mit Chlamydien hinterlässt im Organismus keine Immunität; eine neuerliche Ansteckung ist jederzeit wieder möglich".

Christoph Leprich, Ö1 Radiodoktor
->   Harnrohrentzündungen
->   Formen der Syphilis
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Mehr zum Thema "Sexuell übertragbare Krankheiten" können Sie in der Sendung "Der Radiodoktor" am Montag, 23.9.2002 um 14.05 Uhr in Ö 1 erfahren.
->   Ö1
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01.01.2010