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Gesunde Jungmäuse aus transplantierten Eizellen  
  Um etwa Krebspatienten zu helfen, die durch Chemo- und Strahlentherapie unfruchtbar werden, untersuchen Forscher die Möglichkeit, Eierstöcke oder auch Eizellen für eine gewisse Zeitdauer zu transplantieren und schließlich den Patienten - funktionstüchtig - zu reimplantieren. Australischen Forschern gelang nun ein Durchbruch auf diesem Gebiet: Sie haben einer Ratte Teile von Mäuse-Eierstöcken eingepflanzt. Die in Folge entnommenen Eizellen wurden befruchtet und wiederum einer Maus eingesetzt, die gesunde Junge zur Welt brachte.  
Bislang ist es verschiedensten Forschergruppen zwar gelungen, Eizellen einer Tierart im Körper einer anderen Spezies zu züchten, nun konnten aber erstmals bei einem solchen Versuch Jungtiere geboren werden. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher von der Monash University in Clayton, Victoria, im Fachmagazin "Science".
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"Live Young from Xenografted Mouse Ovaries"
Der Artikel "Generation of Live Young from Xenografted Mouse Ovaries" ist erschienen im Fachmagazin "Science", Bd. 297, Nr. 5590, Seite 2227 vom 27. September 2002.
->   Der Originalartikel (kostenpflichtig)
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Technik mit breiten Anwendungsmöglichkeiten
Die Anwendungsmöglichkeiten für eine solche Technik sind breit: So könnte es damit in Zukunft möglich sein, Eierstockgewebe von seltenen Tieren zu sammeln und deren Eizellen in anderen Arten wachsen zu lassen.

Dadurch lasse sich vielleicht die genetische Diversität innerhalb einer gefährdeten Art erhalten, kommentiert Shae-Lee Cox, eine an der Studie beteiligte Wissenschaftlerin, die Ergebnisse.

Ebenso sei es denkbar, dadurch die Tierzucht zu beschleunigen, Forschungen an der Eizell-Entwicklung exotischer Spezies zu unterstützen sowie die Fruchtbarkeit von Krebs-Patienten zu bewahren.
Details des Ratte-Maus-Versuches
Bild: Monash University
Zwei der Jungmäuse mit ihrer "Leihmutter"
Cox und Kollegen befestigten die Teile der Mäuse-Eierstöcke an den Nieren von Ratten. Das Immunsystem der Tiere war zuvor unterdrückt worden, sodass die Tiere das fremde Gewebe nicht abstießen.

Im Körper der Ratte wuchsen die im Eierstock-Gewebe bereits enthaltenen unreifen Eizellen zu reifen Eizellen heran, welche die Wissenschaftler schließlich entnahmen und befruchteten.

Die daraus resultierenden Embryonen pflanzten sie einer weiteren Maus ein, die als Leihmutter fungierte. Das Ergebnis: Insgesamt fünf gesunde Jungtiere wurden geboren - alle waren fruchtbar und brachten in Folge eigene, gesunde Junge zur Welt.
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Andere Studien mit gleichem Ansatz
Bisherige Versuche in diesem Forschungsbereich hatten bereits erstaunliche Ergebnisse erbracht - so konnte ein Team um Bob Webb von der britischen University of Nottingham Schaf-Eizellen aus Schaf-Eierstockgewebe gewinnen, dass die Forscher in Mäuse transplantiert hatten.

Anderen Forschergruppen ist es gelungen, menschliche Eizellen in Mäusen zu kultivieren - keine der Studien konnte jedoch zeigen, dass die somit gewonnenen Eizellen befruchtet werden können, um ein gesundes Junges zu erzeugen.
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Fokus intensiver Forschungen
Der Hintergrund: Eizellen können - anders als Spermien - nicht einfach gesammelt, eingefroren und später zum Gebrauch aufgetaut werden. Daher sind Transplantationstechniken, die Eizellen innerhalb von Eierstock-Gewebe präservieren, der Fokus intensiver Forschungen.
Eizellen aus dem Unterarm ...
Im vergangenen Jahr ist es beispielsweise Wissenschaftlern von der Cornell University in New York gelungen, Eizellen aus Eierstock-Gewebe zu gewinnen, das die Forscher zuvor in die Unterarme zweier Frauen implantiert hatten.

Auch bei diesem Versuch sollte die Technik dazu dienen, das Gewebe von Krebspatienten zu bewahren, die eine Sterilistation durch Chemotherapie und Strahlentherapie zu befürchten hatten.
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"Endocrine function and oocyte retrieval"
Der Artikel "Endocrine function and oocyte retrieval after autologous transplantation of ovarian cortical strips to the forearm" ist erschienen im "Journal of the American Medical Association" (JAMA), Bd. 286, Seiten 1490 - 1493, vom 26. September 2001.
->   JAMA
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Neue Möglichkeit für Krebspatienten
Kutluk Otkay, einer der damals beteiligten Forscher, kommentiert die neuen Ergebnisse der australischen Forscher: Zwischen Mäusen und Ratten - beides Nager - sei die Technik wohl weniger schwierig, als etwa zwischen Nagern und Menschen.

Er sieht dies als eine Möglichkeit, das Risiko einer Reimplantierung von Krebszellen in einen Patienten zu reduzieren. Zuerst müsse aber sichergestellt werden, dass dabei eine Übertragung von Viren nicht möglich sei.
Mediziner verpflanzten tiefgekühlte Eierstöcke
Anderes versuchten kanadische Mediziner: Sie haben weiblichen Ratten erfolgreich kurzzeitig tiefgekühlte Eierstöcke eingepflanzt. Die in flüssigem Stickstoff eingefrorenen Organe nahmen bei einigen Versuchstieren ihre Funktion wieder auf.

Versuche, Eierstock-Gewebe von gefährdeten Tierarten und Krebspatienten einzufrieren, sind bereits im Gange - bislang jedoch gibt es keine Möglichkeit, dies bei Erhaltung der Funktion für längere Zeit zu tun.
->   Mehr dazu in science.ORF.at
Sämtliche Techniken nur mittelfristige Lösungen ...
Sowohl Oktay als auch Cox sehen die Transplantationstechniken nur als eine mittelfristige Lösung - bis es Forschern gelingt, reife Eizellen im Labor zu züchten. Solange jedoch ist eine Transplantation die einzige Möglichkeit beispielsweise für junge Krebspatienten, ihre Fruchtbarkeit zu erhalten.
->   Monash University
 
 
 
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01.01.2010