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Vögel: Orientierung mit dem rechten Auge  
  Rotkehlchen orientieren sich laut neuen Studien im Vogelzug mit Hilfe des rechten Auges am Magnetfeld der Erde: Deckt man dieses ab, so sind die Tiere - unter den Versuchsbedingungen - völlig orientierungslos.  
Die Studien des Zoologen Wolfgang Wiltschko von der Universität Frankfurt/Main und seinen Kollegen von der Universität Bochum sind im Fachmagazin "Nature" vom Donnerstag veröffentlicht.
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"Lateralization of magnetic compass orientation"
Der Artikel "Lateralization of magnetic compass orientation in a migratory bird" der Frankfurter und Bochumer Wissenschaftler ist in "Nature", Bd. 419, Seiten 467 - 470, vom 3. Oktober 2002 erschienen (doi:10.1038/nature00958).
->   Der Originalartikel in "Nature" (kostenpflichtig)
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Verschiedene Theorien zur Wahrnehmungsweise
Zur Wahrnehmungsweise des Magnetfeldes gibt es verschiedene, sich möglicherweise ergänzende Theorien. So hatten Forscher bereits eisenhaltige Magnetitkörnchen im oberen Teil des Schnabels von Brieftauben entdeckt.

Darüber hinaus wird angenommen, dass Vögel das Magnetfeld wahrnehmen, indem bestimmte Moleküle je nach Ausrichtung im Erdmagnetfeld ihren Energiezustand ändern, wodurch eine Art chemischer Kompass entstehen soll.
Studien sollten Usprung klären ...
Bisher sei unklar gewesen, wo dieser chemische Kompass im Körper des Vogels angesiedelt sei, sagte Wiltschko der dpa. Neue Studien sollten zunächst nur klären, ob die Magnetfeldwahrnehmung im Auge stattfindet.

Doch bei ihren Versuchen stießen die Forscher auf einen viel erstaunlicheren Fakt: Klebten sie den Vögeln das linke Auge zu, flogen sie ebenso korrekt wie mit unverklebten Augen. War hingegen das rechte Auge abgedeckt, brach die Orientierung der Tiere komplett zusammen.

"Das bewies zum einen, dass die Magnetfeldwahrnehmung tatsächlich im Auge stattfindet", sagte Wiltschko. "Genau genommen zeigt es aber, dass die Magnetkompass-Orientierung allein im rechten Auge stattfindet."
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Das Magnetfeld der Erde: Schutzschild gegen Sonnenwinde
Man nimmt an, dass das erdmagnetische Feld durch elektrische Ströme im Innern des Erdkerns zu Stande kommt. Diese Ströme entstehen, wenn Mineralien von verschiedener Temperatur und mit verschiedenen elektrischen Eigenschaften zusammenkommen. Das Erdinnere kann als riesiger natürlicher Generator betrachtet werden, der fortwährend mechanische Energie (Erddrehung und Bewegung des plastischen Kerns) in elektrische Energie umwandelt.

Das Magnetfeld funktioniert im wesentlichen als Schutzschild gegen den aggressiven Sonnenwind. Der überwiegende Teil dieses Teilchenstromes wird abgelenkt und an der Erde vorbeigeleitet. Dabei gibt es aber auch Schwachstellen in der Magnetosphäre - zu beobachten als Polarlichter. Heftige Sonnenstürme können zudem elektrische Anlagen beschädigen oder den Funkverkehr stören.
->   Weitere Informationen zum Magnetfeld der Erde
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Aufgabenverteilung in Auge und Gehirn
Die extrem starke Aufgabenverteilung zwischen den Augen spiegele sich in einer ebenso starken Aufgabenverteilung in den Gehirnhälften wieder, erklärte der Zoologe. Der Vogel habe damit in der anderen Hirnhälfte mehr Kapazität für andere Aufgaben frei.

Magnetitkörnchen und chemischer Kompass könnten sich jedoch bei der Orientierung auch ergänzen, erläuterte Wiltschko. So könnte der chemische Kompass für die Magnetfeldrichtung und die Magnetitkörnchen im Schnabel für die Magnetfeldstärke zuständig sein.

Weitere Artikel zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Magnetfeld warnt Zugvögel vor Hunger-Strecken
->   Schildkröten mit Sensor für Erdmagnetismus
 
 
 
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01.01.2010