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Chemie-Nobelpreis 2002 bekannt gegeben  
  Preisträger des Chemie-Nobelpreises 2002 sind der Amerikaner John B. Fenn, der Japaner Koichi Tanaka und der Schweizer Kurt Wüthrich. Das gab die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Mittwoch in Stockholm bekannt. Als Begründung wurde "die Entwicklung von Methoden zur Identifikation und Strukturanalyse von biologischen Makromolekülen" durch die drei Forscher angegeben.  
Bild: EPA
John Fenn
Der Preis - in diesem Jahr mit rund 1,1 Millionen Euro dotiert - geht zur einen Hälfte an John Fenn und Koichi Tanaka - "für ihre Entwicklung von weichen Desorption/Ionisation-Methoden zur massenspektrometrischen Analyse von biologischen Makromolekülen".

Die andere Hälfte erhält der Schweizer Wissenschaftler Kurt Wüthrich - "für seine Entwicklung der kernmagnetischen Resonanzspektroskopie zur Bestimmung der dreidimensionalen Struktur von biologischen Makromolekülen in Lösung".
Revolutionierende Analysenmethoden für Biomoleküle
Die Wissenschaftler haben mit ihren Forschungen neue Analysenmethoden zum Studium von biologischen Makromolekülen, beispielsweise Proteinen, entwickelt.

Die Möglichkeit, Proteine nachzuweisen, im Detail zu analysieren und dreidimensional in Lösung darzustellen, habe das Verständnis der Lebensprozesse erweitert, heißt es weiter in der Begründung.
Massenspektrometrie: Analyse biologischer Makromoleküle
Bild: EPA
Koichi Tanaka
Massenspektrometrie wird im Allgemeinen in jedem Chemielaboratorium angewendet. Früher konnten nur kleinere Moleküle identifiziert werden, aber John Fenn und Koichi Tanaka haben Methoden entwickelt, die auch die Analyse biologischer Makromoleküle ermöglichen.

Beide Technologien haben demnach vor allem die Entwicklung neuer Heilmittel revolutioniert. Neue und viel versprechende Anwendungen werden laufend auch aus anderen Bereichen gemeldet, zum Beispiel aus der Lebensmittelkontrolle und der Frühdiagnostik von Brust- und Prostatakrebs.

So basierte etwa die Feststellung von Acrylamid in gebratenen, gebackenen und frittierten Lebensmitteln, die im April 2002 weltweites Aufsehen erregte, auf einer Weiterentwicklung der Massenspektrometrie: science.ORF.at: Acrylamid in Lebensmitteln
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Die Forschungen von Fenn und Tanaka im Detail
Der Amerikaner Fenn veröffentlichte 1988 die so genannte ESI (electrospray ionisation)-Methode. Mit ihr werden zuerst kleine, geladene Tropfen einer Proteinlösung produziert, welche dann wegen des verdunstenden Wasseranteils zusammenschrumpfen. Langsam bleiben frei schwebende Proteinionen übrig, deren Massen man zum Beispiel dadurch ausrechnen kann, dass man sie beschleunigt und die Flugzeit über eine bekannte Strecke misst.

Gleichzeitig führte Koichi Tanaka eine andere Technik ein, um Proteine frei schweben zu lassen, nämlich mittels weicher Laserdesorption (soft laser desorption). Ein Laserpuls muss die Probe treffen, die in kleine Teile "gesprengt" wird und somit die Moleküle freigibt.
->   Informationen zur Massenspektrometrie
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"Halber Preis" für Weiterentwicklung der kernmagnetischen Resonanz
Bild: ETH Zürich
Kurt Wüthrich
Der zweite Teil des Preises zeichnet die Weiterentwicklung einer anderen Lieblingsmethode unter Chemikern - der kernmagnetischen Resonanz, NMR, aus. Mit NMR erhält man Informationen über die dreidimensionale Struktur und die Beweglichkeit des Moleküls.

Durch seine Arbeit zu Beginn der 1980er Jahre hat Kurt Wüthrich die Anwendung von NMR auf Proteine ermöglicht. Er entwickelte zum einen eine generelle Methode zur systematischen Bestimmung gewisser Fixpunkte im Proteinmolekül.

Zum anderen entwickelte Wüthrich ein Prinzip, um mittels der Abstände die dreidimensionale Struktur auszurechnen. Der Vorteil der NMR ist, dass man die Proteine in Lösung, also in einer den Verhältnissen in den Zellen gleichenden Umgebung studieren kann.
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Die "Chemie-Preisträger" des Vorjahres
Preisträger des Chemie-Nobelpreises 2001 waren die beiden US-Forscher William Knowles und Barry Sharpless sowie der Japaner Ryoji Noyori. Knowles und sein japanischer Kollege Ryoji Noyori erhielten gemeinsam eine Hälfte des Preises "für ihre Arbeiten über chiral katalysierende Hydrierungsreaktionen". Barry Sharpless erhielt die andere Hälfte "für seine Arbeiten über chiral katalysierende Oxidationsreaktionen".
->   Mehr dazu in science.ORF.at
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Biografisches: Die Preisträger im Überblick
Der 85-jährige Amerikaner John Fenn promovierte 1940 in Chemie an der Yale University, dort hatte er von 1967 bis 1987 eine Professur inne. Seit 1994 ist Fenn Forschungsprofessor für analytische Chemie an der Virginia Commonwealth University in Richmond, Virginia.

VCU: Homepage John Fenns

Der 1959 geborene Chemiker Koichi Tanaka machte seinen Abschluss an der Tohoku-Universität in Japan. Er ist heute Forschungs- und Entwicklungsingenieur beim japanischen Unternehmen Shimadzu Corp. in Kioto.

Shimadzu

Kurt Wüthrich promovierte 1964 in anorganischer Chemie an der Universität Basel. Der 64-Jährige ist derzeit Professor für Biophysik an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich sowie Gastprofessor am amerikanischen Scripps Research Institute im kalifornischen La Jolla.

ETH Zürich: The Wüthrich Lab
Kurt Wüthrich - Curriculum Vitae
Wirtschafts-Nobelpreis 2002 an zwei Amerikaner
Ebenfalls am Mittwoch wurde der Nobelpreis für Wirtschaft verliehen - an die beiden Amerikaner Daniel Kahneman und Vernon L. Smith. Die Wissenschaftler wurden für die Einführung "psychologischer Forschungen" in die Wirtschaftswissenschaften bzw. "den Einsatz von Laborexperimenten" ausgezeichnet.
->   science.ORF.at zum Wirtschafts-Nobelpreis 2002
Medizin-Nobelpreis 2002: Organentwicklung & Zellsterben
Der Nobelpreis 2002 für Medizin ging an die beiden britischen Forscher Sydney Brenner und John Sulston sowie an ihren amerikanischen Kollegen Robert Horvitz für ihre Entdeckungen betreffend der "genetischen Regulierung der Organentwicklung und des programmierten Zellsterbens".
->   Mehr dazu in science.ORF.at
Physik-Nobelpreis 2002 an drei Astrophysiker
Der Physik-Nobelpreis 2002 wurde an die beiden Amerikaner Raymond Davis Jr. und Riccardo Giacconi sowie an den Japaner Masatoshi Koshiba verliehen - für "bahnbrechende astrophysikalische Forschungen", wie die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften begründete.
->   Mehr dazu in science.ORF.at
Literatur- und Friedens-Nobelpreis stehen noch aus
Damit ist der Nobelpreis-Reigen diese Woche allerdings noch nicht vorüber: Am Donnerstag und Freitag folgen der Literatur- sowie Friedens-Nobelpreis des Jahres 2002.
->   Die Nobelstiftung
->   Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften
Ausführliche Informationen der Nobelstiftung zu den Forschungen der drei Preisträger des Chemie-Nobelpreises 2002 finden Sie in www.nobel.se:
->   Die Informationen als pdf-Dokument
 
 
 
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01.01.2010