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Schmerzlindernd: Akupunktur zum Mitnehmen  
  Am Wiener AKH erhalten Patienten mit Schmerzen "Akupunktur zum Mitnehmen": Ein kleines Hightech-Gerät hinter dem Ohr stimuliert die Nervenbahnen durch schwache elektrische Impulse.  
Schulmedizin und Akupunktur im Kombipack
Das Herz des Miniapparats ist eine batteriebetriebene Elektrode, die im Sekundentakt elektrische Impulse abgibt. Sie wird hinter dem Ohr befestigt und soll die Wirkung der Akupunktur verstärken. Auf diese Weise wird die Ohrakupunktur des Franzosen Paul F.M. Nogier mit der traditionellen Elektrostimulation kombiniert.
Ohrakupunktur von Nogier
Nogier entdeckte in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts, dass das Ohr einer Landkarte des gesamten Körpers gleicht. So können von verschiedenen Reflexpunkten im Ohrläppchen gezielt bestimmte Organe oder Schmerzregionen beeinflusst werden. Ein zweiter Vorteil, den sich die Therapie zunutze macht, ist die Erkenntnis, dass die wiederholte Stimulation der Akupunkturpunkte in bestimmten Frequenzen die Wirkung des Reizes erhöht.
Therapie made in Austria
Die beide Faktoren machte der östereichische Schmerzspezialist Constantin Szeles zur Grundlage der "Punktualstimulation" mit dem so genannten P-STIM-Gerät. Die zu stimulierenden Punkte lokalisiert er zunächst mit einem speziell entwickelten Stift.

Dieser misst den Hautwiderstand und erkennt so die gesuchten Akupunkturpunkte. In diese wird nun eine etwa drei Millimeter lange Nadel eingebracht. Danach wird das P-STIM-Gerät über hauchdünne Drähtchen mit den Nadeln verbunden. Die Elektroden senden jetzt periodisch elektrische Signale aus: drei Stunden Stimulation, drei Stunden Pause und das über vier Tage hinweg.
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Die große Wirkung der kleinen Nadeln
Der Ursprung des Migräneschmerzes beispielsweise ist eine Störung der Gefäßdehnung im Gehirn. Ein wichtiger Akupunkturpunkt um diese Störstelle zu bekämpfen, liegt an der Handaußenfläche zwischen Daumen und Zeigefinger. Sobald in diesen Punkt die Nadel eingestochen wird, wird der Reiz über die Nervenbahnen an das Rückenmark und von dort in das Gehirn weitergeleitet. Rückenmark und Gehirn reagieren darauf mit einer Fülle von Aktivitäten.

Eine wichtige Rolle spielen möglicherweise elektromagnetische Schwingungen. Sie werden in den ganzen Körper ausgesandt. Je nach Frequenz dieser elektrischen Signale werden verschiedene körpereigene Opiate ausgeschüttet. Im Falle von Migräne beeinflussen sie die Störstelle im Gehirn und dämpfen den Schmerz. Zusätzlich wird durch die Akupunktur die Durchblutung angeregt und die Muskulatur entspannt. Das allgemeine Wohlempfinden steigt.
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Vielversprechende Ergebnisse
Erste Ergebnisse einer Studie im AKH zeigen, dass das Gerät bei zwei Drittel der Betroffenen eine deutliche Schmerzerleichterung bewirkt. Medikamente können reduziert oder sogar abgesetzt werden. Das vermindert nicht nur die Nebenwirkungen. Die Patienten müssen auch keine genauen Einnahmezeiten ihrer Tabletten mehr beachten. Das übernimmt jetzt das P-STIM-Gerät. Während es die Patienten von ihren Beschwerden erlöst, können diese ungehindert ihren alltäglichen Beschäftigungen nachgehen.
In Zukunft noch mehr Anwendungen
Unterschiedliche Stimulationsfrequenzen entscheiden darüber, welche körpereigene Mechanismen zur Schmerzhemmung aktiviert werden. Diese Frequenzen können beim Hersteller des P-STIM Geräts in Mauerbach bei Wien direkt programmiert werden. Dadurch läßt sich der Einsatzbereich in Zukunft noch erweitern.

Neben chronischen oder akuten Schmerzen nach einer Operation, könnte das Gerät schon bald auch Menschen mit akuten Zahnschmerzen - etwa nach einer Weisheitszahnentfernung - Erleichterung verschaffen.

Rike Fochler, Modern Times Gesundheit
->   Österr. Ges. f. Akupunktur
->   Österr. Wissenschaftliche Ärztegesellschaft für Akupunktur
->   Biegler Medizinelektronik
 
 
 
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01.01.2010