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Österreich: Influenza-Impfkampagne startet  
  Nach wie vor verursacht die Grippe jährlich viele Todesfälle. Experten sehen erhebliche Impflücken in Österreich - und rufen daher im Rahmen einer Kampagne zur Impfung gegen die gefährliche Virusinfekton auf.  
Insgesamt verursacht die Virusinfektion praktisch jedes Jahr in Österreich mehr Todesfälle als Menschen im Straßenverkehr umkommen, wie am Mittwoch österreichische Fachleute bei einer Pressekonferenz in Wien - aus Anlass der bevorstehenden Influenza-Impfkampagne - erklärten.
Besonders heftig nach milden Erkrankungswellen
"Gemäß den langjährigen Erfahrungen schlägt die Influenza nach einer milden Erkrankungswelle im folgenden Winter besonders heftig zu. Es daher jedem die Impfung anzuraten, der sich schützen will", erklärte der Virologe Christian Kunz.
Deutlich mehr Todesfälle bei Influenza-Epidemien
 
Grafik: APA; Quelle: Statistik Austria/ARGE Influenza

"In Österreich sterben pro Woche im Durchschnitt rund 1.500 Menschen. Bei Influenza-Epidemien sind es mehrere Wochen lang wesentlich mehr", sagte bei der Pressekonferenz Kurt Vymazal von der Arge Influenza. Da kann die Zahl der Todesopfer pro Woche plötzlich auf 2.000 und mehr hinauf schnellen. Nach Angaben von Christian Kunz gibt es keinen anderen Krankheitserreger, der im Winter zu einer Erhöhung der Sterblichkeit führt.
Wer sollte sich impfen lassen?
"Vor allem chronisch Kranke ab dem siebenten Lebensmonat - das sind auch Kinder mit Asthma - und Menschen über 60 sollten sich gegen die Influenza impfen lassen", empfiehlt der Experte Christian Kunz zur Immunisierung.

In den USA werde bereits empfohlen, dass sich jeder Mensch ab 50 immunisieren lässt. Der Grund für die neue US-Empfehlung: In der Altersgruppe "50+" weisen in den USA - wahrscheinlich aber auch in den übrigen westlichen Industriestaaten - bereits mehr als die Hälfte der Menschen chronische Erkrankungen auf.

Gefahr gibt es durch die Influenza aber auch für andere Personengruppen. "Schwangere sollten sich impfen lassen, weil die Schwangerschaft auch eine Immunschwächung bedeutet. Doch die Influenza verläuft auch bei Babys und Kleinkindern schwerer", so Kunz. Deshalb wird auch den Kindern ab dem siebenten Lebensmonat die Immunisierung empfohlen.
Impfaktion bis Ende Dezember
Experten sehen - gerade bei der Influenza - noch erhebliche Impflücken in Österreich. Ärzteschaft, Apothekerkammer, Industrie und pharmazeutischer Großhandel haben deshalb auch in diesem Jahr wieder eine Aktion (1. Oktober bis 31. Dezember) gestartet.

"Der Impfschutz setzt voll 14 Tage nach der Immunisierung ein. Man ist ein halbes Jahr auf jeden Fall geschützt. Der normale Impfstoff kostet 9,50 Euro", erklärte dazu Christiane Körner, Vizepräsidentin der Österreichischen Apothekerkammer.

Für Menschen über 65 gibt es Vakzine, die durch ein neues Adjuvans eine bessere Immunantwort gerade bei Betagten hervorrufen sollen. Diese beiden Vakzine kosten zwölf Euro in der Apotheke. Die Ärzte verlangen in diesem Jahr ein Impfhonorar von zehn Euro.
Medikamente sind kein Schutz
Die ersten ursächlich gegen die Influenza-Viren wirkenden Arzneimittel - so genannte Neuraminidase-Hemmer - sind laut Kunz keine Mittel, mit denen man eine Epidemie verhindern kann: "Im Einzelfall kann das die Krankheit verkürzen, aber auch nicht überwältigend. Eine Epidemie kann man damit nicht verhindern."
Pandemie ist nicht in Sicht
Eine Pandemie mit einem "neuen" Influenza-Virus ähnlicher der "Spanischen Grippe" in den Jahren 1918 bis 1920 mit damals 20 bis 40 Millionen Toten weltweit wird zwar immer wahrscheinlicher, doch für die kommenden Monate gibt es jedenfalls kaum eine Gefahr. Kunz: "Wir warten eigentlich schon 35 Jahre darauf."

Was schließlich - nach Ansicht der Experten - noch besonders wichtig ist: Auch alle Menschen, die im Gesundheitswesen arbeiten oder beruflich Kontakt zu vielen Personen haben, sollten geimpft sein.
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01.01.2010