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Wurmfossil bestätigt Explosions-Theorie  
  Der fossile Fund eines etwa 250 Millionen Jahre alten Pfeilwurms scheint die Theorie der "Kambrischen Explosion" zu bestätigen. Ihr zufolge stammen praktisch alle modernen Tierstämme aus dem selben Erdzeitalter. Das winzige Fossil - es hat eine Länge von gerade einmal 25 Millimetern - wurde von Chinesischen Wissenschaftlern im Maotianshan-Schiefergebirge entdeckt.  
Wie die Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals "Science" berichten, handelt es sich bei dem Fund erst um das zweite bislang bekannte Fossil vom Pfeilwurm-Stamm Chaetognatha.
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Der Artikel in Science: "A Possible Lower Cambrian Chaetognath (Arrow Worm), (Bd. 298, S 187, vom 4. Oktober 2002).
->   Der Artikel in "Science" (kostenpflichtig)
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Der Pfeilwurm
Der Pfeilwurm ist ein ein bis zwei Zentimeter langes Geschöpf, das wie alle anderen Würmer auch wirbellos ist. Er ist in Tiefen von mindestens 700 Metern zu finden und schwebt in freiem Wasser. Er hat leuchtende Zellen in der Mitte seines Körpers, was jedoch nicht auf eine Biolumineszenz zurückzuführen ist. Dieses Leuchten ist sein "Schrecksignal", das zur Abschreckung von Feinden dient. Die meisten der heute lebenden Arten sind in warmen Meeren in den obersten 200 Metern zu finden. Jedoch existieren auch Arten, die in Kaltwasserformen in Polarmeeren oder in großen Wassertiefen bis 5.000 Meter angesiedelt sind.
->   Mehr Informationen über den Pfeilwurm
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Ein seltener Fund
Heute existieren rund 100 verschiedene Arten des Pfeilwurms in den Ozeanen der Welt. Sie nehmen als Raubtiere eine wichtige Rolle in der Nahrungskette ein. Fossile Funde dieser Wurmart sind allerdings spärlich gesät. Bisher galt der Paucijaculum samamithion als der einzige fossile Fund eines Pfeilwurms.

Der neue Fund von Jun-Yuan Chen und Kollegen vom Nanjing-Institut für Geologie und Paläontologie wurde eindeutig als Pfeilwurm aus dem Unter-Kambrium identifiziert. Das Exemplar wird der Art Eognathacantha ercainella zugeordnet. Es ist ein ausgewachsener Wurm von 25 Millimeter Länge.
Beweis einer Theorie?
Die Entdeckung eines Pfeilwurms (Chaetognatha) aus dem Unter-Kambrium untermauert die Theorie, dass alle heute lebenden Tierstämme im Kambrium oder sogar etwas früher entstanden sind.
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Das Kambrium
Dieses Zeitalter fand vor etwa 545 bis 490 Millionen Jahren statt. Die Bezeichnung stammt von dem Begriff "Cambria", dem römischen Namen für Nordwales, wo in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die altpaläozoischen Schichtfolgen erstmals untergliedert wurden. Das Kambrium wird in Unter-, Mittel- und Oberkambrium unterteilt.
Mit dem Kambrium beginnt das Zeitalter hartteiltragender Tierwelt und des Paläozoikums, die Ära mit altertümlicher mariner Tierwelt.
->   Das Kambrium
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Eindeutige Identifizierung
Der Körper des Wurmfossils scheint vergleichsweise starr gewesen zu sein. Mehrere Charakteristika geben ihn als Pfeilwurm zu erkennen.

Sein Kopf, der breiter ist als der Leib, "Greifzangen" am Kopf und eine dehnbare "Kapuze" zwischen seinem Körper und dem Leib sind nach Angaben der Wissenschaftler eindeutige Erkennungsmerkmale.

In mehreren klitzekleinen Knochenstrukturen im Vorderteil des Kopfes glauben die Forscher sogar Zähne zu erkennen.
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Die "kambrische Explosion"
Etwa an der Wende vom Proterozoikum zum Kambrium änderte sich die Überlieferung von Organismenresten fast schlagartig: Neben den vorher dominierenden Weichkörperfossilien (z.B. Ediacara-Fauna und diverse Spurenfossilien) kommen zunächst sehr kleine ("small shelly fossils"), dann recht bald aber auch größere skeletttragende Organismen hinzu. Dieses erklärungsbedürftige Phänomen wird allgemein als "kambrische Explosion" oder "Revolution" bezeichnet, gemeint ist hiermit die - in geologischen Zeitbegriffen - rapide Beschleunigung in der Evolution mariner Invertebratenfaunen.
->   Die kambrische Explosion
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Schiefergebirge als Fundort kambrischer Fossilien
Das chinesischen Maotianshan-Schiefergebirge in dem das Fossil entdeckt wurde gilt neben dem Burgess-Schiefer in der kanadischen Provinz Britisch-Columbia als bester Fundort für kambrische Fossilien.
->   Nanjing Institute of Geology and Palaeontology in Nanjing
 
 
 
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01.01.2010