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Malaria: Erreger und Überträger genetisch entschlüsselt  
  Hoffnung für Hunderte Millionen Betroffene - auch wenn das Sterben vorläufig noch weiter gehen wird: Internationale Wissenschaftlergruppen haben sowohl die Erbsubstanz des gefährlichsten Malaria-Erregers Plasmodium falciparum, als auch des hauptsächlichen Überträgerorganismus in Afrika - des Moskitos Anopheles gambiae - entschlüsselt.  
Das wurde am Mittwoch bei Pressekonferenzen in Washington und London bekannt gegeben. Die Veröffentlichungen erfolgen in den renommierten Wissenschaftszeitschriften "Nature" und "Science".
Malaria: Geißel der Menschheit
"Der Parasit Plasmodium falciparum ist für hunderte Millionen Fälle von Malaria verantwortlich und tötet pro Jahr mehr als eine Million Kinder in Afrika. (...) Trotz mehr als einem Jahrhundert Bemühungen, die Malaria unter Kontrolle zu bringen oder gar auszurotten, bleibt die Krankheit eine große und wachsende Gefahr für die allgemeine Gesundheit und die wirtschaftliche Entwicklung der Länder in den tropischen und subtropischen Regionen der Welt."

"Rund 40 Prozent der Weltbevölkerung leben in Gegenden, in denen Malaria übertragen wird. Es gibt geschätzte 300 bis 500 Millionen Erkrankungen und bis zu 2,7 Millionen Todesfälle pro Jahr", schreiben Malcolm J. Gardner vom Institut für Genomic Research (Rockville, US-Bundesstaat Maryland) und die übrigen Mitglieder des internationalen Wissenschaftler-Teams in "Nature" (3. Oktober).
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''Genome sequence of the human malaria parasite''
Der Artikel " Genome sequence of the human malaria parasite Plasmodium falciparum" von Malcolm J. Gardner et al. erschien in der aktuellen Ausgabe des Wissenschftsmagazins "Nature" (Band 419, Nr. 6906, auf den Seiten 498 - 511).

Danach folgen sechs weitere Artikel, die sich unter anderem mit dem Genom und dem Proteom (der Gesamtheit aller Proteine eines Organismus) des Malaria-Erregers beschäftigen.
->   ''Nature''
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Hoffnung durch Genom-Daten?
Der US-Wissenschaftler in einer Presseaussendung: "Unsere Hoffnung ist, dass Forscher diese Genom-Daten verwenden, um nach Lösungen bei Krankheiten zu suchen, die den verwundbarsten Teil der Weltbevölkerung treffen."
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Das Sequenzierungsprojekt
Das internationale Sequenzierungsprojekt für den gefährlichsten Malaria-Erreger wurde 1996 gestartet. Einige Anhaltspunkte:

- Das Genom von Plasmodium falciparum besteht aus 23 Millionen Basenpaaren, die in 14 Chromosomen geordnet sind und 5.300 Gene enthalten.

- Bei dem Malaria-Erreger handelt es sich um jenen Organismus, der den größten Anteil an den Nukleotidbasen "Adenin" und "Thymin" in der Erbsubstanz (neben "Guanin" und "Cytosin") aufweist.
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Die Analyse der Eiweißstoffe
Da sich allerdings die Aktivierung der Gene des Organismus in seinen verschiedenen Stadien deutlich unterscheiden dürfte, ist eine weitere in "Nature" veröffentlichte Arbeit unerhört wichtig:

Die funktionelle Analyse von insgesamt 2.400 Eiweißsubstanzen aus den vier verschiedenen Entwicklungsstadien von Plasmodium falciparum ergab, dass fast die Hälfte der vorhandenen Proteine ausschließlich im so genannten Sporozoiten-Stadium (in diesem werden die Malaria-Erreger übertragen) vorkommt.
Der Lebenszyklus von P. falciparum
 
Bild: Nature

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''A proteomic view of Plasmodium falciparum''
Der Artikel " A proteomic view of the Plasmodium falciparum life cycle" von Laurence Florens et al. erschien in der aktuellen Ausgabe des Wissenschftsmagazins "Nature" (Band 419, Nr. 6906, auf den Seiten 520 - 526).
->   ''Nature''
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Auswirkungen auf Wirtschaftswachstum
Die Wissenschaftler erhoffen sich daraus wesentliche Fortschritte bei der Bekämpfung der Malaria. Sie löst nicht nur unerhörtes Leid aus: In Staaten, in denen die Krankheit grassiert, war das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes in den vergangenen 25 Jahren durchwegs um 1,5 Prozent geringer als in vergleichbaren Ländern ohne Malaria.
Überträger Anopheles-Mücke
Ebenfalls eine wesentlich bessere Chance auf zukünftige Erfolge gegen die Krankheit erwarten sich die Wissenschaftler von dem in "Science" veröffentlichten Projekt der Sequenzierung des hauptsächlichen Überträgers der Malaria, von Anopheles gambiae.

Auch hier hat es eine internationale Gruppe - unter Robert A. Holt von "Celera Genomics" (Gründung von Craig Venter, Anm.) -geschafft, die 278 Millionen Basenpaare lange Erbsubstanz in ihrer Abfolge zu entschlüsseln.
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''The Genome Sequence of the Malaria Mosquito''
Der Artikel " The Genome Sequence of the Malaria Mosquito Anopheles gambiae" Robert A. Holt et al. erscheint in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Science" (Nr. 298, auf den Seiten 129 - 149).

In der aktuellen "Science"-Ausgabe beschäftigen sich gezählte 24 Artikel mit dem Thema Malaria sowie deren Übertragung.
->   ''Science''
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Der Übertragungsweg
Die weiblichen Anopheles-Mücken stechen nachts, nehmen die Malaria-Erreger von Infizierten auf und übertragen sie weiter. Da die Insekten eine wesentliche Rolle im Lebenszyklus der Malaria-Erreger spielen, ist natürlich auch hier die Kenntnis der Erbsubstanz ein möglicher Weg für die Forschung.

Das gilt für die Entwicklung neuer Insektizide genau so wie - was ebenfalls bereits angedacht wird - die Züchtung genetisch veränderter Mücken, die keine Malaria mehr übertragen können.
''Entwicklung neuer Insektizide''
"Die bedeutendste Konsequenz der Entschlüsselung des Genoms wird in nächster Zukunft die Entwicklung neuer Insektizide und die Erforschung der molekularen Basis für Resistenzen gegenüber Insektiziden sein", sagte Holt.
Verwandtschaftsanalyse von Anopheles und Fruchtfliege
Doch die Erkenntnis geht viel weiter. Sie reicht mittlerweile 250 Millionen Jahre in die Entwicklungsgeschichte des Lebens auf der Erde zurück.

Das hat ein erster Vergleich der Erbsubstanz der Anopheles-Stechmücken mit jener der gänzlich ungefährlichen Fruchtfliegen Drosophila melanogaster ergeben: Damals lebte der Urahn beider Insekten-Arten - und damals trennten sich die entwicklungsgeschichtlichen Wege der Nachfahren.
->   Mehr zum Thema Malaria in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010