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Neuer Himmelskörper am Rand des Sonnensystems  
  Wissenschaftler haben das bisher größte Objekt in der Umlaufbahn der Sonne seit Entdeckung des Planeten Pluto vor über 70 Jahren gefunden. Mit einem Durchmesser von 1250 Kilometern ist der Himmelskörper am Rand des Sonnensystems etwa halb so groß wie Pluto.  
Die Mitarbeiter des California Institute of Technology, die das Objekt bereits im Juni ausfindig machten, stellten ihre Forschungsergebnisse am Montag auf einer Konferenz der American Astronomical Society in Birmingham vor.
->   American Astronomical Society
Namgensgebung nach Schöpfungsmythos: "Quaoar"
Der Himmelskörper, der nach einem Schöpfungsmythos des indianischen Tongva-Stammes "Quaoar" benannt wurde, befindet sich jenseits der Umlaufbahn des Pluto im Kuiper-Gürtel, mehr als sechs Milliarden Kilometer von der Sonne entfernt.

In dieser Region am Rand des Sonnensystems befinden sich unzählige vereiste Felsbrocken, die als Überbleibsel von der Entstehung des Sonnensystems vor rund fünf Milliarden Jahren angesehen werden. Rund 500 dieser planetenartigen Objekte wurden in den vergangenen Jahren aufgespürt.

Nach Angaben der Forscher braucht Quaoar 288 Jahre, um die Sonne auf seiner Umlaufbahn zu umrunden. Der sonnennähere Planet Pluto benötigt dazu 248 Jahre.
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Pluto kein Planet?
Die Ähnlichkeit zwischen dem neu entdeckten Himmelskörper und dem Planeten lässt die Wissenschaftler an Plutos Zuordnung zu den neun Planeten unseres Sonnensystems zweifeln. Astronom Mike Brown vom California Institute of Technology stuft Pluto - wie Quaoar - als ein riesiges Kuiper-Gürtel-Objekt ein. Würde Pluto, der kleinste der neun Planeten, heute entdeckt werden, würde er nicht als Planet bezeichnet werden, glaubt Brown.

Die Diskussion ist nicht neu: Tatsächlich ist dies letztlich eine Frage der Definition. Als Planeten gelten "größere" Objekte, die unmittelbar um eine Sonne kreisen - Pluto als der kleinste der neun Planeten im Sonnensystem könnte auch als großer Asteroid oder Komet gelten.
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Max-Planck-Radioastronomen vermessen "Quaoar"
 
Bild: NASA/ Bertoldi

Der neuentdeckte Kleinplanet Quaoar im Grössenvergleich mit Pluto, Mond und Erde.

Die Größe des neu entdeckten Himmelskörpers haben auch Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn bestimmt: Sie maßen den Durchmesser von insgesamt vier der fünf größten und fernsten Kleinplaneten unseres Sonnensystems.

Die vier Kleinplaneten befinden sich in den äußersten Regionen unseres Sonnensystems, jenseits von Pluto in einer Entfernung von mehr als vier Milliarden km, über 30 mal weiter als der Abstand zwischen Erde und Sonne.
Mitglieder des Kuiper-Gürtels
Sie sind Mitglieder des so genannten Kuiper-Gürtels von etwa hunderttausend Kleinplaneten, die unsere Sonne auf stabilen Bahnen mit Umlaufzeiten von ca. 300 Jahren umkreisen. Eine direkte Größenbestimmung dieser Objekte war bisher wegen ihrer großen Entfernung nicht möglich.

"Die Geschwindigkeit, mit der sich ein Kleinplanet am Himmel bewegt, verrät uns dessen Entfernung", erklärt der Bonner Astrophysiker Frank Bertoldi, "und damit können wir die durch Sonnenstrahlung bestimmte Oberflächentemperatur des Objekts ausrechnen.

Die gemessene Stärke der Wärmestrahlung, die von der Oberflächentemperatur und der Größe abhänge, zeige dann, wie groß der Kleinplanet ist, so Bertoldi weiter. Die optische Helligkeit - reflektiertes Sonnenlicht - erlaube dagegen keinen genauen Aufschluss über die Größe.
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Messungen mit IRAM-Teleskop und MAMBO
Die Messungen bei Millimeter-Wellenlängen wurden mit dem 30-Meter Teleskop von IRAM in Südspanien und MAMBO, einem sehr empfindlichen Wärmesensor des Bonner Max-Planck-Instituts, durchgeführt. Das Institut für Radioastronomie bei Millimeterwellenlängen (IRAM) wird gemeinsam von der Max-Planck-Gesellschaft, dem französischen Centre National de Recherche Scientifique und dem spanischen Instituto Geografico Nacional mit Hauptquartier in Grenoble betrieben.
->   Institut für Radioastronomie bei Millimeterwellenlängen (IRAM)
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Aufschlüsse über den Ursprung des Planetensystems
Wie Bertoldis Bonner Kollege Wilhelm Altenhoff erklärt, erlauben Erkenntnisse über die Objekte im Kuiper-Gürtel Rückschlüsse auf den Ursprung unseres Planetensystems. Sie seien "eine Art Schutthalde, eine archäologische Fundstätte, die ursprüngliche und unveränderte Überreste des Sonnennebels enthält, aus dem sich die Sonne und Planeten entwickelt haben."
->   California Institute of Technology
->   Max-Planck-Institut für Radioastronomie
->   Weitere Artikel zum Sonnensystem in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010