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Warum Vögel fremd gehen: Betrug statt Inzest  
  Eng verwandte Vogel-Partner, die eigentlich monogam leben, gehen häufiger fremd als genetisch verschiedene Paare. Wie Forscher meinen eine Strategie, um beim Nachwuchs Schäden durch Inzucht zu vermeiden.  
Indem sie "außerehelichen" Nachwuchs mit einem weniger nah verwandten Partner zeugen, gleichen Vögel schädliche Folgen von Inzucht aus. Auf diese Weise erhöhen die Tiere die Überlebensfähigkeit der gesamten Art, wie ein Team internationaler Wissenschafter im britischen Fachblatt "Nature" vom Donnerstag berichtet.
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"Genetic similarity between mates and extra-pair parentage"
Der Artikel "Genetic similarity between mates and extra-pair parentage in three species of shorebirds" ist erschienen in "Nature" Bd. 419, Seiten 613 - 615, vom 10. Oktober 2002 (doi:10.1038/nature01104).
->   Der Orignialartikel (kostenfplichtig)
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Forscher untersuchten "Untreue-Rate"
Donald Blomqvist vom Konrad Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und seine Mitarbeiter untersuchten die "Untreue-Rate" dreier Küstenvogel-Arten.

Dazu verglichen sie das Erbgut verschiedener Elternpaare mit dem ihres Nachwuchses. Je enger die Eltern genetisch verwandt waren, desto häufiger fand sich in den Brutgelegen ein Küken, dass mit einem anderen Partner gezeugt wurde, ergaben die Untersuchungen.
Ausgleich "schlechter" Genvarianten
Den Forschern zufolge macht dieses Verhalten Sinn: Denn enge Verwandte tragen häufig die selben Versionen ihrer Gene.

Paaren sich zwei Eltern, die beide eine nachteilige Variante eines Genes tragen, wird diese Eigenschaft mit großer Wahrscheinlichkeit an die Nachkommen weitergegeben. Bei weniger engen Verwandten werden "schlechte" Genvarianten meist von den Erbanlagen des Partners ausgeglichen.

Extreme Inzucht wird bei Vögeln allerdings meist vermieden. Sehr eng verwandte Partner paaren sich nur, wenn keine Alternative in Sicht ist. Bei vielen Küstenvogelarten kommt dies häufiger vor, da die Tiere in festen Kolonien leben.
Ungeklärt: Wie erkennen Vögel enge Verwandte?
Bisher wissen die Forscher noch nicht, wie Vögel erkennen, ob ihr Partner mit ihnen verwandt ist oder nicht. Dass sie dies ähnlich wie Nagetiere über ihren Geruchssinn tun, scheint unwahrscheinlich, da dieser bei Vögeln meist schlecht entwickelt ist.

Vögel seien eben schlauer und lernfähiger als bisher gedacht, schreibt Arie van Noordwijk vom Niederländischen Institut für Ökologie in einem begleitenden Kommentar zu dem Artikel - erschienen unter dem Titel "Behavioural ecology: Excuses for avian infidelity" in der selben Ausgabe von "Nature"
->   Der Kommentar (kostenpflichtig)
->   Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung
 
 
 
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01.01.2010