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Nuklearmedizin: Modernste Diagnose und Therapie  
  Bereits seit über 50 Jahren werden nuklearmedizinische Methoden zur Diagnostik und Therapie angewandt. Neueste Entwicklungen auf diesem Gebiet wurden nun kürzlich - anlässlich eines Kongresses zu diesem Thema - in Wien vorgestellt. Mediziner hoffen vor allem auf eine neue Generation von Geräten für bildgebenden Verfahren.  
Die wichtigste Anwendung nuklearmedizinischer Methoden war lange Zeit die Diagnostik und Therapie von Schilddrüsenerkrankungen.
Neue Anwendungen alter Erkenntnisse
Dank der enormen technischen Fortschritte innerhalb des letzten Jahrzehnts ist die Nuklearmedizin aber mittlerweile auch in der Grundlagenforschung von Stoffwechselprozessen etwa im Knochen- und Gehirngewebe unverzichtbar.
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Nuklearmedizin: Seit 1994 ein eigenes Fach
Unter Nuklearmedizin versteht man das medizinische Fachgebiet, in dem für Diagnostik und Therapie offene kurzlebige Radionuklide verwendet werden. Ein Radionuklid ist ein radioaktiver Atomkern, der unter Abstrahlung von alpha-, beta-, oder gamma- Strahlung zerfällt. Die Strahlenbelastung für die Untersuchten ist in der Regel recht gering, vergleichbar mit jener, die bei einer Computertomografie anfällt. Die Strahlung aus den untersuchten Körperteilen wird von einer so genannten Gamma-Kamera oder anderen Detektorsystemen aufgezeichnet und durch Hochleistungscomputer ausgewertet.
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Die neue Generation: PET/CT
"Besondere Hoffnungen werden in die neueste Generation jener Geräte gesetzt, die die Diagnosemöglichkeiten der Positronen-Emissions-Tomografie (PET) und die der Computertomografie (CT) kombinieren", so Peter Lind, Vorstand der Abteilung für Nuklearmedizin am LKH Klagenfurt.

Die Kombination von PET und CT kann innerhalb kürzester Zeit dreidimensionale Bilder erzeugen, die präzise den untersuchten Körperteil darstellen und somit eine genaue Diagnose erlauben.
Was PET und CT einzeln können
Mittels einer "normalen" PET können nicht nur Querschnittbilder erstellt werden, sondern auch Stoffwechselvorgänge in bestimmten Regionen des Patienten qualitativ dargestellt werden.

So kann man etwa den Zuckerumsatz von Geweben messen. Da bösartige Tumore meist einen hohen Zuckerumsatz aufweisen, kann diese nuklearmedizinische Verfahren zum Auffinden solcher Krebsarten eingesetzt werden.

Auch bei der Untersuchung mit dem CT werden Querschnittbilder erstellt, die z.B. das Auffinden von Tumoren erlauben.
Kombination liefert noch genauere Daten
In der Kombination beider Verfahren ist nun folgendes möglich:. Das PET-Gerät zeigt die Konzentration von Krebszellen anhand einer Farbskala an. Mit dem gleichzeitig erstellten CT-Bild entsteht nun eine "Karte", die den Ärzten präzise zeigt, wo sich der Tumor befindet.

Die gesamte Untersuchung dauert etwa 40 Minuten und erlaubt eine schnellere, kostensparende Diagnosestellung, eine verbesserte Kontrolle der Therapie und vermeidet unnötige Eingriffe.
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PET - Stoffwechselvorgänge "live" beobachten
Die Positronen-Emissions-Tomografie (PET) ist ein nuklearmedizinisches bildgebendes Verfahren zur Überprüfung der Funktion von Organen. Bei diesem Verfahren werden geringe Mengen radioaktiv markierter Isotope injiziert, die unter Aussendung eines Betaplusteilchens (ß+ ), also eines Positrons zerfallen.

Betaplusstrahlende Isotope sind z.B. Sauerstoff 15 oder Fluor 18. Die aus dem Körper des Untersuchten nach außen dringende Strahlung wird mit entsprechenden Detektoren, die den Körper umgeben, registriert. PET liefert Schichtaufnahmen nach dem Prinzip der Computertomografie. So ist es möglich, u.a. koronare Herzerkrankungen und Gehirnerkrankungen zu erkennen.
->   Weiter Informationen in www.medicine-worldwide.de
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Radioaktive Antikörper gegen Lymphome
Ein weiteres wichtiges Thema des Kongresses waren radioaktive Antikörper zur Therapie gegen Lymphome - also verschiedene Krebsarten des lymphatischen Systems. Dabei handelt es sich um eine Radioimmunotherapie mit radioaktiv markierten monoklonalen Antikörpern.

"Bei dieser Therapie setzen sich, vereinfacht gesagt, radioaktive Antikörper auf die Krebszellen. Die mitgeführte Strahlung zerstört in weiterer Folge diese Krebszellen", erklärt der Mediziner Heinz Fritsche. "In den USA wird dieses Verfahren bereits im klinischen Gebrauch praktiziert. In Österreich ist mit der Zulassung im Frühjahr 2003 zu rechnen."
"Humanisierte" Antikörper
In neuesten Entwicklungen werden Antikörper eingesetzt, die "humanisiert" sind. Der Vorteil liegt darin, dass der Körper diese veränderten Antikörper nicht als körperfremdes Material erkennt. Wissenschaftler hoffen, dass innerhalb weniger Jahre Radioimmunotherapie in ganz Europa eingesetzt werden kann.
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Nuklearmedizinische Therapie und Strahlentherapie
Bei der nuklearmedizinischen Therapie gelangt ein Radiopharmazeutikum wie bei der Diagnostik direkt bis an die krankhaften Zellen vor und zerstört sie durch radioaktive Strahlen. Im Gegensatz dazu wird bei der radiologischen Strahlentherapie von außen bestrahlt oder ummantelte Strahlenquellen in Tumore direkt eingebracht. Dabei durchdringt hochenergetische Strahlung das Gewebe, wird dann im Zielgewebe gebündelt und zerstört die Krebszellen.
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Genaue Erkenntnisse über das Herz
Ein weiteres Thema beim Kongress waren die Möglichkeiten der Nuklearkardiologie - Schlagwort "one stop shop". Dabei können mit einem Gerät in einer Untersuchung Informationen über die Durchblutung, die lokale Vitalität des Herzgewebes und die Funktion des Herzens gewonnen werden.
Aufschluss über Blutfluss und Pumpfunktion
Nuklearmediznische Untersuchungen geben Aufschluss über den Blutfluss und die Pumpfunktion des Herzens. So kann beispielsweise Ausmaß und Position eines Herzinfarktes abgeschätzt werden. Eine Gamma-Kamera misst die Tätigkeit des Herzens während Belastung und im Ruhezustand.

"Durch Fahrradergometrie oder pharmakologische Belastungsproben", so Fritsche, "wird die Herzdurchblutung stark gesteigert. Dort wo stark durchblutet ist zeigt sich eine hohe Konzentration des radioaktiven Materials und dort wo weniger durchblutet ist, ist eine schwache Speicherung zu erkennen."
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SPECT - Der Blick ins Gehirn
Neben PET steht Nuklearmedizinern auch die so genannte Single-Photon-Emissionscomputertomografie, kurz SPECT, zur Verfügung. SPECT ist ein sehr empfindliches bildgebendes diagnostisches Verfahren. Dem Untersuchten wird eine winzige Menge einer radioaktiv markierten Substanz, eines so genannten Gammastrahlers, mit rascher Zerfallszeit intravenös injiziert.

Die Verteilung dieser Substanz in dem untersuchten Organ - z.B. im Gehirn - wird gemessen und somit kann man auf Funktionen - wie z.B. die Blutversorgung oder Stoffwechselprozesse -Rückschlüsse ziehen. SPECT eignet sich zum Beispiel zur Diagnose von Hirninfarkten, Sauerstoffmangel, Epilepsie, Morbus Parkinson oder der Alzheimerkrankheit.
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Gute Versorgung in Österreich
In Österreich stehen derzeit 41 nuklearmedizinische Einrichtungen zur Verfügung. Neben der nuklearmedizinischen Diagnostik werden an den großen Zentren in Wien, Klagenfurt, Innsbruck, Feldkirch und Salzburg in speziellen Therapiestationen auch nuklearmedizinische Therapien für offene Radionuklide angeboten.

Die am häufigsten in Österreich durchgeführte Therapie stellt die Radiojodtherapie der Schilddrüsenüberfunktion und des Schilddrüsenkarzinoms dar. Darüber hinaus liegt Österreich mit 20 PET-Installationen hinsichtlich der Einwohnerzahl im Spitzenfeld Europas.

Martina Weigl und Christoph Leprich, Ö1 Radiodoktor
->   Radio Österreich 1
->   Österreichische Gesellschaft für Nuklearmedizin
->   Ausführliche Informationen zur Nuklearmedizin (pdf-File)
 
 
 
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01.01.2010