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ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Ursache für Aids-Immunität entdeckt?  
  Ein US-Forscherteam hat nach eigenen Angaben die Ursache für die seltene natürliche Resistenz gegen die Immunschwäche Aids gefunden: Verantwortlich ist demnach eine bestimmte Gruppe von Proteinen. Infizierte tragen zwar das HI-Virus in sich, es kommt allerdings nicht zum gefürchteten Ausbruch der Immunschwächekrankheit. Kritiker bezweifeln allerdings, dass die Ergebnisse halten werden, was sie versprechen.  
Die Wissenschaftler des Aaron Diamond Forschungszentrums ADARC berichten in "Sciencexpress", sie hätten die betroffene Gruppe von Proteinen isoliert, die ein Fortschreiten der HIV-Infektion hemmen und damit den Ausbruch von Aids verhindern.
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"Contribution of Human -Defensin to Anti-HIV-Activity"
Der Artikel "Contribution of Human -Defensin-1, -2 and -3 to the Anti-HIV-1 Activity of CD8 Antiviral Factor" wurde vorab online in "Sciencexpress" publiziert und wird in einer der kommenden Print-Ausgaben des US-Fachmagazins "Science" erscheinen.
->   Der kostenpflichtige Originalartikel (pdf-File)
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Einige Infizierte sind immun
Etwa ein bis zwei Prozent aller HIV-Infizierten in den USA weisen laut Angaben der Wissenschaftler diese so genannten Alpha-1-, Alpha-2- und Alpha-3-Defensine auf. Diese Menschen erkranken trotz der Infektion nicht an der Immunschwäche.
Der erste Schritt zu einer neuen Therapieform
"Diese Entdeckung ist ein wichtiger Schritt im Verständnis der körpereigenen Abwehr von HIV", sagt Linqi Zhang, der die Forschungen leitet. Mit Hilfe der drei Alpha-Defensine wollen die Wissenschaftler nun eine wirkungsvolle Therapie gegen Aids entwickeln. Laut ADARC-Direktor David Ho verliefen erste Versuche dazu bereits vielversprechend.

Eine wirksame Therapie gegen die Immunschwächekrankheit ist tatsächlich notwendiger denn je: Insgesamt geht der Seuchenzug von Aids - trotz aller Bemühungen - weiter: Nach Berechungen des UN-Aids-Programmes UNAIDS wird Aids zwischen den Jahren 2000 und 2020 weltweit 68 Millionen Tote fordern.
UNICEF-Alarm: Aids-Epidemie in Osteuropa
Neben den schwer betroffenen afrikanischen Ländern droht nun vor allem in Zentral- und Osteuropa sowie der ehemaligen Sowjetunion eine Aids-Epidemie: Wie UNICEF in einem aktuellen Bericht feststellt, breitet sich dort der HI-Virus rascher aus, als irgendwo anders.
->   Mehr dazu in science.ORF.at
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HIV-Infektion und AIDS
Die Abkürzung AIDS steht für "Acquired Immune Deficiency Syndrome", der Erreger ist ein doppelsträngiges RNA-Virus, das nach der gültigen internationalen Nomenklatur den Namen "Human Immune Deficiency Virus" (HIV) trägt. Die Übertragung des Erregers erfolgt durch Blut bzw. Blutprodukte, durch ungeschützten sexuellen Kontakt oder während einer Schwangerschaft von der Mutter auf das Kind.

Eine Erkrankung verläuft in mehreren Stadien: Nach einem krankheitsfreien Intervall von mehreren Jahren bis Jahrzehnten kommt es in der Vorstufe der Aids-Erkrankung zunehmend zu typischen Infektionen. Das Krankheitsvollbild ist durch Gewichtsabnahme, schwere Infektionserkrankungen und bestimmte Krebsarten definiert. Der Ausbruch kann mittlerweile sehr lange hinausgezögert werden, eine Heilung ist jedoch nicht möglich. An einem Impfstoff wird geforscht.
->   Informationen des Robert-Koch-Instituts zu HIV und AIDS
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Ein "altes" Rätsel - endgültig gelöst?
Kritiker bezweifeln allerdings bereits, dass die Ergebnisse der ADARC-Forscher halten werden, was sie versprechen. Denn das Rätsel der Aids-Immunität reicht mittlerweile 16 Jahre zurück - und bereits mehrmals glaubten Wissenschaftler, es gelöst zu haben.
Der lange Weg der Aids-Forschung
Damals entdeckten Forscher um Jay Levy von der University of California in San Francisco, dass ein nicht identifiziertes Protein - das Produkt von speziellen Immunzellen -, den Ausbruch von Aids im Vollbild offenbar verhindern kann: CD8 antiviral factor, kurz CAF getauft.

1995 verkündete dann ein Team um den Aids-Forscher Robert Gallo - er nimmt für sich den Erfolg in Anspruch, das Virus 1983 erstmals isoliert zu haben -, CAF zumindest teilweise entschlüsselt zu haben.

Die ADARC-Wissenschaftler identifizierten nun ein neues "Protein-Trio" - dieses blockierte ihren Angaben zufolge in Zellkultur-Tests zwei Klassen von HI-Viren. Gallos Ergebniss dagegen bezog sich nur auf eine Klasse. Damit seien ihre Ergebnisse die bislang beste Erklärung für CAF.
Geteilte Meinungen unter den Aids-Forschern
Robert Gallo kommentierte die Studie laut "New Scientist" zurückhaltend: Er glaube, dass CAF eine Mischung von Proteinen darstelle, die zudem von Patient zu Patient unterschiedlich sein könne.

Jay Levy, der CAF einst entdeckte, hält beide Meinungen für falsch - seinen Analysen zufolge könnten weder die Ergebnisse der ADARC-Wissenschaftler noch Robert Gallos die AIDS-Immunität erklären.
->   Aaron Diamond Aids Research Center, ADARC
->   Jay Levys Forschungslabor an der UCSF
->   UNAIDS: Joint United Nations Programme on HIV/AIDS
->   Sämtliche Artikel zum Thema AIDS in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010