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Experten: Wettlauf mit Karies und Lebensalter  
  Die Prophylaxe gelingt immer besser, doch die steigende Lebenserwartung macht zunehmend Zahnprobleme. Dies ist eines der Themen, über die rund 10.000 Experten beim Welt-Zahnärztekongress in Wien diskutieren.  
"Gerade bei den jungen Menschen hat sich in der Prophylaxe sensationell viel getan. Doch ein Teil dieser Erfolge wird durch die zunehmende Lebenserwartung wieder 'aufgefressen'. Mehr Menschen mit 60 haben heute weniger fehlende Zähne. Aber wir werden älter", erklärte der Vorstand der Wiener Klinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Georg Watzek, aus Anlass des Kongresses im Austria Center Vienna gegenüber der APA.
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High-Tech für die Zähne
Immer neue und bessere Materialien drängen in die Prothektik. Watzek: "Der Trend geht in Richtung von Prothesen ohne Metall. Für kleine Brücken ist das schon auf dem Markt, doch die Entwicklung geht weiter."

Immer wichtiger werden auch die Knochenersatzmethoden, mit denen nach Zahnverlust, Operationen oder Unfällen wieder Kieferknochen aufgebaut werden kann. Er dient als Basis für die Versorgung mit Zahnimplantaten. Der Wiener Wissenschaftler: "Da gibt es viele neue Produkte, doch das Optimum ist noch nicht erreicht." Auch die Gentechnik habe da noch nicht den Durchbruch gebracht. Es sei noch nicht gelungen, das bestmögliche Material zu "züchten".
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Immer entscheidender: Versorgung im Alter
Für die Menschen und deren Lebensqualität immer entscheidender wird die Versorgung im Alter. Watzek: "Bei Annahme einer durchschnittlichen Lebenserwartung unserer Bevölkerung von 80 Jahren sowie einer zumindest partiellen Zahnlosigkeit von mehr als sechs fehlenden Zähnen bei ca. 82 Prozent der mehr als 65-Jährigen muss der Behandlung dieser Altersgruppe mit oralen Implantaten sicher eine besondere Bedeutung zugemessen werden."

Ein zusätzliches Problem: Rund 50 Prozent der über 70-Jährigen leiden auch noch an krankhaftem Knochenschwund. Das betrifft auch den Kiefer.
Experte bemängelt Mangel an Bewusstsein
Auf andere Probleme weist der Präsident der internationalen Zahnärztegesellschaft, der Malaysier Dato Ratnanesan hin: "Zahngesundheit ist ein integraler Bestandteil der Gesundheit. Mangel an Bewusstsein und politischem Willen haben - gemeinsam mit finanziellen Restriktionen - gerader der Zahngesundheit in unterprivilegierten Gesellschaften nur einen geringen Stellenwert eingeräumt."
Erfolgreiches Vorbild Schweden
Wie gut man in der Kariesprophylaxe sein kann, bewiesen schon vor Jahren die skandinavischen Länder. Per Axelsson, ein schwedischer Experte, führt bei dem Kongress in Wien die Erfolge in seinem Land an.

Ab 1979 wurden folgende Ziele angestrebt: 19-Jährige sollten keine Zahnschäden, auch keine Amalgamplomben, mehr haben und sie sollten sich für ihre Zahngesundheit ausreichend verantwortlich fühlen.

"In dieser Altersgruppe konnte die Häufigkeit neu auftretender Karies um 90 Prozent reduziert werden", berichtet der Experte. Gleichzeitig kam es durch die intensiven Informationskampagnen in Sachen Zahn- und Mundhygiene zu einem 95-prozentigen Rückgang des Vorhandenseins von Karies bei den Zwölf- bis 19-Jährigen.
Nur langsam zum kontaktfreien Bohrer
Seit Jahren wird - um vielen Betroffenen den Schrecken des Bohrens zu ersparen - an Laser-Systemen gearbeitet, mit denen Kariesschäden ohne herkömmliche Geräte beseitigt werden können. "Da wurden Fortschritte gemacht. Doch das Anwendungsgebiet ist noch immer begrenzt", erzählt Georg Watzek.
Keine Schmerzen, kein Bohrlärm
Freilich, die Zeit des Bohrens ohne kreischenden Bohrer wird noch kommen. Der österreichische Spezialist Wolfgang Sperr in der Zusammenfassung seine Vortrages: "Die meisten Patienten fürchten sich vor dem Herausbohren des zerstörten Zahngewebes in kariösen Läsionen." Doch so genannte ErCR:YSSGG-Laser bringen hier schon deutliche Fortschritte.

Wie Sperr berichtet sei dabei "kein Schmerz, nur eine geringe Erwärmung (...)" zu spüren, zudem höre der Patient kein Geräusch - "das ist auch für den Zahnarzt in der Ordination ein angenehmes Gefühl und bei Kindern manchmal der einzige Weg, sie zu behandeln", so der Experte.
->   Annual World Dental Congress
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01.01.2010