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Migration in Österreich  
  Binnenwanderung führt in Österreich zu einer deutlichen Umverteilung der Bevölkerung. Gewinner sind dabei die großen Städte und ihr Umland. Insgesamt ist die Mobilität in Österreich mit Zu- und Abwanderungen auch in das Ausland größer, als oft angeommen wird und führt zu "Wanderungsverflechtungen" mit zahlreichen Ländern. Deutschland steht dabei an der Spitze. Eine neue Studie zum Wanderungsverhalten stellt Gunther Maier von der Abteilung für Stadt- und Regionalentwicklung an der WU in einem Gastbeitrag für science.ORF.at vor.  
Wer wandert?
Von Gunther Maier, WU

Obwohl die Österreicher als wenig mobil gelten, ist es in den fünf Jahren zwischen Anfang 1996 und Ende 2000 doch zu über 2 Mill. Wanderungsfällen gekommen. Darunter sind 378.763 Zuwanderungen aus dem Ausland, 327.836 Abwanderungen in das Ausland und gut 1,3 Mill. Übersiedlungen innerhalb Österreichs über Gemeindegrenzen hinweg.
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Die Untersuchung
Diese Zahlen ergeben sich aus einer vom Bundeskanzleramt finanzierten Untersuchung von Gunther Maier, Wirtschaftsuniversität Wien, und August Gächter, Institut für Höhere Studien. Zum Unterschied von den meisten anderen Wanderungsuntersuchungen, die auf Volkszählungsdaten basieren, baut diese Untersuchung auf der Meldestatistik auf. Daher liegen auch Informationen über die Abwanderung in das Ausland vor. Zum Unterschied von den meisten anderen Wanderungsuntersuchungen, die auf Volkszählungsdaten basieren, baut diese Untersuchung auf der Meldestatistik auf. Daher liegen auch Informationen über die Abwanderung in das Ausland vor
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Zuwanderung und Abwanderung
Sowohl für die Wanderungsverflechtung mit dem Ausland als auch für die Binnenwanderung zwischen den österreichischen politischen Bezirken gilt, dass Gebiete mit viel Zuwanderung auch viel Abwanderung aufweisen.

In der Außenwanderung ergibt sich daher für die acht wichtigsten Quell- und für die acht wichtigsten Zielländer der Wanderungsverflechtung mit Österreich die gleiche Liste:

- Deutschland,
- Jugoslawien (Serbien und Montenegro),
- Türkei,
- Polen,
- Kroatien,
- Bosnien und Herzegowina,
- Ungarn,
- Vereinigte Staaten von Amerika
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Untersuchung über das Wanderungsverhalten
Die im Rahmen der WU-Jahrestagung präsentierte Untersuchung konzentriert sich auf das Wanderungsverhalten von Staatsangehörigen dieser Länder. Sie bilden drei Gruppen:
1. Die traditionellen Gastarbeiterländer (Türkei und die Nachfolgestaaten Jugoslawiens),
2. die Länder Osteuropas (Polen und Ungarn) und
3. die westlichen Länder (Deutschland und USA).
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"Außenwanderung"
Betrachtet man sie nach den beteiligten Nationalitäten, so ist sowohl die Zuwanderung nach Österreich als auch die Abwanderung aus Österreich vorallem eine Angelegenheit der österreichischen Staatsbürger.

In beide Richtungen stellen sie die größte Gruppe. 28% der Abwanderer, aber auch 18% der Zuwanderer sind österreichische Staatsbürger. Die nächstgrößte Nationalität stellen die Jugoslawen mit 12% der Zu- und 11% der Abwanderer. Sowohl die Zu- als auch die Abwanderer sind ehr jung und eher männlich. Männer stellen 53% der Ab- und 57% der Zuwanderer. Zu 52% bzw. 55% fallen die Ab- und Zuwanderer in die Altersgruppe der 16 bis 35-jährigen.
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Bevorzugte Zuwanderungsgebiete
Wenn sie nach Österreich kommen, so wandern die Zuwanderer aus dem Ausland vorallem in drei Gebiete zu:
1. den Großraum Wien,
2. Westösterreich (Vorarlberg und Tirol),
3. in geringerem Ausmaß den oberösterreichischen Zentralraum.
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Die Abbildung zeigt die Zuwanderung aus dem Ausland relativ zur Bevölkerung des Zielbezirks.

Differenziert man die Zuwanderer nach der Staatsangehörigkeit, so sind diese Gebiete für die meisten Gruppen ebenfalls sehr attraktiv. Wesentliche Ausnahmen bilden die Polen, die fast nur nach Wien und Umgebung und in die Bezirke des Weinviertels zuwandern, und die Ungarn, die im Nordburgenland stark auftreten.

Ein interessanter Unterschied zeigt sich zwischen den Zuwanderern aus Osteuropa und den Gastarbeiterstaaten einerseits und den Zuwanderern aus den westlichen Staaten andererseits, wenn wir die Stadtregionen betrachten. Erstere ziehen direkt in die Städte, zweitere vorallem in die Bezirke des Umlandes.
"Binnenwanderung"
Die Binnenwanderung, also die Wanderung zwischen den politischen Bezirken in Österreich, wird natürlich vorallem von österreichischen Staatsbürgern bestritten.

Sie machen 80% aus. Setzen wir diesen Anteil allerdings in Relation zum Inländeranteil an der Wohnbevölkerung, so zeigt sich, dass die ausländischen Staatsbürger innerhalb Österreichs wesentlich mobiler sind als die Inländer.
Umverteilung der Bevölkerung
 


Die Binnenwanderung führt zu einer markanten Umverteilung von Bevölkerung (siehe Abbildung). Während weite Teile des Landes durch die Binnenwanderung an Bevölkerung verlieren, treten markante Gewinne praktisch nur im Umland der größeren Städte auf. Vorallem Wien weist einen breiten Umkreis an Bezirken auf, in die Bevölkerung zuwandert.
Differenzieren wir wiederum nach Staatsangehörigen der oben genannten Länder, so zeigt sich, dass auch in der Binnenwanderung die Angehörigen der traditionellen Gastarbeiterländer in die Städte mehr zu als abwandern, die der westlichen Staaten in das Umland der Städte.
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Gastbeitrag und WU - Jahrestagung
Univ.Prof. Dr. Gunther Maier, der Autor dieses Gastebeitrages, lehrt an der Abteilung für Stadt- und Regionalentwicklung der WU.

"Wer wandert?", ist auch ein Themenschwerpunkt bei der WU-Jahrestagung von 5. bis 7. November 2002.
->   Informationen und Anmeldung zur Jahrestagung der WU:
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->   Homepage von Gunther Maier
->   WU - Abteilung für Stadt- und Regionalentwicklung
Weitere Beiträge aus der WU-Jahrestagung 2002:
->   Beruf oder Familie - Management im individuellen Konflikt
->   E-Learning - Hype oder Evolution des Lernens?
 
 
 
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01.01.2010