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Wirtschafts-Nobelpreis 2002 an zwei Amerikaner  
  Der diesjährige Wirtschafts-Nobelpreis wird an die Amerikaner Daniel Kahneman und Vernon L. Smith verliehen. Die Wissenschaftler werden für "psychologische Forschungen" bzw. "den Einsatz von Laborexperimenten" ausgezeichnet.  
Die Begründungen
Kahneman wird "für das Einführen von Einsichten der psychologischen Forschung in die Wirtschaftswissenschaft, besonders bezüglich Beurteilungen und Entscheidungen bei Unsicherheit" geehrt.

Smith erhält den Preis für den "Einsatz von Laborexperimenten als Werkzeug in der empirischen ökonomischen Analyse, insbesondere in Studien unterschiedlicher Marktmechanismen".

Das verkündete die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Mittwochnachmittag in Stockholm. Der Wirtschaftsnobelpreis - eigentlich "Nobel-Gedenkpreis für Wirtschaftswissenschaft" - gehört nicht zu den "klassischen Nobelpreisen": Er wird seit 1969 als eine von der Schwedischen Reichsbank gestiftete Ehrung für Wirtschaft vergeben.
Die traditionelle Theorie des "homo oeconomicus"
Volkswirtschaftliche Theorie hat traditionell auf der Annahme eines homo oeconomicus aufgebaut, dessen Entscheidung von Eigeninteresse und Rationalität gesteuert wird.

Ökonomie ist traditionell als eine nicht experimentelle Wissenschaft angesehen worden, die eher auf Beobachtungen wirklicher Wirtschaftsvorgänge als auf kontrollierten Laborexperimenten fusst.
Psychologische und Experimentelle Ökonomie
Während der letzten Jahre wurde jedoch immer mehr Forschung der Aufgabe gewidmet, grundlegende Postulate der wirtschaftswissenschaftlichen Theorie zu testen und zu verändern; die Wirtschaftsforschung verwendet bevorzugt immer mehr Daten aus dem Labor als aus dem Feld.
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Kovergierende Forschungsfelder
Diese neue Forschung hat ihre Wurzeln in zwei - ursprünglich unterschiedlichen, aber nun konvergierenden - Forschungsbereichen: Analysen von menschlichen Beurteilungen und Entscheidungen durch kognitive Psychologen und Überprüfungen von wirtschaftwissenschaftlichen Theorien im Labor durch experimentelle Wirtschaftwissenschaftler. Beide diesjährige Preisträger sind die Pioniere auf diesen Gebieten.
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Daniel Kahneman: Psycho-Ökonomie
Bild: Princeton University
Daniel Kahneman
Daniel Kahneman hat Einsichten aus der psychologischen Forschung in die wirtschaftswissenschaftliche Analyse integriert und dadurch das Fundament für ein neues Forschungsgebiet gelegt.

Kahnemans wichtigsten Resultate berühren das Entscheidungsverhalten bei Unsicherheit, wo er aufgezeigt hat, wie Entscheidungen systematisch von den Vorhersagen der traditionellen wirtschaftwissenschaftlichen Theorien abweichen kann.
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Daniel Kahneman wurde 1934 in Tel Aviv, Israel geboren (er ist Bürger der USA und Israels). Er promovierte an der University of California in Berkeley 1961. Seit 1993 ist er Eugene Higgins Professor of Psychology und Professor of Public Affairs an der Princeton University, NJ, USA.
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Entwickler der "prospect theory"
Zusammen mit dem 1996 verstorbenen Amos Tversky hat er eine Alternative, die "prospect theory", entwickelt, die dem beobachteten Verhalten besser entspricht.

Weiterhin hat Kahneman aufgeklärt, wie Entscheidungen unter Unsicherheit heuristische Abkürzungen nehmen können, die systematisch von den grundlegenden Sätzen der Wahrscheinlichkeitslehre abweichen.

Seine Arbeiten haben eine neue Generation von Forschern in der Volkswirtschaft und Finanzwissenschaft inspiriert, die die ökonomische Theorie mit Einsichten aus der kognitiven Psychologie um menschliche Motive bereichert haben.
Vernon L. Smith: Labor-Ökonomie
Bild: George Manson University
Vernon L. Smith
Vernon L. Smith hat das Fundament für das Forschungsgebiet experimentelle Wirtschaftswissenschaft gelegt. Smith's Beitrag ist sowohl methodologisch als auch substanziell.

Er hat eine Reihe experimenteller Methoden entwickelt, die den Standard für Laborexperimente in der Wirtschaftsforschung gebildet haben. In eigenen Experimenten hat er empirisch die Bedeutung alternativer Marktinstitutionen nachgewiesen; z.B. welchen Preis ein Verkäufer aufgrund der Wahl der Auktionsform erwarten kann.
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Vernon L. Smith wurde 1927 in Wichita, KS, USA geboren. Er promovierte an der Harward Universität 1955. Seit 2001 ist er Professor of Economics and Law, an der George Manson University, VA, USA.
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Angewandte Tests freier Märkte
Smith ist auch in die Bresche gegangen, um das Laboratorium als einen "Windtunnel" zu benutzen, wo Spielregeln für neue Märkte - z.B. deregulierte Elektrizitätsmärkte - im Labormilieu getestet werden, ehe sie in der Praxis angewendet werden. Seine Einsätze haben entscheidende Bedeutung gehabt, um Experimente zu wichtigen Werkzeugen in der empirischen wirtschaftswissenschaftlichen Analyse zu machen.
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Die "Wirtschafts-Preisträger" des Vorjahres
Der "Nobel-Gedenkpreis für Wirtschaftswissenschaft" wurde im vergangenen Jahr an George Akerlof, Michael Spence und Joseph Stiglitz aus den USA verliehen. Die Wissenschaftler wurden für ihre "Analysen von Märkten mit asymmetrischer Information" geehrt. Sie legten damit in den 70er Jahren das Fundament zu einer allgemein gültigen Theorie über Märkte mit so genannter asymmetrischer Information, "die eine Zahl von wohlbekannten, aber scheinbar wesensfremden Phänomenen erklären kann", begründete die Akademie die Auszeichnung.
->   Mehr dazu in science.ORF.at
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Chemie-Nobelpreis für Forschungen an "Makromolekülen"
Ebenfalls am Mittwoch wurden die Preisträger des Chemie-Nobelpreises 2002 bekannt gegeben: Mit der begehrten Auszeichnung geehrt wurden der Amerikaner John B. Fenn, der Japaner Koichi Tanaka und der Schweizer Kurt Wüthrich.

Als Begründung wurde "die Entwicklung von Methoden zur Identifikation und Strukturanalyse von biologischen Makromolekülen" durch die drei Forscher angegeben.
->   science.ORF.at: Chemie-Nobelpreis 2002 bekannt gegeben
Medizin-Nobelpreis: Organentwicklung und Zellsterben
Der Nobelpreis 2002 für Medizin bzw. Physiologie wurde am Montag bekannt gegeben: Er ging an die beiden britischen Forscher Sydney Brenner und John Sulston sowie an ihren amerikanischen Kollegen Robert Horvitz für ihre Entdeckungen betreffend der "genetischen Regulierung der Organentwicklung und des programmierten Zellsterbens".
->   science.ORF.at zum Medizin-Nobelpreis 2002
Physik-Nobelpreis 2002 an drei Astrophysiker
Der Physik-Nobelpreis 2002 wurde am Dienstag an die beiden Amerikaner Raymond Davis Jr. und Riccardo Giacconi sowie an den Japaner Masatoshi Koshiba verliehen - für "bahnbrechende astrophysikalische Forschungen", wie die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften begründete.
->   science.ORF.at zum Physik-Nobelpreis 2002
Literatur- und Friedens-Nobelpreis stehen noch aus
Damit ist der Nobelpreis-Reigen diese Woche allerdings noch nicht vorüber: Am Donnerstag und Freitag folgen der Literatur- sowie Friedens-Nobelpreis des Jahres 2002.
->   Die Nobelstiftung
->   Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften
 
 
 
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01.01.2010