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Studie: Zu viele Medikamente für alte Menschen  
  Alte und pflegebedürftige Menschen erhalten zu viele Medikamente. Dies ergab eine Studie von Arzneimittel-Experten der TU Dresden, die in der "Deutschen Medizinischen Wochenschrift" veröffentlicht wurde.  
Nach Angaben von Studienleiter David Pittrow gibt es in Deutschland kaum einen Menschen über 60 Jahre, der pro Jahr nicht wenigstens einmal ein Medikament verschrieben bekommt. Insgesamt hatten die Wissenschaftler die Daten von 3.592 Mitgliedern einer Berliner Betriebskrankenkasse ausgewertet.
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Arzneimittelanwendung bei Alten Menschen
Die Studie "Arzneimittelanwendung bei Alten- und Pflegeheimbewohnern im Vergleich zu Patienten in ambulanter Pflege bzw. ohne Pflegebedarf" ist erschienen in der "Deutschen Medizinischen Wochenschrift", Heft 39, Jahrgang 127 (DOI: 10.1055/s-2002-34355).
->   Abstract des Artikels
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Sieben oder mehr Arzneien für jeden Zehnten
Gerade in der häuslichen Pflege sei zudem die Einnahme mehrerer Medikamente weit verbreitet, schreiben die Experten. Jeder zehnte Senior erhalte sogar sieben oder mehr verschiedene Medikamente, berichten die Wissenschaftler.

Diese Mehrfachverschreibung sei nicht nur teuer, sondern auch gefährlich. Denn mit der Zahl der eingenommenen Medikamente steige das Risiko von Neben- und Wechselwirkungen.
Zu häufig Sucht erzeugende Mittel
Zu häufig würden vor allem Sucht erzeugende Beruhigungsmittel oder Medikamente gegen Psychosen verschrieben, die das Sturzrisiko erhöhten. Andere Mittel würden dagegen zu selten verordnet wie beispielsweise Medikamente gegen entzündliche Gelenkbeschwerden oder zu hohe Blutfettspiegel.
Eine teure Verschreibungspraxis
Insgesamt sei die Verschreibungspraxis nicht nur medizinisch bedenklich, sondern auch teuer. So erhielten Senioren in häuslicher Pflege im Untersuchungsjahr Medikamente für 1.126 Euro. Alten- und Pflegeheimbewohner erhielten Arzneimittel für 714 Euro.

Ärzte würden außerdem viele Medikamente mit ungesicherter Wirkung verschreiben, kritisieren die Experten. Sie vermuten, dass Mediziner häufig Medikamente als Placebo einsetzen oder aber den Verordnungswünschen der Patienten nachgeben. "Ein Rückgang dieser Therapie wäre ein Hinweis auf eine Qualitätsverbesserung in der Praxis", sagt Pittrow.
->   "Deutsche Medizinische Wochenschrift"
 
 
 
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01.01.2010